[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.Stücke der Schutzvorrede diese sonderbare theatralische Kunst beruhet,und welche viele andere vielleicht eben so gut, wo nicht noch besser und höflicher können, als der allzu scharfsinnige Gegner. "Wie "cher hat ein Scarron Virgils Eneis durch seine possierliche Nachahmung recht lächerlich gemachet. Darum will ich jedermann erinnert haben, daß man alle Criticken, wenn sie nicht ernsthaft sind, vor verdächtig halte, weil das, was auf eine possierliche Art vorgestellet wird, darum nicht allemahl verwerfflich ist. Eben so gut, wo nicht noch besser etc.) So schäd-
lich und elend diese Kunst zu spotten ist, so hat doch unser Vorredner in einem kleinen Versuche zeigen wol- len, daß er diese Kunst so gut verstehe, als irgend ein anderer, und jedermann wird ihm Beyfall geben, daß er den Schweitzerischen Kunstrichter in dem feinen Hechel-Schertz weit übertreffe. Stuͤcke der Schutzvorrede dieſe ſonderbare theatraliſche Kunſt beruhet,und welche viele andere vielleicht eben ſo gut, wo nicht noch beſſer und hoͤflicher koͤnnen, als der allzu ſcharfſinnige Gegner. „Wie „cher hat ein Scarron Virgils Eneis durch ſeine poſſierliche Nachahmung recht laͤcherlich gemachet. Darum will ich jedermann erinnert haben, daß man alle Criticken, wenn ſie nicht ernſthaft ſind, vor verdaͤchtig halte, weil das, was auf eine poſſierliche Art vorgeſtellet wird, darum nicht allemahl verwerfflich iſt. Eben ſo gut, wo nicht noch beſſer ꝛc.) So ſchaͤd-
lich und elend dieſe Kunſt zu ſpotten iſt, ſo hat doch unſer Vorredner in einem kleinen Verſuche zeigen wol- len, daß er dieſe Kunſt ſo gut verſtehe, als irgend ein anderer, und jedermann wird ihm Beyfall geben, daß er den Schweitzeriſchen Kunſtrichter in dem feinen Hechel-Schertz weit uͤbertreffe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Stuͤcke der Schutzvorrede</hi></fw><lb/> dieſe ſonderbare theatraliſche Kunſt beruhet,<lb/> und welche viele andere vielleicht <hi rendition="#fr">eben ſo gut,<lb/> wo nicht noch beſſer und hoͤflicher koͤnnen,<lb/> als der allzu ſcharfſinnige Gegner.</hi></p> <cit> <quote>„Wie<lb/> „leicht koͤnnte man antworten, die wohl<lb/> „ausgedachte Caravane der Eſpen, Tan-<lb/> „nen, Buch und Linden haͤtten zuſammen<lb/> „im Thale ein groſſes Ballet getantzet, wo-<lb/> „zu der Herr Br-t-ng-r (denn ſo heißt die-<lb/> „ſer fuͤrchterliche critiſche Goliath, der dem<lb/> „poetiſchen Zwerge hohn ſpricht) den Tri-<lb/> „angel oder die Leyer zierlich geſpielet, oder<lb/> „beſſer einen groben Baß aufgeſtrichen haͤt-<lb/> „te. Oder, er moͤgte den Unterſchied der<lb/> „Maͤuſeloͤcher ſelbſt unterſuchen, damit er<lb/> „alſo gewiß wiſſen koͤnnte, ob die Stadt-<lb/> „maͤuſe beſſre Schlupfwinckel haͤtten, als<lb/> „die Land- und Feld-Maͤuſe, auf daß ſol-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„cher</fw><lb/><note xml:id="f26" prev="#f25" place="foot" n="0">hat ein Scarron Virgils Eneis durch ſeine poſſierliche<lb/> Nachahmung recht laͤcherlich gemachet. Darum will<lb/> ich jedermann erinnert haben, daß man alle Criticken,<lb/> wenn ſie nicht ernſthaft ſind, vor verdaͤchtig halte,<lb/> weil das, was auf eine poſſierliche Art vorgeſtellet wird,<lb/> darum nicht allemahl verwerfflich iſt.</note><lb/><note place="foot"><hi rendition="#fr">Eben ſo gut, wo nicht noch beſſer ꝛc.)</hi> So ſchaͤd-<lb/> lich und elend dieſe Kunſt zu ſpotten iſt, ſo hat doch<lb/> unſer Vorredner in einem kleinen Verſuche zeigen wol-<lb/> len, daß er dieſe Kunſt ſo gut verſtehe, als irgend<lb/> ein anderer, und jedermann wird ihm Beyfall geben,<lb/> daß er den Schweitzeriſchen Kunſtrichter in dem feinen<lb/> Hechel-Schertz weit uͤbertreffe.</note><lb/></quote> </cit> </div> </body> </text> </TEI> [46/0048]
Stuͤcke der Schutzvorrede
dieſe ſonderbare theatraliſche Kunſt beruhet,
und welche viele andere vielleicht eben ſo gut,
wo nicht noch beſſer und hoͤflicher koͤnnen,
als der allzu ſcharfſinnige Gegner.
„Wie
„leicht koͤnnte man antworten, die wohl
„ausgedachte Caravane der Eſpen, Tan-
„nen, Buch und Linden haͤtten zuſammen
„im Thale ein groſſes Ballet getantzet, wo-
„zu der Herr Br-t-ng-r (denn ſo heißt die-
„ſer fuͤrchterliche critiſche Goliath, der dem
„poetiſchen Zwerge hohn ſpricht) den Tri-
„angel oder die Leyer zierlich geſpielet, oder
„beſſer einen groben Baß aufgeſtrichen haͤt-
„te. Oder, er moͤgte den Unterſchied der
„Maͤuſeloͤcher ſelbſt unterſuchen, damit er
„alſo gewiß wiſſen koͤnnte, ob die Stadt-
„maͤuſe beſſre Schlupfwinckel haͤtten, als
„die Land- und Feld-Maͤuſe, auf daß ſol-
„cher
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0 hat ein Scarron Virgils Eneis durch ſeine poſſierliche
Nachahmung recht laͤcherlich gemachet. Darum will
ich jedermann erinnert haben, daß man alle Criticken,
wenn ſie nicht ernſthaft ſind, vor verdaͤchtig halte,
weil das, was auf eine poſſierliche Art vorgeſtellet wird,
darum nicht allemahl verwerfflich iſt.
Eben ſo gut, wo nicht noch beſſer ꝛc.) So ſchaͤd-
lich und elend dieſe Kunſt zu ſpotten iſt, ſo hat doch
unſer Vorredner in einem kleinen Verſuche zeigen wol-
len, daß er dieſe Kunſt ſo gut verſtehe, als irgend
ein anderer, und jedermann wird ihm Beyfall geben,
daß er den Schweitzeriſchen Kunſtrichter in dem feinen
Hechel-Schertz weit uͤbertreffe.
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