Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Auszüge aus Hr. Breitingers
eigene Natur schon genug; und Wunderwer-
ke können zu ihrer desto mehrern Begläubi-
gung nichts beytragen: Credimus; & hoc no-
bis non altius
(*) inseret Ammon. Der Be-
schluß des ersten Theils dieser Arbeit unsers
Hr. Verfassers wird mit einer geschikten und
angenehmen Zusammenfassung dessen, was er
bisher abgehandelt, gemacht.

X.

Der andere Theil der gründlichen Arbeit Hr.
Breitingers enthält in sich die Betrachtung
der von dem Unbekannten übriggelassenen Fun-
damentalartikel der Religion. Dieselbige be-
ruhen alle auf dem Saze: Gott ist ein We-
sen, das sich selbst genugsam ist.
Diesen wird
jedermann als wahr gelten lassen: Nur fragt
es sich, ob man das, was derselbe gerne wol-
te, daraus herleiten könne. Z. E., daß der-
selbe das Fundament der Religion sey, und
daß jeder Saz der nicht daraus fliesse, auch

nicht
(*) Was würde die Autorität eines andern (so stark
sie immer wäre) helffen, daß einer zum Exempel desto fe-
ster glaubte 2. mahl 2. seyn 4? Nichts.
Wann die Menschen bey ihren angenommenen Säzen
eine Empfindung einer mehrern Gewißheit derselben in dem
Fall haben, da ein andrer sie bekräftiget, nemlich durch
andere als innere und die Natur der Sache selbst ange-
hende Gründe, so müssen sie in derselben Zeit entweder
das Anschauen der Wahrheit beyseite gesezt haben, oder
es ist bey ihnen noch ein heimliches Mißtrauen in Anse-
hung der Wahrheit eines solchen Sazes übrig geblieben.
Es würde nicht ohne Nuzen seyn, wenn ein geschikter
Mann diese Materie ausführlich und nach ihren Gründen
abhandelte, weil man sie oft anzuwenden Gelegenheit
hat.

Auszuͤge aus Hr. Breitingers
eigene Natur ſchon genug; und Wunderwer-
ke koͤnnen zu ihrer deſto mehrern Beglaͤubi-
gung nichts beytragen: Credimus; & hoc no-
bis non altius
(*) inſeret Ammon. Der Be-
ſchluß des erſten Theils dieſer Arbeit unſers
Hr. Verfaſſers wird mit einer geſchikten und
angenehmen Zuſammenfaſſung deſſen, was er
bisher abgehandelt, gemacht.

X.

Der andere Theil der gruͤndlichen Arbeit Hr.
Breitingers enthaͤlt in ſich die Betrachtung
der von dem Unbekannten uͤbriggelaſſenen Fun-
damentalartikel der Religion. Dieſelbige be-
ruhen alle auf dem Saze: Gott iſt ein We-
ſen, das ſich ſelbſt genugſam iſt.
Dieſen wird
jedermann als wahr gelten laſſen: Nur fragt
es ſich, ob man das, was derſelbe gerne wol-
te, daraus herleiten koͤnne. Z. E., daß der-
ſelbe das Fundament der Religion ſey, und
daß jeder Saz der nicht daraus flieſſe, auch

