[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 5. Zürich, 1742.Mauvillons Brief klagt sich, daß gewisse Leute so unvernünftigseyn, und diese schönen Erfindungen Lappereyen heissen; und er behauptet gegen jedermann, daß sie, wenn sie kurtz sind, und sich vor die Sache gut schicken, ihren gewissen Werth haben. Er führt zum Beweise dessen das Chronogramma an, das im vergangenen Jahr auf den Herzog von einer neuen Sammlung poetischer Geburten, die erst die-
ses Jahr ans Licht getreten, eine ernsthafte Schutzschrift für eine andere Gattung Sinnspiele des falschen Witzes zu verfertigen, worinnen er behauptet, daß diejenigen, wel- che keinen Geschmack daran finden, für gewissenlose Reli- gions-Spötter müssen angesehen werden. Dieser ist mit Nahmen der grosse Triller, der in dem neulichst herausge- gebenen 3ten Theile seiner Gedichte, auf der 500. Seite folgendes Muster von einem geistreichen Wortspiel gar ge- schickt anbringt: Benennt man, Nassau, dich sonst von den nassen Auen, Der Genius, der über die Noten waltet, hat ihm dazuSo machstu itzt gewiß die Deutung offenbar; Und stellten sich auch nicht die nassen Auen dar, So kan man doch in dir die nassen Auen schauen. die folgende aus der besondern Mildigkeit verliehen, nach welcher er die Trillerischen Anmerckungen mit allerhand Seltenheiten zu bereichern pfleget: Lusus hic ingenii & verborum, quod probe scimus, quem nimium fastidiunt, & praeter rem adspernantur horriduli quidam nostri aevi Catones, & intonsi impexique Timones; sic non injurii solum in optimos quosvis Auctores veteres profanos, sed & impii adeo atque blasphemi in ipsam Scripturam Sacram utriusque Testamenti; in qua quippe creberrime acutos ejusmodi verborum lusus passim occurrere, contra nasutos hos & frigidos censores, magno eruditionis apparatu pri- dem liquidissime ostensum fuit a Viris magnis, Grotio, Bochar- Mauvillons Brief klagt ſich, daß gewiſſe Leute ſo unvernuͤnftigſeyn, und dieſe ſchoͤnen Erfindungen Lappereyen heiſſen; und er behauptet gegen jedermann, daß ſie, wenn ſie kurtz ſind, und ſich vor die Sache gut ſchicken, ihren gewiſſen Werth haben. Er fuͤhrt zum Beweiſe deſſen das Chronogramma an, das im vergangenen Jahr auf den Herzog von einer neuen Sammlung poetiſcher Geburten, die erſt die-
ſes Jahr ans Licht getreten, eine ernſthafte Schutzſchrift fuͤr eine andere Gattung Sinnſpiele des falſchen Witzes zu verfertigen, worinnen er behauptet, daß diejenigen, wel- che keinen Geſchmack daran finden, fuͤr gewiſſenloſe Reli- gions-Spoͤtter muͤſſen angeſehen werden. Dieſer iſt mit Nahmen der groſſe Triller, der in dem neulichſt herausge- gebenen 3ten Theile ſeiner Gedichte, auf der 500. Seite folgendes Muſter von einem geiſtreichen Wortſpiel gar ge- ſchickt anbringt: Benennt man, Naſſau, dich ſonſt von den naſſen Auen, Der Genius, der uͤber die Noten waltet, hat ihm dazuSo machſtu itzt gewiß die Deutung offenbar; Und ſtellten ſich auch nicht die naſſen Auen dar, So kan man doch in dir die naſſen Auen ſchauen. die folgende aus der beſondern Mildigkeit verliehen, nach welcher er die Trilleriſchen Anmerckungen mit allerhand Seltenheiten zu bereichern pfleget: Luſus hic ingenii & verborum, quod probe ſcimus, quem nimium faſtidiunt, & præter rem adſpernantur horriduli quidam noſtri ævi Catones, & intonſi impexique Timones; ſic non injurii ſolum in optimos quosvis Auctores veteres profanos, ſed & impii adeo atque blasphemi in ipſam Scripturam Sacram utriusque Teſtamenti; in qua quippe creberrime acutos ejusmodi verborum luſus paſſim occurrere, contra naſutos hos & frigidos cenſores, magno eruditionis apparatu pri- dem liquidiſſime oſtenſum fuit a Viris magnis, Grotio, Bochar- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" n="38"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mauvillons Brief</hi></fw><lb/> klagt ſich, daß gewiſſe Leute ſo unvernuͤnftig<lb/> ſeyn, und dieſe ſchoͤnen Erfindungen Lappereyen<lb/> heiſſen; und er behauptet gegen jedermann, daß<lb/> ſie, wenn ſie kurtz ſind, und ſich vor die Sache<lb/> gut ſchicken, ihren