[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Johann Miltons Altar räucherte ihm, aber wer wird öfter inden Tempeln und beym Altar gesehen, wenn der Priester zum Atheisten wird, wie die Söhne des Eli, welche das Haus Gottes mit unrei- ner Lust und Gewaltthätigkeit anfülleten? Er regieret auch an den Höfen, in Palästen, und in wollüstigen Städten, wo das Getümmel der Schwelgerey, und Unrecht, und Drangsal, höher, als ihre erhabensten Thürme, steigt. Und wann die Nacht jezo die Gassen dunckel ma- chet, so schwärmen die Söhne Belials, von Wein und Muthwillen gespornet, auf densel- ben herum; Zeugen dessen sind die Gassen von Sodom, und jene Nacht zu Gibea, da die gastfreye Thür eine Frau auf die Gasse hinaus- stellte, damit eine ärgere Schande vermieden bliebe. Dieses waren die vornehmsten an Rang und waren
Johann Miltons Altar raͤucherte ihm, aber wer wird oͤfter inden Tempeln und beym Altar geſehen, wenn der Prieſter zum Atheiſten wird, wie die Soͤhne des Eli, welche das Haus Gottes mit unrei- ner Luſt und Gewaltthaͤtigkeit anfuͤlleten? Er regieret auch an den Hoͤfen, in Palaͤſten, und in wolluͤſtigen Staͤdten, wo das Getuͤmmel der Schwelgerey, und Unrecht, und Drangſal, hoͤher, als ihre erhabenſten Thuͤrme, ſteigt. Und wann die Nacht jezo die Gaſſen dunckel ma- chet, ſo ſchwaͤrmen die Soͤhne Belials, von Wein und Muthwillen geſpornet, auf denſel- ben herum; Zeugen deſſen ſind die Gaſſen von Sodom, und jene Nacht zu Gibea, da die gaſtfreye Thuͤr eine Frau auf die Gaſſe hinaus- ſtellte, damit eine aͤrgere Schande vermieden bliebe. Dieſes waren die vornehmſten an Rang und waren
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Johann Miltons
Altar raͤucherte ihm, aber wer wird oͤfter in
den Tempeln und beym Altar geſehen, wenn der
Prieſter zum Atheiſten wird, wie die Soͤhne
des Eli, welche das Haus Gottes mit unrei-
ner Luſt und Gewaltthaͤtigkeit anfuͤlleten? Er
regieret auch an den Hoͤfen, in Palaͤſten, und
in wolluͤſtigen Staͤdten, wo das Getuͤmmel der
Schwelgerey, und Unrecht, und Drangſal,
hoͤher, als ihre erhabenſten Thuͤrme, ſteigt.
Und wann die Nacht jezo die Gaſſen dunckel ma-
chet, ſo ſchwaͤrmen die Soͤhne Belials, von
Wein und Muthwillen geſpornet, auf denſel-
ben herum; Zeugen deſſen ſind die Gaſſen von
Sodom, und jene Nacht zu Gibea, da die
gaſtfreye Thuͤr eine Frau auf die Gaſſe hinaus-
ſtellte, damit eine aͤrgere Schande vermieden
bliebe.
Dieſes waren die vornehmſten an Rang und
an Macht; aller uͤbrigen zu gedencken, wuͤrde
zu weitlaͤuftig ſeyn, wiewohl ſie weit und fern
beruͤhmt waren; die Joniſchen Goͤtter, welchen
Javans Nachkommen goͤttliche Ehre angethan
haben, da ſie doch ſelber bekennten, daß ſie
nicht ſo alt waͤren, als Himmel und Erde, ge-
ſtalt ſie dieſe vor ihre Stammvaͤter ausgaben;
Titan, der erſtgebohrne Sohn des Himmels
mit ſeiner ungeheuren Brut, welchen Satur-
nus ſein juͤngerer Bruder ſeines Geburts-Rechts
beraubet, hernach von dem maͤchtigern Jupiter,
ſeinem eigenen und der Rhea Sohn, ein glei-
ches Maaß empfangen hat; ſo daß Jupiter das
Reich mit Gewalt uͤberkommen hat. Dieſe
waren
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