[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.Echo gene That zugeschrieben werden. Was hier-nächst das Exempel der Königinn von Saba an- langet, so habe ich selbiges zum Beweisthum angeführt, daß es solche Lobredner gebe, die, wie Horatz sagt, Laudes alicuius culpa ingenii deterunt, die mit aller ihrer Wohlredenheit das erhabene Lob eines Salomons bey weitem nicht erreichen. Jch hatte dabey noch eine be- sondere Ursache, dieses Beyspiel der Lobredner Salomons in Absicht auf Hrn. D. Triller vor andern zu erwehlen, weil er nämlich sich auf sei- ne botanische Wissenschaft, die er auch den leb- losen Geschöpfen in seinen Fabeln leihet, nicht viel weniger als ein anderer Salomon einbildet. Jch hatte daher nicht ohne Ursache besorget, es mögte mir in Ansehung Hrn. D. Trillers wie den Lobrednern Salomons bey der Königinn von Saba ergehen, nämlich daß der Augen- schein meine Lobeserhebungen beschämen mögte. Nun muß ich aber bekennen, daß ich bisdahin nicht gewußt habe, daß diese Lobredner Salo- mons Heilige von dem ersten Range gewesen sind, und daß sich kein anderer Mensch ohne ei- ne offenbare Religionsspötterey mit denselben vergleichen darf. Was zulezt das bey den Ju- den so gewohnte Vorurtheil, daß aus Galiläa und insbesondere aus Nazareth nichts vortreff- liches herkommen könne, antrift, so ist dieses, ob es gleich in der Bibel stehet, und von dem Leipzigischen Tartüffe mit zu der Christl. Reli- gion gerechnet wird, eine unvernünftige und recht lächerliche Meinung gewesen, welche auch von
Echo gene That zugeſchrieben werden. Was hier-naͤchſt das Exempel der Koͤniginn von Saba an- langet, ſo habe ich ſelbiges zum Beweisthum angefuͤhrt, daß es ſolche Lobredner gebe, die, wie Horatz ſagt, Laudes alicuius culpa ingenii deterunt, die mit aller ihrer Wohlredenheit das erhabene Lob eines Salomons bey weitem nicht erreichen. Jch hatte dabey noch eine be- ſondere Urſache, dieſes Beyſpiel der Lobredner Salomons in Abſicht auf Hrn. D. Triller vor andern zu erwehlen, weil er naͤmlich ſich auf ſei- ne botaniſche Wiſſenſchaft, die er auch den leb- loſen Geſchoͤpfen in ſeinen Fabeln leihet, nicht viel weniger als ein anderer Salomon einbildet. Jch hatte daher nicht ohne Urſache beſorget, es moͤgte mir in Anſehung Hrn. D. Trillers wie den Lobrednern Salomons bey der Koͤniginn von Saba ergehen, naͤmlich daß der Augen- ſchein meine Lobeserhebungen beſchaͤmen moͤgte. Nun muß ich aber bekennen, daß ich bisdahin nicht gewußt habe, daß dieſe Lobredner Salo- mons Heilige von dem erſten Range geweſen ſind, und daß ſich kein anderer Menſch ohne ei- ne offenbare Religionsſpoͤtterey mit denſelben vergleichen darf. Was zulezt das bey den Ju- den ſo gewohnte Vorurtheil, daß aus Galilaͤa und insbeſondere aus Nazareth nichts vortreff- liches herkommen koͤnne, antrift, ſo iſt dieſes, ob es gleich in der Bibel ſtehet, und von dem Leipzigiſchen Tartuͤffe mit zu der Chriſtl. Reli- gion gerechnet wird, eine unvernuͤnftige und recht laͤcherliche Meinung geweſen, welche auch von
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Echo
gene That zugeſchrieben werden. Was hier-
naͤchſt das Exempel der Koͤniginn von Saba an-
langet, ſo habe ich ſelbiges zum Beweisthum
angefuͤhrt, daß es ſolche Lobredner gebe, die,
wie Horatz ſagt, Laudes alicuius culpa ingenii
deterunt, die mit aller ihrer Wohlredenheit
das erhabene Lob eines Salomons bey weitem
nicht erreichen. Jch hatte dabey noch eine be-
ſondere Urſache, dieſes Beyſpiel der Lobredner
Salomons in Abſicht auf Hrn. D. Triller vor
andern zu erwehlen, weil er naͤmlich ſich auf ſei-
ne botaniſche Wiſſenſchaft, die er auch den leb-
loſen Geſchoͤpfen in ſeinen Fabeln leihet, nicht
viel weniger als ein anderer Salomon einbildet.
Jch hatte daher nicht ohne Urſache beſorget, es
moͤgte mir in Anſehung Hrn. D. Trillers wie
den Lobrednern Salomons bey der Koͤniginn
von Saba ergehen, naͤmlich daß der Augen-
ſchein meine Lobeserhebungen beſchaͤmen moͤgte.
Nun muß ich aber bekennen, daß ich bisdahin
nicht gewußt habe, daß dieſe Lobredner Salo-
mons Heilige von dem erſten Range geweſen
ſind, und daß ſich kein anderer Menſch ohne ei-
ne offenbare Religionsſpoͤtterey mit denſelben
vergleichen darf. Was zulezt das bey den Ju-
den ſo gewohnte Vorurtheil, daß aus Galilaͤa
und insbeſondere aus Nazareth nichts vortreff-
liches herkommen koͤnne, antrift, ſo iſt dieſes,
ob es gleich in der Bibel ſtehet, und von dem
Leipzigiſchen Tartuͤffe mit zu der Chriſtl. Reli-
gion gerechnet wird, eine unvernuͤnftige und
recht laͤcherliche Meinung geweſen, welche auch
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