Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachrichten von gelehrten Schriften.
staunen sezete, bis ein gewisser Schwabe, der als
ein grosser Wahrsager und Zeichendeuter berühmt
ist, in einer offentlichen Anrede die ganze deutsche
Nation der Poeten auf seinen Credit gutherzig
versicherte, dieses ungewohnte Luftzeichen hätte
eine eben so tröstliche Bedeutung für das Reich
der deutschen Poeten, als ehmahls die Erscheinung
des ersten Regenbogeus nach der Sündflut für

die
"hätten. Was dann seine Schreibart betreffe, die uns
"zuweilen etwas zu lebhaft und anstössig vorkommen mög-
"te, sollten wir uns nur erinnern, daß dieselbe noch
"um einen guten Grad glimpflicher und höflicher wäre,
"als die in den Leipzigischen Beyträgen gewohnte Criti-
"sche Sprache. Er beruft sich dieser halben auf das
"XVII. Stück dieser ebenerwähnten Beyträge, und da-
"selbst auf den dritten, vierten, und fünften Artikel. Des-
"gleichen St. XXI. 4ter u. 6ter Art. St. XXIII. 5ter Art. etc.
"Mithin, ob er gleich ein diesen kleinen deutschen Hof-
"meistern verhaßter Schweizer sey, so habe er es doch
"in der Grobheit noch nicht so weit getrieben, als
"der Verfasser der Anmerkungen über die Ausgebung
"des Ergänzungs-Stükes, in denen Belustigungen
"des Augustmonats, als welcher sich vermessen, ei-
"nen offentlichen Lehrer aus einem leichtsinnigen Ver-
"dacht mit den gröbsten Anzüglichkeiten anzugreiffen,
"wodurch dieser Verfasser seinem Vorbilde, dem Prof.
"Philippi an stolzer Wuth gleich, und für einen Liscov
"reif geworden, der ihn auch durch eine wohlverdiente
"Züchtigung demselben vollends ähnlich machen dörfte.
"Da inzwischen der erwähnte Lehrer es unter die andern
"Zufälligkeiten rechnen werde, daß ihn ein Esel gestos-
"sen, und dem Rath jenes sinnreichen Kopfs folgen,
"der gesagt hat: wenn man von einem Schweine, dem
"man nicht ausweichen könne, besudelt werde, so sey
"der beste Rath, daß man es trucknen lasse, und dann
"ausreibe.
J 4

Nachrichten von gelehrten Schriften.
ſtaunen ſezete, bis ein gewiſſer Schwabe, der als
ein groſſer Wahrſager und Zeichendeuter beruͤhmt
iſt, in einer offentlichen Anrede die ganze deutſche
Nation der Poeten auf ſeinen Credit gutherzig
verſicherte, dieſes ungewohnte Luftzeichen haͤtte
eine eben ſo troͤſtliche Bedeutung fuͤr das Reich
der deutſchen Poeten, als ehmahls die Erſcheinung
des erſten Regenbogeus nach der Suͤndflut fuͤr

die
„haͤtten. Was dann ſeine Schreibart betreffe, die uns
„zuweilen etwas zu lebhaft und anſtoͤſſig vorkommen moͤg-
„te, ſollten wir uns nur erinnern, daß dieſelbe noch
„um einen guten Grad glimpflicher und hoͤflicher waͤre,
„als die in den Leipzigiſchen Beytraͤgen gewohnte Criti-
„ſche Sprache. Er beruft ſich dieſer halben auf das
XVII. Stuͤck dieſer ebenerwaͤhnten Beytraͤge, und da-
„ſelbſt auf den dritten, vierten, und fuͤnften Artikel. Des-
„gleichen St. XXI. 4ter u. 6ter Art. St. XXIII. 5ter Art. ꝛc.
„Mithin, ob er gleich ein dieſen kleinen deutſchen Hof-
„meiſtern verhaßter Schweizer ſey, ſo habe er es doch
„in der Grobheit noch nicht ſo weit getrieben, als
„der Verfaſſer der Anmerkungen uͤber die Ausgebung
„des Ergaͤnzungs-Stuͤkes, in denen Beluſtigungen
„des Auguſtmonats, als welcher ſich vermeſſen, ei-
„nen offentlichen Lehrer aus einem leichtſinnigen Ver-
„dacht mit den groͤbſten Anzuͤglichkeiten anzugreiffen,
„wodurch dieſer Verfaſſer ſeinem Vorbilde, dem Prof.
