[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 5. Zürich, 1742.Mauvillons Brief welches nur euch und auch mir beschwerlich seynwürde. Jch will den angesehnsten von allen eu- ren Uebersetzern auslesen. Unter diesen Herren gehört Neukirchen ohne Zweifel der erste Rang; (P) seine Uebersetzung des Telemachs hat ihm ei- nen grossen Nahmen gemachet. Dieser Poet war habe. Ueberhaupt ist die deutsche Jphigenia so beschaffen, daß sie zu einem Beweise dienet, wie Hr. Prof. Gottsched die Franzosen so treulich übersetzet, als die Franzosen, nach seinem Sagen, die Griechen und Lateiner übersetzen. Jch werde darum auch nächstens die Mühe nehmen, und die Jphigenia des Racine und die gottschedische Uebersetzung gegen einander halten, und in deutlichen Proben zeigen, wie oft der Franzose in seinem Uebersetzer gefunden oder vermißt wird; denn diese Arbeit ist für eine Anmerckung zu weitläuftig. Nur kan ich es hier nicht ungeantet lassen, daß diese deutschen Puristen erst neulich dem berühmten Bayle ein Wörterbuch zugeleget haben. (P) Jn dem XIX. St. der Critischen Beyträge, auf der
519ten Seite heißt es: "Der sel. Hr. Neukirch hat aufZwar findet sich in dem XXIV. St. Art. II. Bl. 605. ein Urtheil, das dem eben angeführten gäntzlich widerspricht; [wel- ches Mauvillons Brief welches nur euch und auch mir beſchwerlich ſeynwuͤrde. Jch will den angeſehnſten von allen eu- ren Ueberſetzern ausleſen. Unter dieſen Herren gehoͤrt Neukirchen ohne Zweifel der erſte Rang; (P) ſeine Ueberſetzung des Telemachs hat ihm ei- nen groſſen Nahmen gemachet. Dieſer Poet war habe. Ueberhaupt iſt die deutſche Jphigenia ſo beſchaffen, daß ſie zu einem Beweiſe dienet, wie Hr. Prof. Gottſched die Franzoſen ſo treulich uͤberſetzet, als die Franzoſen, nach ſeinem Sagen, die Griechen und Lateiner uͤberſetzen. Jch werde darum auch naͤchſtens die Muͤhe nehmen, und die Jphigenia des Racine und die gottſchediſche Ueberſetzung gegen einander halten, und in deutlichen Proben zeigen, wie oft der Franzoſe in ſeinem Ueberſetzer gefunden oder vermißt wird; denn dieſe Arbeit iſt fuͤr eine Anmerckung zu weitlaͤuftig. Nur kan ich es hier nicht ungeantet laſſen, daß dieſe deutſchen Puriſten erſt neulich dem beruͤhmten Bayle ein Woͤrterbuch zugeleget haben. (P) Jn dem XIX. St. der Critiſchen Beytraͤge, auf der
519ten Seite heißt es: „Der ſel. Hr. Neukirch hat aufZwar findet ſich in dem XXIV. St. Art. II. Bl. 605. ein Urtheil, das dem eben angefuͤhrten gaͤntzlich widerſpricht; [wel- ches <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0066" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mauvillons Brief</hi></fw><lb/> welches nur euch und auch mir beſchwerlich ſeyn<lb/> wuͤrde. Jch will den angeſehnſten von allen eu-<lb/> ren Ueberſetzern ausleſen. Unter dieſen Herren<lb/> gehoͤrt Neukirchen ohne Zweifel der erſte Rang;<lb/><note xml:id="a026" next="#a026b" place="foot" n="(P)">Jn dem <hi rendition="#aq">XIX.</hi> St. der <hi rendition="#fr">Critiſchen Beytraͤge,</hi> auf der<lb/> 519ten Seite heißt es: <cit><quote>„Der ſel. Hr. <hi rendition="#fr">Neukirch</hi> hat auf<lb/> „dem deutſchen Parnaß ſchon vorlaͤngſt einen ſolchen Rang<lb/> „erhalten, daß man alles, was aus ſeiner Feder gefloͤſſen<lb/> „iſt, nicht ohne Beyfall und Ergetzung zu leſen pfleget.„<lb/> Und im <hi rendition="#aq">XIII.