[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Johann Miltons losen Thiers verwandelten, und Teufel für Gott-heiten anbeteten, die sie mit zierlichen Religio- nen voll bunten Gepränges und Goldes aus- schmücketen. Damahls wurden sie in dem Hei- denthum unter mancherley Nahmen und man- cherley Götzenbildern weit und breit bekannt. Nenne sie Muse bey ihren Nahmen, die sie Heer Nenne sie, Muse, bey ihren Nahmen) Milton leget
hier nicht einen blossen Kram von Gelehrsamkeit aus, die dabey mit einer poetischen Annehmlichkeit vorgetragen wird, damit er dem Leser zeige, wie viel er wisse; sondern er macht uns näher mit diesen gefallenen Engeln bekannt, die in dem folgenden Buche zu unsrem Verderben eine so schwartze und grausame Berathschlagung halten. Er hat ein Mittel gefunden, uns die Erkenntniß derselben durch die Erfindung, daß sie eben die heidnischen Götzen sind, die wir schon zuvor kennen, gewaltig leicht zu machen. Und diese Erkenntniß dienet zu gleicher Zeit, uns in einen gewissen Affect gegen sie zu versetzen, der uns reitzet, an alle demjenigen Theil zu nehmen, was der Poet von ih- rem Zustand, ihren Anschlägen und Verrichtungen, nach- gehends erzehlet. Wir fangen jezo an, uns gegen sie zu partheyen. Daneben steht diese Musterung sehr ge- schickt an diesem Orte, die Aufmercksamkeit, die durch so viele seltsame Vorstellungen und erhabene Begriffe ermüdet worden, einigermassen zu erquicken. Da das gemeine Heer immittelst in vermischten Haufen stuhnd) Der Poet läßt sie eben die Ordnung, den Rang, und Johann Miltons loſen Thiers verwandelten, und Teufel fuͤr Gott-heiten anbeteten, die ſie mit zierlichen Religio- nen voll bunten Gepraͤnges und Goldes aus- ſchmuͤcketen. Damahls wurden ſie in dem Hei- denthum unter mancherley Nahmen und man- cherley Goͤtzenbildern weit und breit bekannt. Nenne ſie Muſe bey ihren Nahmen, die ſie Heer Nenne ſie, Muſe, bey ihren Nahmen) Milton leget
hier nicht einen bloſſen Kram von Gelehrſamkeit aus, die dabey mit einer poetiſchen Annehmlichkeit vorgetragen wird, damit er dem Leſer zeige, wie viel er wiſſe; ſondern er macht uns naͤher mit dieſen gefallenen Engeln bekannt, die in dem folgenden Buche zu unſrem Verderben eine ſo ſchwartze und grauſame Berathſchlagung halten. Er hat ein Mittel gefunden, uns die Erkenntniß derſelben durch die Erfindung, daß ſie eben die heidniſchen Goͤtzen ſind, die wir ſchon zuvor kennen, gewaltig leicht zu machen. Und dieſe Erkenntniß dienet zu gleicher Zeit, uns in einen gewiſſen Affect gegen ſie zu verſetzen, der uns reitzet, an alle demjenigen Theil zu nehmen, was der Poet von ih- rem Zuſtand, ihren Anſchlaͤgen und Verrichtungen, nach- gehends erzehlet. Wir fangen jezo an, uns gegen ſie zu partheyen. Daneben ſteht dieſe Muſterung ſehr ge- ſchickt an dieſem Orte, die Aufmerckſamkeit, die durch ſo viele ſeltſame Vorſtellungen und erhabene Begriffe ermuͤdet worden, einigermaſſen zu erquicken. Da das gemeine Heer immittelſt in vermiſchten Haufen ſtuhnd) Der Poet laͤßt ſie eben die Ordnung, den Rang, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0040" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Johann Miltons</hi></fw><lb/> loſen Thiers verwandelten, und Teufel fuͤr Gott-<lb/> heiten anbeteten, die ſie mit zierlichen Religio-<lb/> nen voll bunten Gepraͤnges und Goldes aus-<lb/> ſchmuͤcketen. Damahls wurden ſie in dem Hei-<lb/> denthum unter mancherley Nahmen und man-<lb/> cherley Goͤtzenbildern weit und breit bekannt.