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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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der herrschenden Poeten.
sich schon wieder uns versündiget, sie häben uns
schon nach unsrer Ehre gegriffen, als sie sich nur
in die Gedanken kommen lassen, in unsren Schrif-
ten falsche Begriffe, Plattheit, oder Schwulst,
zu entdeken. Sie verdoppelten die Sünde, als
sie die Frechheit gehabt haben, unsre Schande
der ganzen Welt zu offenbaren. Und diese Sün-
de, die so schon so verdammlich war, haben sie
dnrch die Art und Umstände, womit sie dieselbe
begleitet haben, noch verdammlicher gemacht. Al-
so haben wir schon Zeuges genug, ihr Gedächtniß
schwartz zu machen, ohne daß wir nöthig haben,
uns mit ihnen ins Controversschreiben zu geben;
und aus gründlich befestigten Grundsäzen zu erwei-
sen, das Possierliche, das Platte, das Frostige,
das Schwulstige in unsren Schriften sey ernst-
lich, gesetzt, lebhaft, erhaben. Jch erkenne
auch, daß dergleichen Entschuldigung uns nicht
anstühnde; es geziemt uns nicht, daß wir uns
vor ihren Gerichtesstuhl, als Beklagte und Uebel-
thäter stellen. Es ist allemahl mit Schimpfe be-
gleitet, wenn man genöthiget wird, sich zu ent-
schuldigen; und Bezüchtigungen finden insgemei-
ne Glauben. Nach meinen Begriffen würde
für uns das Vorträglichste seyn, wenn wir unter
uns lustige und aufgeräumte Köpfe hätten, denen
es niemahls an muthwilligen Einfällen fehlte,
Erweise mit Gelächter, und Wahrheiten mit Pos-
sen zu erwiedern, welche die Geschicklichkeit be-
sässen, nicht das Ungereimte allein, das schon
vor sich lächerlich ist, und darum nicht erst darf
lächerlich gemacht werden, sondern auch dasjeni-

ge,

der herrſchenden Poeten.
ſich ſchon wieder uns verſuͤndiget, ſie haͤben uns
ſchon nach unſrer Ehre gegriffen, als ſie ſich nur
in die Gedanken kommen laſſen, in unſren Schrif-
ten falſche Begriffe, Plattheit, oder Schwulſt,
zu entdeken. Sie verdoppelten die Suͤnde, als
ſie die Frechheit gehabt haben, unſre Schande
der ganzen Welt zu offenbaren. Und dieſe Suͤn-
de, die ſo ſchon ſo verdammlich war, haben ſie
dnrch die Art und Umſtaͤnde, womit ſie dieſelbe
begleitet haben, noch verdammlicher gemacht. Al-
ſo haben wir ſchon Zeuges genug, ihr Gedaͤchtniß
ſchwartz zu machen, ohne daß wir noͤthig haben,
uns mit ihnen ins Controversſchreiben zu geben;
und aus gruͤndlich befeſtigten Grundſaͤzen zu erwei-
ſen, das Poſſierliche, das Platte, das Froſtige,
das Schwulſtige in unſren Schriften ſey ernſt-
lich, geſetzt, lebhaft, erhaben. Jch erkenne
auch, daß dergleichen Entſchuldigung uns nicht
anſtuͤhnde; es geziemt uns nicht, daß wir uns
vor ihren Gerichtesſtuhl, als Beklagte und Uebel-
thaͤter ſtellen. Es iſt allemahl mit Schimpfe be-
gleitet, wenn man genoͤthiget wird, ſich zu ent-
ſchuldigen; und Bezuͤchtigungen finden insgemei-
ne Glauben. Nach meinen Begriffen wuͤrde
fuͤr uns das Vortraͤglichſte ſeyn, wenn wir unter
uns luſtige und aufgeraͤumte Koͤpfe haͤtten, denen
es niemahls an muthwilligen Einfaͤllen fehlte,
Erweiſe mit Gelaͤchter, und Wahrheiten mit Poſ-
ſen zu erwiedern, welche die Geſchicklichkeit be-
ſaͤſſen, nicht das Ungereimte allein, das ſchon
vor ſich laͤcherlich iſt, und darum nicht erſt darf
laͤcherlich gemacht werden, ſondern auch dasjeni-

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[187/0189] der herrſchenden Poeten. ſich ſchon wieder uns verſuͤndiget, ſie haͤben uns ſchon nach unſrer Ehre gegriffen, als ſie ſich nur in die Gedanken kommen laſſen, in unſren Schrif- ten falſche Begriffe, Plattheit, oder Schwulſt, zu entdeken. Sie verdoppelten die Suͤnde, als ſie die Frechheit gehabt haben, unſre Schande der ganzen Welt zu offenbaren. Und dieſe Suͤn- de, die ſo ſchon ſo verdammlich war, haben ſie dnrch die Art und Umſtaͤnde, womit ſie dieſelbe begleitet haben, noch verdammlicher gemacht. Al- ſo haben wir ſchon Zeuges genug, ihr Gedaͤchtniß ſchwartz zu machen, ohne daß wir noͤthig haben, uns mit ihnen ins Controversſchreiben zu geben; und aus gruͤndlich befeſtigten Grundſaͤzen zu erwei- ſen, das Poſſierliche, das Platte, das Froſtige, das Schwulſtige in unſren Schriften ſey ernſt- lich, geſetzt, lebhaft, erhaben. Jch erkenne auch, daß dergleichen Entſchuldigung uns nicht anſtuͤhnde; es geziemt uns nicht, daß wir uns vor ihren Gerichtesſtuhl, als Beklagte und Uebel- thaͤter ſtellen. Es iſt allemahl mit Schimpfe be- gleitet, wenn man genoͤthiget wird, ſich zu ent- ſchuldigen; und Bezuͤchtigungen finden insgemei- ne Glauben. Nach meinen Begriffen wuͤrde fuͤr uns das Vortraͤglichſte ſeyn, wenn wir unter uns luſtige und aufgeraͤumte Koͤpfe haͤtten, denen es niemahls an muthwilligen Einfaͤllen fehlte, Erweiſe mit Gelaͤchter, und Wahrheiten mit Poſ- ſen zu erwiedern, welche die Geſchicklichkeit be- ſaͤſſen, nicht das Ungereimte allein, das ſchon vor ſich laͤcherlich iſt, und darum nicht erſt darf laͤcherlich gemacht werden, ſondern auch dasjeni- ge,

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/189>, abgerufen am 24.11.2024.