Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite
für die Tr-ll-rischen Fabeln.
"cher Gestalt diese hochwichtige Sache in
"ein grösseres Licht gesetzet und der Verfasser
"der Fabel desto nachdrücklicher von seiner
"poetischen Todsünde überführet würde."

Alleine man will nicht gleiches mit gleichem
vergelten, noch mit dem Gegner wieder in
die erste Kindheit und den muthwilligen Schul-
Stand zurücke fallen, wo man dergleichen
sonderbare Anmerckungen zu machen pfleget;
daher soll dieses alles so gut, als nicht gesagt
oder geschrieben seyn, und man bittet im
Ernst um Verzeihung.

Jedoch es ist nun einmahl Zeit, im Ernst
mit unsrem grossen Aristarch zu reden. Man
will ihm nemlich aus schuldiger Ehrerbietung
völlig recht geben, um ihn nicht weiter zu er-
zörnen; denn er gehöret unter die seltsamen
Leute, die stets recht haben wollen. Wohl-
an dann, er soll und muß es auch haben.
Wer will sich gern mit einem Manne einlas-
sen,
der einen eigensinnigen Widerspruch zur


Richt-
per
Jedoch es ist nun einmahl Zeit, im Ernst etc.)
Hier fängt der Urheber der Vorrede an, in der Jronie
zu reden.
Wer will sich gerne mit einem Manne einlassen etc.)
Jn diesem Absatz macht unser Vorredner den Character
des Schweitzerischen Kunstlehrers nach dem Leben:
Aber ich muß dabey nothwendig erinnern, daß er hier
die Jronie nicht fortsetzet; sondern daß dieser Charac-
ter im Ernst aufzunehmen sey: Denn wenn man es
fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln.
„cher Geſtalt dieſe hochwichtige Sache in
„ein groͤſſeres Licht geſetzet und der Verfaſſer
„der Fabel deſto nachdruͤcklicher von ſeiner
„poetiſchen Todſuͤnde uͤberfuͤhret wuͤrde.„

Alleine man will nicht gleiches mit gleichem
vergelten, noch mit dem Gegner wieder in
die erſte Kindheit und den muthwilligen Schul-
Stand zuruͤcke fallen, wo man dergleichen
ſonderbare Anmerckungen zu machen pfleget;
daher ſoll dieſes alles ſo gut, als nicht geſagt
oder geſchrieben ſeyn, und man bittet im
Ernſt um Verzeihung.

Jedoch es iſt nun einmahl Zeit, im Ernſt
mit unſrem groſſen Ariſtarch zu reden. Man
will ihm nemlich aus ſchuldiger Ehrerbietung
voͤllig recht geben, um ihn nicht weiter zu er-
zoͤrnen; denn er gehoͤret unter die ſeltſamen
Leute, die ſtets recht haben wollen. Wohl-
an dann, er ſoll und muß es auch haben.
Wer will ſich gern mit einem Manne einlaſ-
ſen,
der einen eigenſinnigen Widerſpruch zur


