[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Verl. Paradies. I. B. Heer immittelst auf dem weiten Feld in vermisch-ten Haufen stuhnd? Diejenigen waren die er- sten, welche lange hernach, als sie aus dem Lo- che der Höllen herausgestiegen, auf ihren Raub zu gehen, ihre Wohnungen zunächst bey dem Sitze Gottes, ihre Altare neben seinem Altare setzen durften, wo sie unter den Heiden als Göt- ter angebetet wurden, und sich Jehovah, der aus Sion donnerte, und zwischen den Cheru- bim saß, an die Seite stellen durften; ja ihre Greuel, ihre Statuen, mitten in sein Heilig- thum stelleten; und mit lästerlichen Dingen sei- ne heiligen Ceremonien und feyrlichen Festtage entheiligten, und mit ihrer Finsterniß seinem Lichte trutzen durften. Zuerst kam Moloch, ein greulicher König, mit Blut von geopferten Men- schen, und mit Thränen der Aeltern beschmüzt, welche doch das Geschrey ihrer Kinder, die sei- nem grimmigen Bilde auf die glühenden Armen geleget wurden, vor dem lauten Gethöne der Trummeln und Paucken nicht hören konnten. Der Ammonite verehrte ihn zu Rabba und in der wasserreichen Ebene daselbst, zu Argob und Ba- san bis an den weit abgelegenen Fluß Arnon. Er und die Würde behalten, die sie in ihrem himmlischen Stande gehabt hatten, wie aus dem fünften und sechsten B. erhellet. Die gemeine Lehre von den Engeln lautet: Haller. B 5
Verl. Paradies. I. B. Heer immittelſt auf dem weiten Feld in vermiſch-ten Haufen ſtuhnd? Diejenigen waren die er- ſten, welche lange hernach, als ſie aus dem Lo- che der Hoͤllen herausgeſtiegen, auf ihren Raub zu gehen, ihre Wohnungen zunaͤchſt bey dem Sitze Gottes, ihre Altare neben ſeinem Altare ſetzen durften, wo ſie unter den Heiden als Goͤt- ter angebetet wurden, und ſich Jehovah, der aus Sion donnerte, und zwiſchen den Cheru- bim ſaß, an die Seite ſtellen durften; ja ihre Greuel, ihre Statuen, mitten in ſein Heilig- thum ſtelleten; und mit laͤſterlichen Dingen ſei- ne heiligen Ceremonien und feyrlichen Feſttage entheiligten, und mit ihrer Finſterniß ſeinem Lichte trutzen durften. Zuerſt kam Moloch, ein greulicher Koͤnig, mit Blut von geopferten Men- ſchen, und mit Thraͤnen der Aeltern beſchmuͤzt, welche doch das Geſchrey ihrer Kinder, die ſei- nem grimmigen Bilde auf die gluͤhenden Armen geleget wurden, vor dem lauten Gethoͤne der Trummeln und Paucken nicht hoͤren konnten. Der Ammonite verehrte ihn zu Rabba und in der waſſerreichen Ebene daſelbſt, zu Argob und Ba- ſan bis an den weit abgelegenen Fluß Arnon. Er und die Wuͤrde behalten, die ſie in ihrem himmliſchen Stande gehabt hatten, wie aus dem fuͤnften und ſechsten B. erhellet. Die gemeine Lehre von den Engeln lautet: Haller. B 5
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Verl. Paradies. I. B.
Heer immittelſt auf dem weiten Feld in vermiſch-
ten Haufen ſtuhnd? Diejenigen waren die er-
ſten, welche lange hernach, als ſie aus dem Lo-
che der Hoͤllen herausgeſtiegen, auf ihren Raub
zu gehen, ihre Wohnungen zunaͤchſt bey dem
Sitze Gottes, ihre Altare neben ſeinem Altare
ſetzen durften, wo ſie unter den Heiden als Goͤt-
ter angebetet wurden, und ſich Jehovah, der
aus Sion donnerte, und zwiſchen den Cheru-
bim ſaß, an die Seite ſtellen durften; ja ihre
Greuel, ihre Statuen, mitten in ſein Heilig-
thum ſtelleten; und mit laͤſterlichen Dingen ſei-
ne heiligen Ceremonien und feyrlichen Feſttage
entheiligten, und mit ihrer Finſterniß ſeinem
Lichte trutzen durften. Zuerſt kam Moloch, ein
greulicher Koͤnig, mit Blut von geopferten Men-
ſchen, und mit Thraͤnen der Aeltern beſchmuͤzt,
welche doch das Geſchrey ihrer Kinder, die ſei-
nem grimmigen Bilde auf die gluͤhenden Armen
geleget wurden, vor dem lauten Gethoͤne der
Trummeln und Paucken nicht hoͤren konnten.
Der Ammonite verehrte ihn zu Rabba und in der
waſſerreichen Ebene daſelbſt, zu Argob und Ba-
ſan bis an den weit abgelegenen Fluß Arnon.
Er
und die Wuͤrde behalten, die ſie in ihrem himmliſchen
Stande gehabt hatten, wie aus dem fuͤnften und ſechsten
B. erhellet. Die gemeine Lehre von den Engeln lautet:
So ward die Geiſterwelt; verſchiedne Macht und Ehre,
Entſchieden ſtuffenweis die unzaͤhlbaren Heere,
Die ungleich ſatt vom Glantz des mitgetheilten Lichts
Jn langer Ordnung ſtehn, von Gott zum oͤden Nichts.
Haller.
B 5
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