Philippi an ſtolzer Wuth gleich, und fuͤr einen Liſcov
„reif geworden, der ihn auch durch eine wohlverdiente
„Zuͤchtigung demſelben vollends aͤhnlich machen doͤrfte.
„Da inzwiſchen der erwaͤhnte Lehrer es unter die andern
„Zufaͤlligkeiten rechnen werde, daß ihn ein Eſel geſtoſ-
„ſen, und dem Rath jenes ſinnreichen Kopfs folgen,
„der geſagt hat: wenn man von einem Schweine, dem
„man nicht ausweichen koͤnne, beſudelt werde, ſo ſey
„der beſte Rath, daß man es trucknen laſſe, und dann
„ausreibe.
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0137" n="135"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachrichten von gelehrten Schriften.</hi></fw><lb/>
&#x017F;taunen &#x017F;ezete, bis ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#fr">Schwabe,</hi> der als<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;er Wahr&#x017F;ager und Zeichendeuter beru&#x0364;hmt<lb/>
i&#x017F;t, in einer offentlichen Anrede die ganze deut&#x017F;che<lb/>
Nation der Poeten auf &#x017F;einen Credit gutherzig<lb/>
ver&#x017F;icherte, die&#x017F;es ungewohnte Luftzeichen ha&#x0364;tte<lb/>
eine eben &#x017F;o tro&#x0364;&#x017F;tliche Bedeutung fu&#x0364;r das Reich<lb/>
der deut&#x017F;chen Poeten, als ehmahls die Er&#x017F;cheinung<lb/>
des er&#x017F;ten Regenbogeus nach der Su&#x0364;ndflut fu&#x0364;r<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 4</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/><note xml:id="f04" prev="#f03" place="foot"><cit><quote>&#x201E;ha&#x0364;tten. Was dann &#x017F;eine Schreibart betreffe, die uns<lb/>
&#x201E;zuweilen etwas zu lebhaft und an&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig vorkommen mo&#x0364;g-<lb/>
&#x201E;te, &#x017F;ollten wir uns nur erinnern, daß die&#x017F;elbe noch<lb/>
&#x201E;um einen guten Grad glimpflicher und ho&#x0364;flicher wa&#x0364;re,<lb/>
&#x201E;als die in den Leipzigi&#x017F;chen Beytra&#x0364;gen gewohnte Criti-<lb/>
&#x201E;&#x017F;che Sprache. Er beruft &#x017F;ich die&#x017F;er halben auf das<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">XVII.</hi> Stu&#x0364;ck die&#x017F;er ebenerwa&#x0364;hnten Beytra&#x0364;ge, und da-<lb/>
&#x201E;&#x017F;elb&#x017F;t auf den dritten, vierten, und fu&#x0364;nften Artikel. Des-<lb/>
&#x201E;gleichen St. <hi rendition="#aq">XXI.</hi> 4ter u. 6ter Art. St. <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> 5ter Art. &#xA75B;c.<lb/>
&#x201E;Mithin, ob er gleich ein die&#x017F;en kleinen deut&#x017F;chen Hof-<lb/>
&#x201E;mei&#x017F;tern verhaßter Schweizer &#x017F;ey, &#x017F;o habe er es doch<lb/>
&#x201E;in der Grobheit noch nicht &#x017F;o weit getrieben, als<lb/>
&#x201E;der Verfa&#x017F;&#x017F;er der Anmerkungen u&#x0364;ber die Ausgebung<lb/>
&#x201E;des Erga&#x0364;nzungs-Stu&#x0364;kes, in denen Belu&#x017F;tigungen<lb/>
&#x201E;des Augu&#x017F;tmonats, als welcher &#x017F;ich verme&#x017F;&#x017F;en, ei-<lb/>
&#x201E;nen offentlichen Lehrer aus einem leicht&#x017F;innigen Ver-<lb/>
&#x201E;dacht mit den gro&#x0364;b&#x017F;ten Anzu&#x0364;glichkeiten anzugreiffen,<lb/>