gewiſſen Werth haben. Er<lb/> fuͤhrt zum Beweiſe deſſen das Chronogramma<lb/> an, das im vergangenen Jahr auf den Herzog<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/><note xml:id="a018b" prev="#a018" place="foot" next="#a018c">einer neuen Sammlung poetiſcher Geburten, die erſt die-<lb/> ſes Jahr ans Licht getreten, eine ernſthafte Schutzſchrift<lb/> fuͤr eine andere Gattung Sinnſpiele des falſchen Witzes zu<lb/> verfertigen, worinnen er behauptet, daß diejenigen, wel-<lb/> che keinen Geſchmack daran finden, fuͤr gewiſſenloſe Reli-<lb/> gions-Spoͤtter muͤſſen angeſehen werden. Dieſer iſt mit<lb/> Nahmen der groſſe <hi rendition="#fr">Triller,</hi> der in dem neulichſt herausge-<lb/> gebenen 3ten Theile ſeiner Gedichte, auf der 500. Seite<lb/> folgendes Muſter von einem geiſtreichen Wortſpiel gar ge-<lb/> ſchickt anbringt:<lb/><lg type="poem"><l><hi rendition="#fr">Benennt man, Naſſau, dich ſonſt von den naſſen Auen,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#fr">So machſtu itzt gewiß die Deutung offenbar;</hi></l><lb/><l><hi rendition="#fr">Und ſtellten ſich auch nicht die naſſen Auen dar,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#fr">So kan man doch in dir die naſſen Auen ſchauen.</hi></l></lg><lb/> Der Genius, der uͤber die Noten waltet, hat ihm dazu<lb/> die folgende aus der beſondern Mildigkeit verliehen, nach<lb/> welcher er die Trilleriſchen Anmerckungen mit allerhand<lb/> Seltenheiten zu bereichern pfleget: <hi rendition="#aq">Luſus hic ingenii &<lb/> verborum, quod probe ſcimus, quem nimium faſtidiunt,<lb/> & præter rem adſpernantur horriduli quidam noſtri ævi<lb/> Catones, & intonſi impexique Timones; ſic non injurii<lb/> ſolum in optimos quosvis Auctores veteres profanos, ſed<lb/> & impii adeo atque blasphemi in ipſam Scripturam Sacram<lb/> utriusque Teſtamenti; in qua quippe creberrime acutos<lb/> ejusmodi verborum luſus paſſim occurrere, contra naſutos<lb/> hos & frigidos cenſores, magno eruditionis apparatu pri-<lb/> dem liquidiſſime oſtenſum fuit a Viris magnis, Grotio,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Bochar-</hi></fw></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0038]
Mauvillons Brief
klagt ſich, daß gewiſſe Leute ſo unvernuͤnftig
ſeyn, und dieſe ſchoͤnen Erfindungen Lappereyen
heiſſen; und er behauptet gegen jedermann, daß
ſie, wenn ſie kurtz ſind, und ſich vor die Sache
gut ſchicken, ihren gewiſſen Werth haben. Er
fuͤhrt zum Beweiſe deſſen das Chronogramma
an, das im vergangenen Jahr auf den Herzog
von
einer neuen Sammlung poetiſcher Geburten, die erſt die-
ſes Jahr ans Licht getreten, eine ernſthafte Schutzſchrift
fuͤr eine andere Gattung Sinnſpiele des falſchen Witzes zu
verfertigen, worinnen er behauptet, daß diejenigen, wel-
che keinen Geſchmack daran finden, fuͤr gewiſſenloſe Reli-
gions-Spoͤtter muͤſſen angeſehen werden. Dieſer iſt mit
Nahmen der groſſe Triller, der in dem neulichſt herausge-
gebenen 3ten Theile ſeiner Gedichte, auf der 500. Seite
folgendes Muſter von einem geiſtreichen Wortſpiel gar ge-
ſchickt anbringt:
Benennt man, Naſſau, dich ſonſt von den naſſen Auen,
So machſtu itzt gewiß die Deutung offenbar;
Und ſtellten ſich auch nicht die naſſen Auen dar,
So kan man doch in dir die naſſen Auen ſchauen.
Der Genius, der uͤber die Noten waltet, hat ihm dazu
die folgende aus der beſondern Mildigkeit verliehen, nach
welcher er die Trilleriſchen Anmerckungen mit allerhand
Seltenheiten zu bereichern pfleget: Luſus hic ingenii &
verborum, quod probe ſcimus, quem nimium faſtidiunt,
& præter rem adſpernantur horriduli quidam noſtri ævi
Catones, & intonſi impexique Timones; ſic non injurii
ſolum in optimos quosvis Auctores veteres profanos, ſed
& impii adeo atque blasphemi in ipſam Scripturam Sacram
utriusque Teſtamenti; in qua quippe creberrime acutos
ejusmodi verborum luſus paſſim occurrere, contra naſutos
hos & frigidos cenſores, magno eruditionis apparatu pri-
dem liquidiſſime oſtenſum fuit a Viris magnis, Grotio,
Bochar-
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