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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.

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und dem Scharfsinnigen.
selben nicht ohne Erstaunen verspühren werde,
wenn der Neid und die Boßheit, die sich allen
nüzlichen Unternehmungen entweder durch offentli-
che Gewalt oder durch List entgegen sezen, von
der Zeit geschwächet, allmählich verschwinden
werden. Mein Zwek erfodert, daß ich mit ei-
nem Exempel weise, was für einen guten Einfluß
seine Lehrsäze auf alle unsre Erkänntniß haben
würden, wann man dieselben nach seiner Absicht
anwenden wollte.

Jch finde in den vernünftigen Gedanken von
Gott, der Welt, und der Seele des Men-
schen
eine so deutliche Beschreibung, was der
Wiz sey, daß wir sie in der Untersuchung des
Sinnreichen überhaupt, vor den sichersten Leit-
faden gebrauchen können.

Der Wiz, sagt er, ist eine Leichtigkeit die
Aehnlichkeiten der Dinge wahrzunehmen:
Wer hierzu aufgeleget ist, den nennet man
Sinnreich.
Diese Beschreibung erkläret er an
einem andern Orte also.

"Wenn die Einbil-
"dungskraft andere Dinge hervorbringet, die
"man vor diesem erkannt, welche mit den Ge-
"genwärtigen etwas gemein haben: so erkennet
"man durch dasjenige, was sie mit einander
"gemein haben, ihre Aehnlichkeit. Derowegen
"da die Leichtigkeit die Aehnlichkeiten wahrzuneh-
"men der Wiz ist; so ist klar, daß Wiz aus
"einer Scharfsinnigkeit und guten Einbildungs-
"kraft und Gedächtniß entstehet. Daher tref-
"fen wir bey denjenigen Wiz an, die viel behal-
"ten, und sich leicht darauf besinnen, oder,
"wie
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und dem Scharfſinnigen.
ſelben nicht ohne Erſtaunen verſpuͤhren werde,
wenn der Neid und die Boßheit, die ſich allen
nuͤzlichen Unternehmungen entweder durch offentli-
che Gewalt oder durch Liſt entgegen ſezen, von
der Zeit geſchwaͤchet, allmaͤhlich verſchwinden
werden. Mein Zwek erfodert, daß ich mit ei-
nem Exempel weiſe, was fuͤr einen guten Einfluß
ſeine Lehrſaͤze auf alle unſre Erkaͤnntniß haben
wuͤrden, wann man dieſelben nach ſeiner Abſicht
anwenden wollte.

Jch finde in den vernuͤnftigen Gedanken von
Gott, der Welt, und der Seele des Men-
ſchen
eine ſo deutliche Beſchreibung, was der
Wiz ſey, daß wir ſie in der Unterſuchung des
Sinnreichen uͤberhaupt, vor den ſicherſten Leit-
faden gebrauchen koͤnnen.

Der Wiz, ſagt er, iſt eine Leichtigkeit die
Aehnlichkeiten der Dinge wahrzunehmen:
Wer hierzu aufgeleget iſt, den nennet man
Sinnreich.
Dieſe Beſchreibung erklaͤret er an
einem andern Orte alſo.

„Wenn die Einbil-
„dungskraft andere Dinge hervorbringet, die
„man vor dieſem erkannt, welche mit den Ge-
„genwaͤrtigen etwas gemein haben: ſo erkennet
„man durch dasjenige, was ſie mit einander
„gemein haben, ihre Aehnlichkeit. Derowegen
„da die Leichtigkeit die Aehnlichkeiten wahrzuneh-
„men der Wiz iſt; ſo iſt klar, daß Wiz aus
„einer Scharfſinnigkeit und guten Einbildungs-
„kraft und Gedaͤchtniß entſtehet. Daher tref-
„fen wir bey denjenigen Wiz an, die viel behal-
„ten, und ſich leicht darauf beſinnen, oder,
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[89/0105] und dem Scharfſinnigen. ſelben nicht ohne Erſtaunen verſpuͤhren werde, wenn der Neid und die Boßheit, die ſich allen nuͤzlichen Unternehmungen entweder durch offentli- che Gewalt oder durch Liſt entgegen ſezen, von der Zeit geſchwaͤchet, allmaͤhlich verſchwinden werden. Mein Zwek erfodert, daß ich mit ei- nem Exempel weiſe, was fuͤr einen guten Einfluß ſeine Lehrſaͤze auf alle unſre Erkaͤnntniß haben wuͤrden, wann man dieſelben nach ſeiner Abſicht anwenden wollte. Jch finde in den vernuͤnftigen Gedanken von Gott, der Welt, und der Seele des Men- ſchen eine ſo deutliche Beſchreibung, was der Wiz ſey, daß wir ſie in der Unterſuchung des Sinnreichen uͤberhaupt, vor den ſicherſten Leit- faden gebrauchen koͤnnen. Der Wiz, ſagt er, iſt eine Leichtigkeit die Aehnlichkeiten der Dinge wahrzunehmen: Wer hierzu aufgeleget iſt, den nennet man Sinnreich. Dieſe Beſchreibung erklaͤret er an einem andern Orte alſo. „Wenn die Einbil- „dungskraft andere Dinge hervorbringet, die „man vor dieſem erkannt, welche mit den Ge- „genwaͤrtigen etwas gemein haben: ſo erkennet „man durch dasjenige, was ſie mit einander „gemein haben, ihre Aehnlichkeit. Derowegen „da die Leichtigkeit die Aehnlichkeiten wahrzuneh- „men der Wiz iſt; ſo iſt klar, daß Wiz aus „einer Scharfſinnigkeit und guten Einbildungs- „kraft und Gedaͤchtniß entſtehet. Daher tref- „fen wir bey denjenigen Wiz an, die viel behal- „ten, und ſich leicht darauf beſinnen, oder, „wie F 5

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/105>, abgerufen am 21.11.2024.