[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.der Critik bey den Deutschen. voll Geistes gewesen, dadurch ihnen die Lesungderselben zu mühsam und unangenehm gefallen sey. Dieses würde einem französischen Vater Buhurs besser anstehen zu behaupten. Wernike sagt zwar in der Vorrede zu denselben, daß sie an einem gros- sen Königlichen Hofe von hohen Personen mit Vergnügen gelesen worden, und der berühm- te Clericus hatte eine Ueberschrift desselben auf den König Wilhelm von Groß-Britannien, die er in der Uebersetzung gesehen, nicht allein in sei- nem historischen und politischen Mercur vom Mo- nat October 1699. angezogen, sondern auch hier- von Gelegenheit genommen, den Pater Buhurs durch die Hechel zu ziehen. Si le Pere Bouhours, sagt er, voyoit cette Epigramme, il ne met- troit point en question, je m'asseure, si un Allemand peut etre bel Esprit, il avoueroit que l'esprit est de tout pais. Jndessen weiß mich nicht zu erinnern, daß ihrer von einigem ge- schickten Scribenten nur schlechthin öffentlich wäre gedacht worden, Hrn. König ausgenommen, der in seiner Untersuchung vom Geschmacke, mehr als zwanzig Jahre nach ihrer Herausgebung, ihn als einen Mann von ausbündigem Geschmacke ge- lobet, und für den ersten angepriesen, der das Hertz gehabt sich der Lohensteinischen Schreibart in öffentlichem Drucke zu wiedersetzen. Die Exemplare von seinem Werke haben sich auch so gäntzlich verlohren, daß ich ungeachtet aller Mü- he, die ich mit Nachfragen gehabt, nur neulich dasjenige, dessen ich mich izo bediene, durch ei- nen Zufall entdecket habe. Nichtsdestoweniger war H 5
der Critik bey den Deutſchen. voll Geiſtes geweſen, dadurch ihnen die Leſungderſelben zu muͤhſam und unangenehm gefallen ſey. Dieſes wuͤrde einem franzoͤſiſchen Vater Buhurs beſſer anſtehen zu behaupten. Wernike ſagt zwar in der Vorrede zu denſelben, daß ſie an einem groſ- ſen Koͤniglichen Hofe von hohen Perſonen mit Vergnuͤgen geleſen worden, und der beruͤhm- te Clericus hatte eine Ueberſchrift deſſelben auf den Koͤnig Wilhelm von Groß-Britannien, die er in der Ueberſetzung geſehen, nicht allein in ſei- nem hiſtoriſchen und politiſchen Mercur vom Mo- nat October 1699. angezogen, ſondern auch hier- von Gelegenheit genommen, den Pater Buhurs durch die Hechel zu ziehen. Si le Pere Bouhours, ſagt er, voyoit cette Epigramme, il ne met- troit point en queſtion, je m’aſſeure, ſi un Allemand peut être bel Eſprit, il avoueroit que l’eſprit eſt de tout pais. Jndeſſen weiß mich nicht zu erinnern, daß ihrer von einigem ge- ſchickten Scribenten nur ſchlechthin oͤffentlich waͤre gedacht worden, Hrn. Koͤnig ausgenommen, der in ſeiner Unterſuchung vom Geſchmacke, mehr als zwanzig Jahre nach ihrer Herausgebung, ihn als einen Mann von ausbuͤndigem Geſchmacke ge- lobet, und fuͤr den erſten angeprieſen, der das Hertz gehabt ſich der Lohenſteiniſchen Schreibart in oͤffentlichem Drucke zu wiederſetzen. Die Exemplare von ſeinem Werke haben ſich auch ſo gaͤntzlich verlohren, daß ich ungeachtet aller Muͤ- he, die ich mit Nachfragen gehabt, nur neulich dasjenige, deſſen ich mich izo bediene, durch ei- nen Zufall entdecket habe. Nichtsdeſtoweniger war H 5
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der Critik bey den Deutſchen.
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derſelben zu muͤhſam und unangenehm gefallen ſey.
Dieſes wuͤrde einem franzoͤſiſchen Vater Buhurs
beſſer anſtehen zu behaupten. Wernike ſagt zwar
in der Vorrede zu denſelben, daß ſie an einem groſ-
ſen Koͤniglichen Hofe von hohen Perſonen mit
Vergnuͤgen geleſen worden, und der beruͤhm-
te Clericus hatte eine Ueberſchrift deſſelben auf
den Koͤnig Wilhelm von Groß-Britannien, die
er in der Ueberſetzung geſehen, nicht allein in ſei-
nem hiſtoriſchen und politiſchen Mercur vom Mo-
nat October 1699. angezogen, ſondern auch hier-
von Gelegenheit genommen, den Pater Buhurs
durch die Hechel zu ziehen. Si le Pere Bouhours,
ſagt er, voyoit cette Epigramme, il ne met-
troit point en queſtion, je m’aſſeure, ſi un
Allemand peut être bel Eſprit, il avoueroit
que l’eſprit eſt de tout pais. Jndeſſen weiß
mich nicht zu erinnern, daß ihrer von einigem ge-
ſchickten Scribenten nur ſchlechthin oͤffentlich waͤre
gedacht worden, Hrn. Koͤnig ausgenommen, der
in ſeiner Unterſuchung vom Geſchmacke, mehr
als zwanzig Jahre nach ihrer Herausgebung, ihn
als einen Mann von ausbuͤndigem Geſchmacke ge-
lobet, und fuͤr den erſten angeprieſen, der das
Hertz gehabt ſich der Lohenſteiniſchen Schreibart
in oͤffentlichem Drucke zu wiederſetzen. Die
Exemplare von ſeinem Werke haben ſich auch ſo
gaͤntzlich verlohren, daß ich ungeachtet aller Muͤ-
he, die ich mit Nachfragen gehabt, nur neulich
dasjenige, deſſen ich mich izo bediene, durch ei-
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