</hi> St. Bl. 125. „Daß <hi rendition="#fr">Neukirch</hi> einer von<lb/> „unſren ſtaͤrckſten Poeten geweſen, das iſt einem jeden<lb/> „Liebhaber deutſcher Gedichte bekannt. ‒ ‒ ‒ Denn<lb/> „ſeitdem er in Berlin, nach dem Exempel des groſſen<lb/> „Canitz, die Natur zur Fuͤhrerinn genommen, hat er al-<lb/> „len alten Kuͤnſten gute Nacht gegeben, und die Exem-<lb/> „pel der beſten franzoͤſiſchen Poeten ſo gluͤcklich nachgeah-<lb/> „met, daß er ſie in vielen Stuͤcken uͤbertroffen.„</quote></cit> Zwar<lb/> findet ſich in dem <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> St. Art. <hi rendition="#aq">II.</hi> Bl. 605. ein Urtheil,<lb/> das dem eben angefuͤhrten gaͤntzlich widerſpricht; [wel-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ches</fw></note> ſeine Ueberſetzung des Telemachs hat ihm ei-<lb/> nen groſſen Nahmen gemachet. Dieſer Poet<lb/> <fw place="bottom" type="catch">war</fw><lb/><note xml:id="a025c" prev="#a025b" place="foot">habe. Ueberhaupt iſt die deutſche Jphigenia ſo beſchaffen,<lb/> daß ſie zu einem Beweiſe dienet, wie Hr. Prof. <hi rendition="#fr">Gottſched</hi><lb/> die Franzoſen ſo treulich uͤberſetzet, als die Franzoſen, nach<lb/> ſeinem Sagen, die Griechen und Lateiner uͤberſetzen. Jch<lb/> werde darum auch naͤchſtens die Muͤhe nehmen, und die<lb/> Jphigenia des <hi rendition="#fr">Racine</hi> und die gottſchediſche Ueberſetzung<lb/> gegen einander halten, und in deutlichen Proben zeigen,<lb/> wie oft der Franzoſe in ſeinem Ueberſetzer gefunden oder<lb/> vermißt wird; denn dieſe Arbeit iſt fuͤr eine Anmerckung zu<lb/> weitlaͤuftig. Nur kan ich es hier nicht ungeantet laſſen,<lb/> daß dieſe deutſchen Puriſten erſt neulich dem beruͤhmten<lb/><hi rendition="#fr">Bayle</hi> ein <hi rendition="#fr">Woͤrterbuch</hi> zugeleget haben.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0066]
Mauvillons Brief
welches nur euch und auch mir beſchwerlich ſeyn
wuͤrde. Jch will den angeſehnſten von allen eu-
ren Ueberſetzern ausleſen. Unter dieſen Herren
gehoͤrt Neukirchen ohne Zweifel der erſte Rang;
(P) ſeine Ueberſetzung des Telemachs hat ihm ei-
nen groſſen Nahmen gemachet. Dieſer Poet
war
(P) Jn dem XIX. St. der Critiſchen Beytraͤge, auf der
519ten Seite heißt es: „Der ſel. Hr. Neukirch hat auf
„dem deutſchen Parnaß ſchon vorlaͤngſt einen ſolchen Rang
„erhalten, daß man alles, was aus ſeiner Feder gefloͤſſen
„iſt, nicht ohne Beyfall und Ergetzung zu leſen pfleget.„
Und im XIII. St. Bl. 125. „Daß Neukirch einer von
„unſren ſtaͤrckſten Poeten geweſen, das iſt einem jeden
„Liebhaber deutſcher Gedichte bekannt. ‒ ‒ ‒ Denn
„ſeitdem er in Berlin, nach dem Exempel des groſſen
„Canitz, die Natur zur Fuͤhrerinn genommen, hat er al-
„len alten Kuͤnſten gute Nacht gegeben, und die Exem-
„pel der beſten franzoͤſiſchen Poeten ſo gluͤcklich nachgeah-
„met, daß er ſie in vielen Stuͤcken uͤbertroffen.„ Zwar
findet ſich in dem XXIV. St. Art. II. Bl. 605. ein Urtheil,
das dem eben angefuͤhrten gaͤntzlich widerſpricht; [wel-
ches
habe. Ueberhaupt iſt die deutſche Jphigenia ſo beſchaffen,
daß ſie zu einem Beweiſe dienet, wie Hr. Prof. Gottſched
die Franzoſen ſo treulich uͤberſetzet, als die Franzoſen, nach
ſeinem Sagen, die Griechen und Lateiner uͤberſetzen. Jch
werde darum auch naͤchſtens die Muͤhe nehmen, und die
Jphigenia des Racine und die gottſchediſche Ueberſetzung
gegen einander halten, und in deutlichen Proben zeigen,
wie oft der Franzoſe in ſeinem Ueberſetzer gefunden oder
vermißt wird; denn dieſe Arbeit iſt fuͤr eine Anmerckung zu
weitlaͤuftig. Nur kan ich es hier nicht ungeantet laſſen,
daß dieſe deutſchen Puriſten erſt neulich dem beruͤhmten
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