&#x201E;wodurch die&#x017F;er Verfa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;einem Vorbilde, dem Prof.<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Philippi</hi> an &#x017F;tolzer Wuth gleich, und fu&#x0364;r einen <hi rendition="#fr">Li&#x017F;cov</hi><lb/>
&#x201E;reif geworden, der ihn auch durch eine wohlverdiente<lb/>
&#x201E;Zu&#x0364;chtigung dem&#x017F;elben vollends a&#x0364;hnlich machen do&#x0364;rfte.<lb/>
&#x201E;Da inzwi&#x017F;chen der erwa&#x0364;hnte Lehrer es unter die andern<lb/>
&#x201E;Zufa&#x0364;lligkeiten rechnen werde, daß ihn ein E&#x017F;el ge&#x017F;to&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en, und dem Rath jenes &#x017F;innreichen Kopfs folgen,<lb/>
&#x201E;der ge&#x017F;agt hat: wenn man von einem Schweine, dem<lb/>
&#x201E;man nicht ausweichen ko&#x0364;nne, be&#x017F;udelt werde, &#x017F;o &#x017F;ey<lb/>
&#x201E;der be&#x017F;te Rath, daß man es trucknen la&#x017F;&#x017F;e, und dann<lb/>
&#x201E;ausreibe.</quote></cit></note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0137] Nachrichten von gelehrten Schriften. ſtaunen ſezete, bis ein gewiſſer Schwabe, der als ein groſſer Wahrſager und Zeichendeuter beruͤhmt iſt, in einer offentlichen Anrede die ganze deutſche Nation der Poeten auf ſeinen Credit gutherzig verſicherte, dieſes ungewohnte Luftzeichen haͤtte eine eben ſo troͤſtliche Bedeutung fuͤr das Reich der deutſchen Poeten, als ehmahls die Erſcheinung des erſten Regenbogeus nach der Suͤndflut fuͤr die „haͤtten. Was dann ſeine Schreibart betreffe, die uns „zuweilen etwas zu lebhaft und anſtoͤſſig vorkommen moͤg- „te, ſollten wir uns nur erinnern, daß dieſelbe noch „um einen guten Grad glimpflicher und hoͤflicher waͤre, „als die in den Leipzigiſchen Beytraͤgen gewohnte Criti- „ſche Sprache. Er beruft ſich dieſer halben auf das „XVII. Stuͤck dieſer ebenerwaͤhnten Beytraͤge, und da- „ſelbſt auf den dritten, vierten, und fuͤnften Artikel. Des- „gleichen St. XXI. 4ter u. 6ter Art. St. XXIII. 5ter Art. ꝛc. „Mithin, ob er gleich ein dieſen kleinen deutſchen Hof- „meiſtern verhaßter Schweizer ſey, ſo habe er es doch „in der Grobheit noch nicht ſo weit getrieben, als „der Verfaſſer der Anmerkungen uͤber die Ausgebung „des Ergaͤnzungs-Stuͤkes, in denen Beluſtigungen „des Auguſtmonats, als welcher ſich vermeſſen, ei- „nen offentlichen Lehrer aus einem leichtſinnigen Ver- „dacht mit den groͤbſten Anzuͤglichkeiten anzugreiffen, „wodurch dieſer Verfaſſer ſeinem Vorbilde, dem Prof. „Philippi an ſtolzer Wuth gleich, und fuͤr einen Liſcov „reif geworden, der ihn auch durch eine wohlverdiente „Zuͤchtigung demſelben vollends aͤhnlich machen doͤrfte. „Da inzwiſchen der erwaͤhnte Lehrer es unter die andern „Zufaͤlligkeiten rechnen werde, daß ihn ein Eſel geſtoſ- „ſen, und dem Rath jenes ſinnreichen Kopfs folgen, „der geſagt hat: wenn man von einem Schweine, dem „man nicht ausweichen koͤnne, beſudelt werde, ſo ſey „der beſte Rath, daß man es trucknen laſſe, und dann „ausreibe. J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/137
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/137>, abgerufen am 21.11.2024.