</p><lb/> <p>Nenne ſie Muſe bey ihren Nahmen, die ſie<lb/> damahls empfiengen; was vor hohe Fuͤrſten<lb/> kamen erſtlich, nachdem ſie in dieſem feurigen<lb/> Lager vom Schlafe erwachet waren, auf den<lb/> Ruf ihres groſſen Beherrſchers, nach ihrem<lb/> Rang, in guter Ordnung, zu ihm an den duͤr-<lb/> ren Strand, wo er ſtuhnd, da das gemeine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Heer</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_5_1" place="foot" next="#seg2pn_5_2">Nenne ſie, Muſe, bey ihren Nahmen) Milton leget<lb/> hier nicht einen bloſſen Kram von Gelehrſamkeit aus, die<lb/> dabey mit einer poetiſchen Annehmlichkeit vorgetragen wird,<lb/> damit er dem Leſer zeige, wie viel er wiſſe; ſondern er<lb/> macht uns naͤher mit dieſen gefallenen Engeln bekannt,<lb/> die in dem folgenden Buche zu unſrem Verderben eine ſo<lb/> ſchwartze und grauſame Berathſchlagung halten. Er hat<lb/> ein Mittel gefunden, uns die Erkenntniß derſelben durch<lb/> die Erfindung, daß ſie eben die heidniſchen Goͤtzen ſind,<lb/> die wir ſchon zuvor kennen, gewaltig leicht zu machen.<lb/> Und dieſe Erkenntniß dienet zu gleicher Zeit, uns in einen<lb/> gewiſſen Affect gegen ſie zu verſetzen, der uns reitzet, an<lb/> alle demjenigen Theil zu nehmen, was der Poet von ih-<lb/> rem Zuſtand, ihren Anſchlaͤgen und Verrichtungen, nach-<lb/> gehends erzehlet. Wir fangen jezo an, uns gegen ſie<lb/> zu partheyen. Daneben ſteht dieſe Muſterung ſehr ge-<lb/> ſchickt an dieſem Orte, die Aufmerckſamkeit, die durch ſo<lb/> viele ſeltſame Vorſtellungen und erhabene Begriffe ermuͤdet<lb/> worden, einigermaſſen zu erquicken.<lb/> Da das gemeine Heer immittelſt in vermiſchten Haufen<lb/> ſtuhnd) Der Poet laͤßt ſie eben die Ordnung, den Rang,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0040]
Johann Miltons
loſen Thiers verwandelten, und Teufel fuͤr Gott-
heiten anbeteten, die ſie mit zierlichen Religio-
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ſchmuͤcketen. Damahls wurden ſie in dem Hei-
denthum unter mancherley Nahmen und man-
cherley Goͤtzenbildern weit und breit bekannt.
Nenne ſie Muſe bey ihren Nahmen, die ſie
damahls empfiengen; was vor hohe Fuͤrſten
kamen erſtlich, nachdem ſie in dieſem feurigen
Lager vom Schlafe erwachet waren, auf den
Ruf ihres groſſen Beherrſchers, nach ihrem
Rang, in guter Ordnung, zu ihm an den duͤr-
ren Strand, wo er ſtuhnd, da das gemeine
Heer
Nenne ſie, Muſe, bey ihren Nahmen) Milton leget
hier nicht einen bloſſen Kram von Gelehrſamkeit aus, die
dabey mit einer poetiſchen Annehmlichkeit vorgetragen wird,
damit er dem Leſer zeige, wie viel er wiſſe; ſondern er
macht uns naͤher mit dieſen gefallenen Engeln bekannt,
die in dem folgenden Buche zu unſrem Verderben eine ſo
ſchwartze und grauſame Berathſchlagung halten. Er hat
ein Mittel gefunden, uns die Erkenntniß derſelben durch
die Erfindung, daß ſie eben die heidniſchen Goͤtzen ſind,
die wir ſchon zuvor kennen, gewaltig leicht zu machen.
Und dieſe Erkenntniß dienet zu gleicher Zeit, uns in einen
gewiſſen Affect gegen ſie zu verſetzen, der uns reitzet, an
alle demjenigen Theil zu nehmen, was der Poet von ih-
rem Zuſtand, ihren Anſchlaͤgen und Verrichtungen, nach-
gehends erzehlet. Wir fangen jezo an, uns gegen ſie
zu partheyen. Daneben ſteht dieſe Muſterung ſehr ge-
ſchickt an dieſem Orte, die Aufmerckſamkeit, die durch ſo
viele ſeltſame Vorſtellungen und erhabene Begriffe ermuͤdet
worden, einigermaſſen zu erquicken.
Da das gemeine Heer immittelſt in vermiſchten Haufen
ſtuhnd) Der Poet laͤßt ſie eben die Ordnung, den Rang,
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