[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.Nachrichten von dem Ursprunge erhoben und erst berühmt gemachet würden, alswenn er seinen Ruhm der Erlegung grosser Hel- den, die sich mit Schreiben schon einen Nahmen gemachet hatten, wäre schuldig worden: Jndessen sind in seinen Sievern, Backmeistern, Philippi, Rodigasten, Manzeln, Hilligern, Fürsten von Auslegern der Heiligen Schrift, Predigern, Naturkündigern, Lehrern des natürlichen Rechten, der Wohlredenheit und der Poesie, verstecket. Die Streiche, die auf diese geführt scheinen, tref- fen Männer, die bey dem Ansehen, das sie sich durch andere Geschicklichkeiten, nicht des Verstan- des und des Geistes, erworben, sich längst vor dem Gespötte der Satyre frey und sicher geglaubt hatten. Wenn zum Exempel in der Antwort auf die Antrittsrede des Hrn. Prof. Philippi in der Gesellschaft der kleinen Geister gesagt wird: "Jch "gem
Nachrichten von dem Urſprunge erhoben und erſt beruͤhmt gemachet wuͤrden, alswenn er ſeinen Ruhm der Erlegung groſſer Hel- den, die ſich mit Schreiben ſchon einen Nahmen gemachet hatten, waͤre ſchuldig worden: Jndeſſen ſind in ſeinen Sievern, Backmeiſtern, Philippi, Rodigaſten, Manzeln, Hilligern, Fuͤrſten von Auslegern der Heiligen Schrift, Predigern, Naturkuͤndigern, Lehrern des natuͤrlichen Rechten, der Wohlredenheit und der Poeſie, verſtecket. Die Streiche, die auf dieſe gefuͤhrt ſcheinen, tref- fen Maͤnner, die bey dem Anſehen, das ſie ſich durch andere Geſchicklichkeiten, nicht des Verſtan- des und des Geiſtes, erworben, ſich laͤngſt vor dem Geſpoͤtte der Satyre frey und ſicher geglaubt hatten. Wenn zum Exempel in der Antwort auf die Antrittsrede des Hrn. Prof. Philippi in der Geſellſchaft der kleinen Geiſter geſagt wird: „Jch „gem
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0178" n="176"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachrichten von dem Urſprunge</hi></fw><lb/> erhoben und erſt beruͤhmt gemachet wuͤrden, als<lb/> wenn er ſeinen Ruhm der Erlegung groſſer Hel-<lb/> den, die ſich mit Schreiben ſchon einen Nahmen<lb/> gemachet hatten, waͤre ſchuldig worden: Jndeſſen<lb/> ſind in ſeinen Sievern, Backmeiſtern, Philippi,<lb/> Rodigaſten, Manzeln, Hilligern, Fuͤrſten von<lb/> Auslegern der Heiligen Schrift, Predigern,<lb/> Naturkuͤndigern, Lehrern des natuͤrlichen Rechten,<lb/> der Wohlredenheit und der Poeſie, verſtecket.<lb/> Die Streiche, die auf dieſe gefuͤhrt ſcheinen, tref-<lb/> fen Maͤnner, die bey dem Anſehen, das ſie ſich<lb/> durch andere Geſchicklichkeiten, nicht des Verſtan-<lb/> des und des Geiſtes, erworben, ſich laͤngſt vor<lb/> dem Geſpoͤtte der Satyre frey und ſicher geglaubt<lb/> hatten. Wenn zum Exempel in der Antwort auf<lb/> die Antrittsrede des Hrn. Prof. Philippi in der<lb/> Geſellſchaft der kleinen Geiſter geſagt wird:</p><lb/> <cit> <quote>„Jch<lb/> „bin verſichert, groſſer Philippi, du wolleſt ſo<lb/> „viel ſagen, daß unſre Feinde thoͤrigt handeln,<lb/> „wenn ſie, obgleich die deutſche Sprache ihre ei-<lb/> „genen Regeln hat, doch verlangen, man ſolle<lb/> „ſich nach den Regeln der lateiniſchen und griechi-<lb/> „ſchen Redekunſt eines Cicero und Demoſthenes<lb/> „richten. Auf ſolche Art wuͤrde unſer drittes Ge-<lb/> „ſetze, nach deinem Sinn, folgender Geſtalt<lb/> „lauten muͤſſen: Binde dich nicht an die Regeln<lb/> „der lateiniſchen und griechiſchen Redekunſt eines<lb/> „Cicero und Demoſthenes, denn die deutſche<lb/> „Sprache hat ihre eignen Regeln. Dieſes waͤ-<lb/> „re ein Geſetze vor uns, und der Schluß, auf<lb/> „welchen ſich daſſelbe gruͤndet, wuͤrde uns als<lb/> „kleinen Geiſtern wohl anſtehen, weil in ſelbi-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„gem</fw><lb/></quote> </cit> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176/0178]
Nachrichten von dem Urſprunge
erhoben und erſt beruͤhmt gemachet wuͤrden, als
wenn er ſeinen Ruhm der Erlegung groſſer Hel-
den, die ſich mit Schreiben ſchon einen Nahmen
gemachet hatten, waͤre ſchuldig worden: Jndeſſen
ſind in ſeinen Sievern, Backmeiſtern, Philippi,
Rodigaſten, Manzeln, Hilligern, Fuͤrſten von
Auslegern der Heiligen Schrift, Predigern,
Naturkuͤndigern, Lehrern des natuͤrlichen Rechten,
der Wohlredenheit und der Poeſie, verſtecket.
Die Streiche, die auf dieſe gefuͤhrt ſcheinen, tref-
fen Maͤnner, die bey dem Anſehen, das ſie ſich
durch andere Geſchicklichkeiten, nicht des Verſtan-
des und des Geiſtes, erworben, ſich laͤngſt vor
dem Geſpoͤtte der Satyre frey und ſicher geglaubt
hatten. Wenn zum Exempel in der Antwort auf
die Antrittsrede des Hrn. Prof. Philippi in der
Geſellſchaft der kleinen Geiſter geſagt wird:
„Jch
„bin verſichert, groſſer Philippi, du wolleſt ſo
„viel ſagen, daß unſre Feinde thoͤrigt handeln,
„wenn ſie, obgleich die deutſche Sprache ihre ei-
„genen Regeln hat, doch verlangen, man ſolle
„ſich nach den Regeln der lateiniſchen und griechi-
„ſchen Redekunſt eines Cicero und Demoſthenes
„richten. Auf ſolche Art wuͤrde unſer drittes Ge-
„ſetze, nach deinem Sinn, folgender Geſtalt
„lauten muͤſſen: Binde dich nicht an die Regeln
„der lateiniſchen und griechiſchen Redekunſt eines
„Cicero und Demoſthenes, denn die deutſche
„Sprache hat ihre eignen Regeln. Dieſes waͤ-
„re ein Geſetze vor uns, und der Schluß, auf
„welchen ſich daſſelbe gruͤndet, wuͤrde uns als
„kleinen Geiſtern wohl anſtehen, weil in ſelbi-
„gem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |