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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.

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zur III. Gottsch. Dichtk.
"Wir haben hier mit Freuden und Vergnü-
"gen gesehen, daß B - - und Br - - hin
"und her in Deutschland nach Verdienen her-
"genommen werden. Der Hochmuth und die
"Einbildung dieser Leuten ist unerträglich. Es
"ist sich aber nicht zu verwundern: die Herren
"von Zürich haben grosse Einbildung, weilen
"sie in dem ersten Canton der Schweitz geboh-
"ren sind. Es ist unglaublich, wie groß die Ein-
"bildung der Herren von Zürich wegen diesem
"Vorsitz ist, der doch nichts zu bedeuten hat. Jch
"versichere sie aber, daß Zürich von allen ver-
"nünftigen Schweitzern als das helvetische Si-
"berien, in welchem grosse Wörter- und Sprach-
"Männer entstanden, da aber Witz und Ver-
"stand wenig Platz finden, angesehen wird.
"Die Sitten, die Sprache, die Lebensart,
"die Kleidung der Züricher ist von uns so un-
"terschieden, daß man glauben sollte, sie wä-
"ren mehr denn hundert Meilen von uns entfer-
"net. Das ist gewiß, daß sie arbeitsame Leu-
"te, aber in geist, und vernünftigen Sitten,
"werden sie noch lange Zeit grobe Schweitzer
"bleiben."

Das andere Schreiben ist vom 3ten desselben
Monats, und darinn drücket man sich so aus.

"Wir
über einen wahren Verlust ängstlich quälen, daß das miß-
günstige Glück sie unter dreyzehn Brüdern nicht den älte-
sten oder erstgebohrnen werden lassen; da doch diese Erst-
gebuhrt eben kein ander Vorrecht hat, als das Eins un-
ter den Zahlen.
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zur III. Gottſch. Dichtk.
„Wir haben hier mit Freuden und Vergnuͤ-
„gen geſehen, daß B ‒ ‒ und Br ‒ ‒ hin
„und her in Deutſchland nach Verdienen her-
„genommen werden. Der Hochmuth und die
„Einbildung dieſer Leuten iſt unertraͤglich. Es
„iſt ſich aber nicht zu verwundern: die Herren
„von Zuͤrich haben groſſe Einbildung, weilen
„ſie in dem erſten Canton der Schweitz geboh-
„ren ſind. Es iſt unglaublich, wie groß die Ein-
„bildung der Herren von Zuͤrich wegen dieſem
„Vorſitz iſt, der doch nichts zu bedeuten hat. Jch
„verſichere ſie aber, daß Zuͤrich von allen ver-
„nuͤnftigen Schweitzern als das helvetiſche Si-
„berien, in welchem groſſe Woͤrter- und Sprach-
„Maͤnner entſtanden, da aber Witz und Ver-
„ſtand wenig Platz finden, angeſehen wird.
„Die Sitten, die Sprache, die Lebensart,
„die Kleidung der Zuͤricher iſt von uns ſo un-
„terſchieden, daß man glauben ſollte, ſie waͤ-
„ren mehr denn hundert Meilen von uns entfer-
„net. Das iſt gewiß, daß ſie arbeitſame Leu-
„te, aber in geiſt, und vernuͤnftigen Sitten,
„werden ſie noch lange Zeit grobe Schweitzer
„bleiben.„

Das andere Schreiben iſt vom 3ten deſſelben
Monats, und darinn druͤcket man ſich ſo aus.

„Wir
uͤber einen wahren Verluſt aͤngſtlich quaͤlen, daß das miß-
guͤnſtige Gluͤck ſie unter dreyzehn Bruͤdern nicht den aͤlte-
ſten oder erſtgebohrnen werden laſſen; da doch dieſe Erſt-
gebuhrt eben kein ander Vorrecht hat, als das Eins un-
ter den Zahlen.
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[117/0117] zur III. Gottſch. Dichtk. „Wir haben hier mit Freuden und Vergnuͤ- „gen geſehen, daß B ‒ ‒ und Br ‒ ‒ hin „und her in Deutſchland nach Verdienen her- „genommen werden. Der Hochmuth und die „Einbildung dieſer Leuten iſt unertraͤglich. Es „iſt ſich aber nicht zu verwundern: die Herren „von Zuͤrich haben groſſe Einbildung, weilen „ſie in dem erſten Canton der Schweitz geboh- „ren ſind. Es iſt unglaublich, wie groß die Ein- „bildung der Herren von Zuͤrich wegen dieſem „Vorſitz iſt, der doch nichts zu bedeuten hat. Jch „verſichere ſie aber, daß Zuͤrich von allen ver- „nuͤnftigen Schweitzern als das helvetiſche Si- „berien, in welchem groſſe Woͤrter- und Sprach- „Maͤnner entſtanden, da aber Witz und Ver- „ſtand wenig Platz finden, angeſehen wird. „Die Sitten, die Sprache, die Lebensart, „die Kleidung der Zuͤricher iſt von uns ſo un- „terſchieden, daß man glauben ſollte, ſie waͤ- „ren mehr denn hundert Meilen von uns entfer- „net. Das iſt gewiß, daß ſie arbeitſame Leu- „te, aber in geiſt, und vernuͤnftigen Sitten, „werden ſie noch lange Zeit grobe Schweitzer „bleiben.„ Das andere Schreiben iſt vom 3ten deſſelben Monats, und darinn druͤcket man ſich ſo aus. „Wir q q uͤber einen wahren Verluſt aͤngſtlich quaͤlen, daß das miß- guͤnſtige Gluͤck ſie unter dreyzehn Bruͤdern nicht den aͤlte- ſten oder erſtgebohrnen werden laſſen; da doch dieſe Erſt- gebuhrt eben kein ander Vorrecht hat, als das Eins un- ter den Zahlen. H 3

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/117>, abgerufen am 27.11.2024.