[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Johann Miltons Er begnügte sich mit dieser verwegenen Nachbar-schaft nicht, sondern verführte das weiseste Hertz Salomons durch List, daß er ihm auf dem är- gerlichen Berge dem Tempel Gottes gegen über einen Tempel bauete, und seinen Lustwald, das angenehme Thal Hinnon, zu einem Vorbild der Hölle machte, daher es auch Tophet, und das schwartze Gehenna geheissen ward. Hier- nächst kam Chemos, das unkeusche Schreck- Bild der Söhne Moab; dieser herrschete von Aroar bis nach Nebo, und weit gegen Süden bis in die Wildnissen von Abarim; zu Hesebon, und Heronaim, in dem Königreiche Sihons, den blühenden Thal Sibma hinunter, der mit Weinreben verhangen ist, und zu Eleale, bis an den Asphaltischen Teich. Peor war sein andrer Nahme, als er Jsrael in ihrem Anzuge von dem Nile anreitzete, ihm wollüstige Feste zu halten, welches ihnen viel Schmertzen geko- stet. Dennoch erweiterte er nachgehends sein üppiges Reich bis zu dem Berge des Aergernis- ses und dem Hayne des mörderischen Molochs, wo Wollust und Grausamkeit neben einander herrscheten, bis daß der fromme Josias beyde von dar zur Hölle jagte. Mit diesen kamen diejenigen, welche von dem eine
Johann Miltons Er begnuͤgte ſich mit dieſer verwegenen Nachbar-ſchaft nicht, ſondern verfuͤhrte das weiſeſte Hertz Salomons durch Liſt, daß er ihm auf dem aͤr- gerlichen Berge dem Tempel Gottes gegen uͤber einen Tempel bauete, und ſeinen Luſtwald, das angenehme Thal Hinnon, zu einem Vorbild der Hoͤlle machte, daher es auch Tophet, und das ſchwartze Gehenna geheiſſen ward. Hier- naͤchſt kam Chemos, das unkeuſche Schreck- Bild der Soͤhne Moab; dieſer herrſchete von Aroar bis nach Nebo, und weit gegen Suͤden bis in die Wildniſſen von Abarim; zu Heſebon, und Heronaim, in dem Koͤnigreiche Sihons, den bluͤhenden Thal Sibma hinunter, der mit Weinreben verhangen iſt, und zu Eleale, bis an den Asphaltiſchen Teich. Peor war ſein andrer Nahme, als er Jſrael in ihrem Anzuge von dem Nile anreitzete, ihm wolluͤſtige Feſte zu halten, welches ihnen viel Schmertzen geko- ſtet. Dennoch erweiterte er nachgehends ſein uͤppiges Reich bis zu dem Berge des Aergerniſ- ſes und dem Hayne des moͤrderiſchen Molochs, wo Wolluſt und Grauſamkeit neben einander herrſcheten, bis daß der fromme Joſias beyde von dar zur Hoͤlle jagte. Mit dieſen kamen diejenigen, welche von dem eine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0042" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Johann Miltons</hi></fw><lb/> Er begnuͤgte ſich mit dieſer verwegenen Nachbar-<lb/> ſchaft nicht, ſondern verfuͤhrte das weiſeſte Hertz<lb/> Salomons durch Liſt, daß er ihm auf dem aͤr-<lb/> gerlichen Berge dem Tempel Gottes gegen uͤber<lb/> einen Tempel bauete, und ſeinen Luſtwald, das<lb/> angenehme Thal Hinnon, zu einem Vorbild<lb/> der Hoͤlle machte, daher es auch Tophet, und<lb/> das ſchwartze Gehenna geheiſſen ward. Hier-<lb/> naͤchſt kam Chemos, das unkeuſche Schreck-<lb/> Bild der Soͤhne Moab; dieſer herrſchete von<lb/> Aroar bis nach Nebo, und weit gegen Suͤden<lb/> bis in die Wildniſſen von Abarim; zu Heſebon,<lb/> und Heronaim, in dem Koͤnigreiche Sihons,<lb/> den bluͤhenden Thal Sibma hinunter, der mit<lb/> Weinreben verhangen iſt, und zu Eleale, bis<lb/> an den Asphaltiſchen Teich. Peor war ſein<lb/> andrer Nahme, als er Jſrael in ihrem Anzuge<lb/> von dem Nile anreitzete, ihm wolluͤſtige Feſte<lb/> zu halten, welches ihnen viel Schmertzen geko-<lb/> ſtet. Dennoch erweiterte er nachgehends ſein<lb/> uͤppiges Reich bis zu dem Berge des Aergerniſ-<lb/> ſes und dem Hayne des moͤrderiſchen Molochs,<lb/> wo Wolluſt und Grauſamkeit neben einander<lb/> herrſcheten, bis daß der fromme Joſias beyde<lb/> von dar zur Hoͤlle jagte.</p><lb/> <p>Mit dieſen kamen diejenigen, welche von dem<lb/> alten Graͤntze-Strohme Euphrates an, bis zu<lb/> dem Fluſſe, der Egypten von den Syriſchen<lb/> Landſchaften ſcheidet, mit einem gemeinen Nah-<lb/> men Baalim und Aſtaroth genannt wurden,<lb/> jene maͤnnliches, dieſe weibliches Geſchlechts.<lb/> Denn Geiſter koͤnnen nach ihrem Willen das<lb/> <fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0042]
Johann Miltons
Er begnuͤgte ſich mit dieſer verwegenen Nachbar-
ſchaft nicht, ſondern verfuͤhrte das weiſeſte Hertz
Salomons durch Liſt, daß er ihm auf dem aͤr-
gerlichen Berge dem Tempel Gottes gegen uͤber
einen Tempel bauete, und ſeinen Luſtwald, das
angenehme Thal Hinnon, zu einem Vorbild
der Hoͤlle machte, daher es auch Tophet, und
das ſchwartze Gehenna geheiſſen ward. Hier-
naͤchſt kam Chemos, das unkeuſche Schreck-
Bild der Soͤhne Moab; dieſer herrſchete von
Aroar bis nach Nebo, und weit gegen Suͤden
bis in die Wildniſſen von Abarim; zu Heſebon,
und Heronaim, in dem Koͤnigreiche Sihons,
den bluͤhenden Thal Sibma hinunter, der mit
Weinreben verhangen iſt, und zu Eleale, bis
an den Asphaltiſchen Teich. Peor war ſein
andrer Nahme, als er Jſrael in ihrem Anzuge
von dem Nile anreitzete, ihm wolluͤſtige Feſte
zu halten, welches ihnen viel Schmertzen geko-
ſtet. Dennoch erweiterte er nachgehends ſein
uͤppiges Reich bis zu dem Berge des Aergerniſ-
ſes und dem Hayne des moͤrderiſchen Molochs,
wo Wolluſt und Grauſamkeit neben einander
herrſcheten, bis daß der fromme Joſias beyde
von dar zur Hoͤlle jagte.
Mit dieſen kamen diejenigen, welche von dem
alten Graͤntze-Strohme Euphrates an, bis zu
dem Fluſſe, der Egypten von den Syriſchen
Landſchaften ſcheidet, mit einem gemeinen Nah-
men Baalim und Aſtaroth genannt wurden,
jene maͤnnliches, dieſe weibliches Geſchlechts.
Denn Geiſter koͤnnen nach ihrem Willen das
eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |