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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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Erklärung auf einige Sätze
und keine andern Umftände gesetzt zu werden, als
er gesetzet wird: Gesetzt nun, er mißorauche in
denselben seine Freyheit so, und denn, wie er es
thut; ist es ein Widerspruch, daß die Folgen
dieser Aufführung so beschaffen seyn, daß er na-
türlicher Weise
nicht aus dem Elend herauskom-
men wird: Und was haben wir einzuwenden,
wenn Gott dann durch würckliche Zulassung der-
selben weit mehr gutes in andern Geschöpfen, mit
denen diese verknüpfet sind, erhält, als wann er es
hinterte? Jch habe ja nicht nöthig Eu. Hoche.
zu erinnern, in wie viel tausend Fällen etwas Un-
vollkommenes dienen könne, etwas Gutes zu beför-
dern, und sage nur, wie ich nicht sehe, daß es
ein Widerspruch sey, setzen, daß auch ein im-
merdaurendes Unglück einicher einzeler Geschöpfe,
natürlicher Weise in der Welt platz haben könne;
eben so wenig, als es nach des frantzösischen Ver-
fassers eigenen Geständniß eine solche Unmöglich-
keit ist, daß die Menschen wenigstens eine Zeit
lang Elend und Unglück ertragen. Die Offenba-
rung muß dann aber ausmachen, ob es wircklich
seyn werde. Hier hat man genug, wann man
es als möglich begreifft.

Eu. Hoche. scheinen aber selbst in ihrem Schrei-
ben mehr von der folgenden Antwort zu halten,
welche der Ungenannte in besagter Einleitung nicht
undeutlich auf diese gesetzte innere Möglichkeit ei-
ner solchen Verbindung der Dinge giebt, bey
welcher das beste in dem Gantzen, nicht ohne das
Uebel einicher Theile bestehen kan: Nemlich;
Wenn Gott seine Geschöpfe nicht könnte glük-

lich

Erklaͤrung auf einige Saͤtze
und keine andern Umftaͤnde geſetzt zu werden, als
er geſetzet wird: Geſetzt nun, er mißorauche in
denſelben ſeine Freyheit ſo, und denn, wie er es
thut; iſt es ein Widerſpruch, daß die Folgen
dieſer Auffuͤhrung ſo beſchaffen ſeyn, daß er na-
tuͤrlicher Weiſe
nicht aus dem Elend herauskom-
men wird: Und was haben wir einzuwenden,
wenn Gott dann durch wuͤrckliche Zulaſſung der-
ſelben weit mehr gutes in andern Geſchoͤpfen, mit
denen dieſe verknuͤpfet ſind, erhaͤlt, als wann er es
hinterte? Jch habe ja nicht noͤthig Eu. Hoche.
zu erinnern, in wie viel tauſend Faͤllen etwas Un-
vollkommenes dienen koͤnne, etwas Gutes zu befoͤr-
dern, und ſage nur, wie ich nicht ſehe, daß es
ein Widerſpruch ſey, ſetzen, daß auch ein im-
merdaurendes Ungluͤck einicher einzeler Geſchoͤpfe,
natuͤrlicher Weiſe in der Welt platz haben koͤnne;
eben ſo wenig, als es nach des frantzoͤſiſchen Ver-
faſſers eigenen Geſtaͤndniß eine ſolche Unmoͤglich-
keit iſt, daß die Menſchen wenigſtens eine Zeit
lang Elend und Ungluͤck ertragen. Die Offenba-
rung muß dann aber ausmachen, ob es wircklich
ſeyn werde. Hier hat man genug, wann man
es als moͤglich begreifft.

Eu. Hoche. ſcheinen aber ſelbſt in ihrem Schrei-
ben mehr von der folgenden Antwort zu halten,
welche der Ungenannte in beſagter Einleitung nicht
undeutlich auf dieſe geſetzte innere Moͤglichkeit ei-
ner ſolchen Verbindung der Dinge giebt, bey
welcher das beſte in dem Gantzen, nicht ohne das
Uebel einicher Theile beſtehen kan: Nemlich;
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[8/0010] Erklaͤrung auf einige Saͤtze und keine andern Umftaͤnde geſetzt zu werden, als er geſetzet wird: Geſetzt nun, er mißorauche in denſelben ſeine Freyheit ſo, und denn, wie er es thut; iſt es ein Widerſpruch, daß die Folgen dieſer Auffuͤhrung ſo beſchaffen ſeyn, daß er na- tuͤrlicher Weiſe nicht aus dem Elend herauskom- men wird: Und was haben wir einzuwenden, wenn Gott dann durch wuͤrckliche Zulaſſung der- ſelben weit mehr gutes in andern Geſchoͤpfen, mit denen dieſe verknuͤpfet ſind, erhaͤlt, als wann er es hinterte? Jch habe ja nicht noͤthig Eu. Hoche. zu erinnern, in wie viel tauſend Faͤllen etwas Un- vollkommenes dienen koͤnne, etwas Gutes zu befoͤr- dern, und ſage nur, wie ich nicht ſehe, daß es ein Widerſpruch ſey, ſetzen, daß auch ein im- merdaurendes Ungluͤck einicher einzeler Geſchoͤpfe, natuͤrlicher Weiſe in der Welt platz haben koͤnne; eben ſo wenig, als es nach des frantzoͤſiſchen Ver- faſſers eigenen Geſtaͤndniß eine ſolche Unmoͤglich- keit iſt, daß die Menſchen wenigſtens eine Zeit lang Elend und Ungluͤck ertragen. Die Offenba- rung muß dann aber ausmachen, ob es wircklich ſeyn werde. Hier hat man genug, wann man es als moͤglich begreifft. Eu. Hoche. ſcheinen aber ſelbſt in ihrem Schrei- ben mehr von der folgenden Antwort zu halten, welche der Ungenannte in beſagter Einleitung nicht undeutlich auf dieſe geſetzte innere Moͤglichkeit ei- ner ſolchen Verbindung der Dinge giebt, bey welcher das beſte in dem Gantzen, nicht ohne das Uebel einicher Theile beſtehen kan: Nemlich; Wenn Gott ſeine Geſchoͤpfe nicht koͤnnte gluͤk- lich

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/10>, abgerufen am 21.11.2024.