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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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von gelehrten Schriften.
daß auch dieses poetische Schreiben aus der Feder
des Hrn. M. Schwaben geflossen sey, allermas-
sen er in der Zuschrift dieses Heumonats an des
Hr. Reichsgrafen Excellentz sich auf dieses Schrei-
ben ausdrücklich beruft; wenn er beyläuftig sagt:

"Mein Kiel ist zu unvermögend, als daß er ei-
"nen geschickten Herold von dero preiswürdigen
"Thaten abgeben könnte. Die Wahrheit hat
"auch dieses Amt bereits mit weit glücklicherm
"Erfolge übernommen, und ich beziehe mich izo
"auf ihr Schreiben, welches Ew. Excell. in die-
"sen Blättern wiederum finden werden."

Es
stehet Bl. 31. und es soll nach der Absicht des
Poeten ein feines Lob, wie es in dem Munde der
Wahrheit wohlständig ist, auf diesen vornehmen
Herrn enthalten. Allein es zeigt sich auch an
diesem Beyspiele, daß öfters die besten Absichten
und die glücklichsten Erfindungen fehlschlagen
können, wenn sie von einem seichten Kopfe aus-
geführt werden sollen; und wenn man dieses vor
ein Meisterstück des deutschen Witzes ausgeben
wollte, so würde man durch diesen Ausspruch die
deutschen Meisterstüke unendlich vervielfältigen.
Doch ich irre, daß ich ihm den Titel eines Mei-
sterstücks streitig machen will, wenn es anderst
seine Richtigkeit hat, daß Hr. M. Schwabe des-
sen Verfasser ist, denn Meister-Sänger können
nichts als Meisterstüke zur Welt bringen. Der
Anfang dieses poetischen Schreibens lautet:

Du wunderst dich vielleicht, gepriesner Mäcenat,
Warum die Wahrheit dir noch nie geschrieben hat?

Dieses ist in dem Munde der Wahrheit ein biß-

gen
K 4

von gelehrten Schriften.
daß auch dieſes poetiſche Schreiben aus der Feder
des Hrn. M. Schwaben gefloſſen ſey, allermaſ-
ſen er in der Zuſchrift dieſes Heumonats an des
Hr. Reichsgrafen Excellentz ſich auf dieſes Schrei-
ben ausdruͤcklich beruft; wenn er beylaͤuftig ſagt:

„Mein Kiel iſt zu unvermoͤgend, als daß er ei-
„nen geſchickten Herold von dero preiswuͤrdigen
„Thaten abgeben koͤnnte. Die Wahrheit hat
„auch dieſes Amt bereits mit weit gluͤcklicherm
„Erfolge uͤbernommen, und ich beziehe mich izo
„auf ihr Schreiben, welches Ew. Excell. in die-
„ſen Blaͤttern wiederum finden werden.„

Es
ſtehet Bl. 31. und es ſoll nach der Abſicht des
Poeten ein feines Lob, wie es in dem Munde der
Wahrheit wohlſtaͤndig iſt, auf dieſen vornehmen
Herrn enthalten. Allein es zeigt ſich auch an
dieſem Beyſpiele, daß oͤfters die beſten Abſichten
und die gluͤcklichſten Erfindungen fehlſchlagen
koͤnnen, wenn ſie von einem ſeichten Kopfe aus-
gefuͤhrt werden ſollen; und wenn man dieſes vor
ein Meiſterſtuͤck des deutſchen Witzes ausgeben
wollte, ſo wuͤrde man durch dieſen Ausſpruch die
deutſchen Meiſterſtuͤke unendlich vervielfaͤltigen.
Doch ich irre, daß ich ihm den Titel eines Mei-
ſterſtuͤcks ſtreitig machen will, wenn es anderſt
ſeine Richtigkeit hat, daß Hr. M. Schwabe deſ-
ſen Verfaſſer iſt, denn Meiſter-Saͤnger koͤnnen
nichts als Meiſterſtuͤke zur Welt bringen. Der
Anfang dieſes poetiſchen Schreibens lautet:

Du wunderſt dich vielleicht, geprieſner Maͤcenat,
Warum die Wahrheit dir noch nie geſchrieben hat?

Dieſes iſt in dem Munde der Wahrheit ein biß-

gen
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[151/0153] von gelehrten Schriften. daß auch dieſes poetiſche Schreiben aus der Feder des Hrn. M. Schwaben gefloſſen ſey, allermaſ- ſen er in der Zuſchrift dieſes Heumonats an des Hr. Reichsgrafen Excellentz ſich auf dieſes Schrei- ben ausdruͤcklich beruft; wenn er beylaͤuftig ſagt: „Mein Kiel iſt zu unvermoͤgend, als daß er ei- „nen geſchickten Herold von dero preiswuͤrdigen „Thaten abgeben koͤnnte. Die Wahrheit hat „auch dieſes Amt bereits mit weit gluͤcklicherm „Erfolge uͤbernommen, und ich beziehe mich izo „auf ihr Schreiben, welches Ew. Excell. in die- „ſen Blaͤttern wiederum finden werden.„ Es ſtehet Bl. 31. und es ſoll nach der Abſicht des Poeten ein feines Lob, wie es in dem Munde der Wahrheit wohlſtaͤndig iſt, auf dieſen vornehmen Herrn enthalten. Allein es zeigt ſich auch an dieſem Beyſpiele, daß oͤfters die beſten Abſichten und die gluͤcklichſten Erfindungen fehlſchlagen koͤnnen, wenn ſie von einem ſeichten Kopfe aus- gefuͤhrt werden ſollen; und wenn man dieſes vor ein Meiſterſtuͤck des deutſchen Witzes ausgeben wollte, ſo wuͤrde man durch dieſen Ausſpruch die deutſchen Meiſterſtuͤke unendlich vervielfaͤltigen. Doch ich irre, daß ich ihm den Titel eines Mei- ſterſtuͤcks ſtreitig machen will, wenn es anderſt ſeine Richtigkeit hat, daß Hr. M. Schwabe deſ- ſen Verfaſſer iſt, denn Meiſter-Saͤnger koͤnnen nichts als Meiſterſtuͤke zur Welt bringen. Der Anfang dieſes poetiſchen Schreibens lautet: Du wunderſt dich vielleicht, geprieſner Maͤcenat, Warum die Wahrheit dir noch nie geſchrieben hat? Dieſes iſt in dem Munde der Wahrheit ein biß- gen K 4

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/153>, abgerufen am 17.05.2024.