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Bluntschli, Johann Caspar: Allgemeine Statslehre. Stuttgart, 1875.

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Sechstes Buch. Die Statsformen.

Ein Recht Steuern zu erheben, kam dem Fürsten nur
unter der Bedingung zu, dasz die Stände zuvor das Bedürf-
nisz der Steuern anerkannt und die Erhebung der Steuer be-
willigt hatten. Die aristokratischen Stände waren aber nicht
geneigt, Steuern zu bewilligen. Manche Steuern waren mit
der Zeit zu Reallasten geworden, welche hauptsächlich die
Bauergüter belasteten, aber eben darum auch unveränderlich.
Auch in dieser Hinsicht gebrach es an einem allgemeinen
Pflichtgefühl der Stände und der Privaten gegen den Stat.



Dreizehntes Capitel.
F. Die neuere absolute Monarchie.

Aus der mittelalterlichen ständischen beschränkten Mon-
archie ging die moderne Repräsentativmonarchie nicht
unmittelbar hervor als die statliche Ordnung der neuen Zeit.
Im Kampfe mit den Ständen erstarkte vorerst eine neue ab-
solute Monarchie
. Die sämmtlichen germano-romanischen
und die germanischen Völker Europa's muszten erst das
letztere Statssystem wieder erfahren, bevor es zu der Bildung
der neuen Statsform kam.

Am frühesten zeigt sich diese Entwicklung und am hef-
tigsten tritt der Absolutismus hervor in Frankreich und in
Spanien. Je stärker die germanischen Elemente in einer
Nation waren, desto weniger konnte es den Königen gelingen,
eine den germanischen Rechtsbegriffen völlig fremde und zu-
widerlaufende absolute Gewalt zum geltenden Statsprincip zu
erheben. Dagegen waren dieser die römischen Traditionen,
die nun in Wissenschaft und Leben wieder wach wurden,
durchaus günstig.

Schon seit dem zwölften Jahrhunderte, als noch die Seig-
neurs des üppigen Machtgenusses sich erfreuten, arbeiteten

Sechstes Buch. Die Statsformen.

Ein Recht Steuern zu erheben, kam dem Fürsten nur
unter der Bedingung zu, dasz die Stände zuvor das Bedürf-
nisz der Steuern anerkannt und die Erhebung der Steuer be-
willigt hatten. Die aristokratischen Stände waren aber nicht
geneigt, Steuern zu bewilligen. Manche Steuern waren mit
der Zeit zu Reallasten geworden, welche hauptsächlich die
Bauergüter belasteten, aber eben darum auch unveränderlich.
Auch in dieser Hinsicht gebrach es an einem allgemeinen
Pflichtgefühl der Stände und der Privaten gegen den Stat.



Dreizehntes Capitel.
F. Die neuere absolute Monarchie.

Aus der mittelalterlichen ständischen beschränkten Mon-
archie ging die moderne Repräsentativmonarchie nicht
unmittelbar hervor als die statliche Ordnung der neuen Zeit.
Im Kampfe mit den Ständen erstarkte vorerst eine neue ab-
solute Monarchie
. Die sämmtlichen germano-romanischen
und die germanischen Völker Europa's muszten erst das
letztere Statssystem wieder erfahren, bevor es zu der Bildung
der neuen Statsform kam.

Am frühesten zeigt sich diese Entwicklung und am hef-
tigsten tritt der Absolutismus hervor in Frankreich und in
Spanien. Je stärker die germanischen Elemente in einer
Nation waren, desto weniger konnte es den Königen gelingen,
eine den germanischen Rechtsbegriffen völlig fremde und zu-
widerlaufende absolute Gewalt zum geltenden Statsprincip zu
erheben. Dagegen waren dieser die römischen Traditionen,
die nun in Wissenschaft und Leben wieder wach wurden,
durchaus günstig.

Schon seit dem zwölften Jahrhunderte, als noch die Seig-
neurs des üppigen Machtgenusses sich erfreuten, arbeiteten

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[440/0458] Sechstes Buch. Die Statsformen. Ein Recht Steuern zu erheben, kam dem Fürsten nur unter der Bedingung zu, dasz die Stände zuvor das Bedürf- nisz der Steuern anerkannt und die Erhebung der Steuer be- willigt hatten. Die aristokratischen Stände waren aber nicht geneigt, Steuern zu bewilligen. Manche Steuern waren mit der Zeit zu Reallasten geworden, welche hauptsächlich die Bauergüter belasteten, aber eben darum auch unveränderlich. Auch in dieser Hinsicht gebrach es an einem allgemeinen Pflichtgefühl der Stände und der Privaten gegen den Stat. Dreizehntes Capitel. F. Die neuere absolute Monarchie. Aus der mittelalterlichen ständischen beschränkten Mon- archie ging die moderne Repräsentativmonarchie nicht unmittelbar hervor als die statliche Ordnung der neuen Zeit. Im Kampfe mit den Ständen erstarkte vorerst eine neue ab- solute Monarchie. Die sämmtlichen germano-romanischen und die germanischen Völker Europa's muszten erst das letztere Statssystem wieder erfahren, bevor es zu der Bildung der neuen Statsform kam. Am frühesten zeigt sich diese Entwicklung und am hef- tigsten tritt der Absolutismus hervor in Frankreich und in Spanien. Je stärker die germanischen Elemente in einer Nation waren, desto weniger konnte es den Königen gelingen, eine den germanischen Rechtsbegriffen völlig fremde und zu- widerlaufende absolute Gewalt zum geltenden Statsprincip zu erheben. Dagegen waren dieser die römischen Traditionen, die nun in Wissenschaft und Leben wieder wach wurden, durchaus günstig. Schon seit dem zwölften Jahrhunderte, als noch die Seig- neurs des üppigen Machtgenusses sich erfreuten, arbeiteten

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Zitationshilfe: Bluntschli, Johann Caspar: Allgemeine Statslehre. Stuttgart, 1875, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bluntschli_staatslehre_1875/458>, abgerufen am 23.11.2024.