Richt-
per
Jedoch es iſt nun einmahl Zeit, im Ernſt ꝛc.)
Hier faͤngt der Urheber der Vorrede an, in der Jronie
zu reden.
Wer will ſich gerne mit einem Manne einlaſſen ꝛc.)
Jn dieſem Abſatz macht unſer Vorredner den Character
des Schweitzeriſchen Kunſtlehrers nach dem Leben:
Aber ich muß dabey nothwendig erinnern, daß er hier
die Jronie nicht fortſetzet; ſondern daß dieſer Charac-
ter im Ernſt aufzunehmen ſey: Denn wenn man es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <cit>
          <quote><pb facs="#f0049" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fu&#x0364;r die Tr-ll-ri&#x017F;chen Fabeln.</hi></fw><lb/>
&#x201E;cher Ge&#x017F;talt die&#x017F;e hochwichtige Sache in<lb/>
&#x201E;ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eres Licht ge&#x017F;etzet und der Verfa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x201E;der Fabel de&#x017F;to nachdru&#x0364;cklicher von &#x017F;einer<lb/>
&#x201E;poeti&#x017F;chen Tod&#x017F;u&#x0364;nde u&#x0364;berfu&#x0364;hret wu&#x0364;rde.&#x201E;</quote>
        </cit><lb/>
        <p>Alleine man will nicht gleiches mit gleichem<lb/>
vergelten, noch mit dem Gegner wieder in<lb/>
die er&#x017F;te Kindheit und den muthwilligen Schul-<lb/>
Stand zuru&#x0364;cke fallen, wo man dergleichen<lb/>
&#x017F;onderbare Anmerckungen zu machen pfleget;<lb/>
daher &#x017F;oll die&#x017F;es alles &#x017F;o gut, als nicht ge&#x017F;agt<lb/>
oder ge&#x017F;chrieben &#x017F;eyn, und man bittet im<lb/>
Ern&#x017F;t um Verzeihung.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Jedoch es i&#x017F;t nun einmahl Zeit,</hi> im Ern&#x017F;t<lb/>
mit un&#x017F;rem gro&#x017F;&#x017F;en Ari&#x017F;tarch zu reden. Man<lb/>
will ihm nemlich aus &#x017F;chuldiger Ehrerbietung<lb/>
vo&#x0364;llig recht geben, um ihn nicht weiter zu er-<lb/>
zo&#x0364;rnen; denn er geho&#x0364;ret unter die &#x017F;elt&#x017F;amen<lb/>
Leute, die &#x017F;tets recht haben wollen. Wohl-<lb/>
an dann, er &#x017F;oll und muß es auch haben.<lb/><hi rendition="#fr">Wer will &#x017F;ich gern mit einem Manne einla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en,</hi> der einen eigen&#x017F;innigen Wider&#x017F;pruch zur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Richt-</fw><lb/><note place="foot"><hi rendition="#fr">Jedoch es i&#x017F;t nun einmahl Zeit, im Ern&#x017F;t &#xA75B;c.)</hi><lb/>
Hier fa&#x0364;ngt der Urheber der Vorrede an, in der Jronie<lb/>
zu reden.</note><lb/><note xml:id="f27" place="foot" next="#f28"><hi rendition="#fr">Wer will &#x017F;ich gerne mit einem Manne einla&#x017F;&#x017F;en &#xA75B;c.)</hi><lb/>
Jn die&#x017F;em Ab&#x017F;atz macht un&#x017F;er Vorredner den Character<lb/>
des Schweitzeri&#x017F;chen Kun&#x017F;tlehrers nach dem Leben:<lb/>
Aber ich muß dabey nothwendig erinnern, daß er hier<lb/>
die Jronie nicht fort&#x017F;etzet; &#x017F;ondern daß die&#x017F;er Charac-<lb/>
ter im Ern&#x017F;t aufzunehmen &#x017F;ey: Denn wenn man es</note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">per</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0049] fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln. „cher Geſtalt dieſe hochwichtige Sache in „ein groͤſſeres Licht geſetzet und der Verfaſſer „der Fabel deſto nachdruͤcklicher von ſeiner „poetiſchen Todſuͤnde uͤberfuͤhret wuͤrde.„ Alleine man will nicht gleiches mit gleichem vergelten, noch mit dem Gegner wieder in die erſte Kindheit und den muthwilligen Schul- Stand zuruͤcke fallen, wo man dergleichen ſonderbare Anmerckungen zu machen pfleget; daher ſoll dieſes alles ſo gut, als nicht geſagt oder geſchrieben ſeyn, und man bittet im Ernſt um Verzeihung. Jedoch es iſt nun einmahl Zeit, im Ernſt mit unſrem groſſen Ariſtarch zu reden. Man will ihm nemlich aus ſchuldiger Ehrerbietung voͤllig recht geben, um ihn nicht weiter zu er- zoͤrnen; denn er gehoͤret unter die ſeltſamen Leute, die ſtets recht haben wollen. Wohl- an dann, er ſoll und muß es auch haben. Wer will ſich gern mit einem Manne einlaſ- ſen, der einen eigenſinnigen Widerſpruch zur Richt- per Jedoch es iſt nun einmahl Zeit, im Ernſt ꝛc.) Hier faͤngt der Urheber der Vorrede an, in der Jronie zu reden. Wer will ſich gerne mit einem Manne einlaſſen ꝛc.) Jn dieſem Abſatz macht unſer Vorredner den Character des Schweitzeriſchen Kunſtlehrers nach dem Leben: Aber ich muß dabey nothwendig erinnern, daß er hier die Jronie nicht fortſetzet; ſondern daß dieſer Charac- ter im Ernſt aufzunehmen ſey: Denn wenn man es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/49
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/49>, abgerufen am 03.12.2024.