nicht
(*) Was wuͤrde die Autoritaͤt eines andern (ſo ſtark
ſie immer waͤre) helffen, daß einer zum Exempel deſto fe-
ſter glaubte 2. mahl 2. ſeyn 4? Nichts.
Wann die Menſchen bey ihren angenommenen Saͤzen
eine Empfindung einer mehrern Gewißheit derſelben in dem
Fall haben, da ein andrer ſie bekraͤftiget, nemlich durch
andere als innere und die Natur der Sache ſelbſt ange-
hende Gruͤnde, ſo muͤſſen ſie in derſelben Zeit entweder
das Anſchauen der Wahrheit beyſeite geſezt haben, oder
es iſt bey ihnen noch ein heimliches Mißtrauen in Anſe-
hung der Wahrheit eines ſolchen Sazes uͤbrig geblieben.
Es wuͤrde nicht ohne Nuzen ſeyn, wenn ein geſchikter
Mann dieſe Materie ausfuͤhrlich und nach ihren Gruͤnden
abhandelte, weil man ſie oft anzuwenden Gelegenheit
hat.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0168" n="152"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Auszu&#x0364;ge aus Hr. Breitingers</hi></fw><lb/>
eigene Natur &#x017F;chon genug; und Wunderwer-<lb/>
ke ko&#x0364;nnen zu ihrer de&#x017F;to mehrern Begla&#x0364;ubi-<lb/>
gung nichts beytragen: <hi rendition="#aq">Credimus; &amp; hoc no-<lb/>
bis non altius</hi> <note place="foot" n="(*)">Was wu&#x0364;rde die Autorita&#x0364;t eines andern (&#x017F;o &#x017F;tark<lb/>
&#x017F;ie immer wa&#x0364;re) helffen, daß einer zum Exempel de&#x017F;to fe-<lb/>
&#x017F;ter glaubte 2. mahl 2. &#x017F;eyn 4? Nichts.<lb/>
Wann die Men&#x017F;chen bey ihren angenommenen Sa&#x0364;zen<lb/>
eine Empfindung einer mehrern Gewißheit der&#x017F;elben in dem<lb/>
Fall haben, da ein andrer &#x017F;ie bekra&#x0364;ftiget, nemlich durch<lb/>
andere als innere und die Natur der Sache &#x017F;elb&#x017F;t ange-<lb/>
hende Gru&#x0364;nde, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie in der&#x017F;elben Zeit entweder<lb/>
das An&#x017F;chauen der Wahrheit bey&#x017F;eite ge&#x017F;ezt haben, oder<lb/>
es i&#x017F;t bey ihnen noch ein heimliches Mißtrauen in An&#x017F;e-<lb/>
hung der Wahrheit eines &#x017F;olchen Sazes u&#x0364;brig geblieben.<lb/>
Es wu&#x0364;rde nicht ohne Nuzen &#x017F;eyn, wenn ein ge&#x017F;chikter<lb/>
Mann die&#x017F;e Materie ausfu&#x0364;hrlich und nach ihren Gru&#x0364;nden<lb/>
abhandelte, weil man &#x017F;ie oft anzuwenden Gelegenheit<lb/>
hat.</note> <hi rendition="#aq">in&#x017F;eret Ammon.</hi> Der Be-<lb/>
&#x017F;chluß des er&#x017F;ten Theils die&#x017F;er Arbeit un&#x017F;ers<lb/>
Hr. Verfa&#x017F;&#x017F;ers wird mit einer ge&#x017F;chikten und<lb/>
angenehmen Zu&#x017F;ammenfa&#x017F;&#x017F;ung de&#x017F;&#x017F;en, was er<lb/>
bisher abgehandelt, gemacht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">X.</hi> </head><lb/>
          <p>Der andere Theil der gru&#x0364;ndlichen Arbeit Hr.<lb/>
Breitingers entha&#x0364;lt in &#x017F;ich die Betrachtung<lb/>
der von dem Unbekannten u&#x0364;briggela&#x017F;&#x017F;enen Fun-<lb/>
damentalartikel der Religion. Die&#x017F;elbige be-<lb/>
ruhen alle auf dem Saze: <hi rendition="#fr">Gott i&#x017F;t ein We-<lb/>
&#x017F;en, das &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t genug&#x017F;am i&#x017F;t.</hi> Die&#x017F;en wird<lb/>
jedermann als wahr gelten la&#x017F;&#x017F;en: Nur fragt<lb/>
es &#x017F;ich, ob man das, was der&#x017F;elbe gerne wol-<lb/>
te, daraus herleiten ko&#x0364;nne. Z. E., daß der-<lb/>
&#x017F;elbe das Fundament der Religion &#x017F;ey, und<lb/>
daß jeder Saz der nicht daraus flie&#x017F;&#x017F;e, auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0168] Auszuͤge aus Hr. Breitingers eigene Natur ſchon genug; und Wunderwer- ke koͤnnen zu ihrer deſto mehrern Beglaͤubi- gung nichts beytragen: Credimus; & hoc no- bis non altius (*) inſeret Ammon. Der Be- ſchluß des erſten Theils dieſer Arbeit unſers Hr. Verfaſſers wird mit einer geſchikten und angenehmen Zuſammenfaſſung deſſen, was er bisher abgehandelt, gemacht. X. Der andere Theil der gruͤndlichen Arbeit Hr. Breitingers enthaͤlt in ſich die Betrachtung der von dem Unbekannten uͤbriggelaſſenen Fun- damentalartikel der Religion. Dieſelbige be- ruhen alle auf dem Saze: Gott iſt ein We- ſen, das ſich ſelbſt genugſam iſt. Dieſen wird jedermann als wahr gelten laſſen: Nur fragt es ſich, ob man das, was derſelbe gerne wol- te, daraus herleiten koͤnne. Z. E., daß der- ſelbe das Fundament der Religion ſey, und daß jeder Saz der nicht daraus flieſſe, auch nicht (*) Was wuͤrde die Autoritaͤt eines andern (ſo ſtark ſie immer waͤre) helffen, daß einer zum Exempel deſto fe- ſter glaubte 2. mahl 2. ſeyn 4? Nichts. Wann die Menſchen bey ihren angenommenen Saͤzen eine Empfindung einer mehrern Gewißheit derſelben in dem Fall haben, da ein andrer ſie bekraͤftiget, nemlich durch andere als innere und die Natur der Sache ſelbſt ange- hende Gruͤnde, ſo muͤſſen ſie in derſelben Zeit entweder das Anſchauen der Wahrheit beyſeite geſezt haben, oder es iſt bey ihnen noch ein heimliches Mißtrauen in Anſe- hung der Wahrheit eines ſolchen Sazes uͤbrig geblieben. Es wuͤrde nicht ohne Nuzen ſeyn, wenn ein geſchikter Mann dieſe Materie ausfuͤhrlich und nach ihren Gruͤnden abhandelte, weil man ſie oft anzuwenden Gelegenheit hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/168
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/168>, abgerufen am 09.11.2024.