[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.
O Liebe reisse mich von meiner Landlust nicht Und laß mir das Gefühl, Gehör, Geruch, Gesicht. Kein Mägdgen müsse mehr in meinen innern Sinnen Mit ihrer Bildungs-Art so grosse Macht gewinnen, Daß sich vor ihrem Reiz der Landlust Reiz zerstreut, Für diese sag ich ab, der Schönheit Trefflichkeit. Nun du, der hell wie Glaß die reinen Wellen treibt, Und an den Kieslingen mit sanftem Rauschen reibt; Vergönne mir bey dir den Schlaf hinfür zu finden, Der gern sich aufenthält in deinen stillen Gründen, Wo der gedämpfte Schall die Augenlieder neigt; Der wieget mich nun ein, seitdem die Liebe schweigt, Und mir an deinem Rand die Ruhe nicht verwehrt, Daran ihr Lermen mich zulange nur gestört. ENDE.
O Liebe reiſſe mich von meiner Landluſt nicht Und laß mir das Gefuͤhl, Gehoͤr, Geruch, Geſicht. Kein Maͤgdgen muͤſſe mehr in meinen innern Sinnen Mit ihrer Bildungs-Art ſo groſſe Macht gewinnen, Daß ſich vor ihrem Reiz der Landluſt Reiz zerſtreut, Fuͤr dieſe ſag ich ab, der Schoͤnheit Trefflichkeit. Nun du, der hell wie Glaß die reinen Wellen treibt, Und an den Kieslingen mit ſanftem Rauſchen reibt; Vergoͤnne mir bey dir den Schlaf hinfuͤr zu finden, Der gern ſich aufenthaͤlt in deinen ſtillen Gruͤnden, Wo der gedaͤmpfte Schall die Augenlieder neigt; Der wieget mich nun ein, ſeitdem die Liebe ſchweigt, Und mir an deinem Rand die Ruhe nicht verwehrt, Daran ihr Lermen mich zulange nur geſtoͤrt. ENDE. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="7"> <l> <pb facs="#f0142" n="142"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Ecloga.</hi> </hi> </fw> </l><lb/> <l>Und doch, weil Emmens Hand mit meiner Hand geſpielt,</l><lb/> <l>Hat meine bange Bruſt ein heimlich Gift gefuͤhlt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>O Liebe reiſſe mich von meiner Landluſt nicht</l><lb/> <l>Und laß mir das Gefuͤhl, Gehoͤr, Geruch, Geſicht.</l><lb/> <l>Kein Maͤgdgen muͤſſe mehr in meinen innern Sinnen</l><lb/> <l>Mit ihrer Bildungs-Art ſo groſſe Macht gewinnen,</l><lb/> <l>Daß ſich vor ihrem Reiz der Landluſt Reiz zerſtreut,</l><lb/> <l>Fuͤr dieſe ſag ich ab, der Schoͤnheit Trefflichkeit.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Nun du, der hell wie Glaß die reinen Wellen treibt,</l><lb/> <l>Und an den Kieslingen mit ſanftem Rauſchen reibt;</l><lb/> <l>Vergoͤnne mir bey dir den Schlaf hinfuͤr zu finden,</l><lb/> <l>Der gern ſich aufenthaͤlt in deinen ſtillen Gruͤnden,</l><lb/> <l>Wo der gedaͤmpfte Schall die Augenlieder neigt;</l><lb/> <l>Der wieget mich nun ein, ſeitdem die Liebe ſchweigt,</l><lb/> <l>Und mir an deinem Rand die Ruhe nicht verwehrt,</l><lb/> <l>Daran ihr Lermen mich zulange nur geſtoͤrt.</l> </lg> </lg><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">ENDE.</hi> </hi> </p> </div> </div> </div><lb/> </body> <back> </back> </text> </TEI> [142/0142]
Ecloga.
Und doch, weil Emmens Hand mit meiner Hand geſpielt,
Hat meine bange Bruſt ein heimlich Gift gefuͤhlt.
O Liebe reiſſe mich von meiner Landluſt nicht
Und laß mir das Gefuͤhl, Gehoͤr, Geruch, Geſicht.
Kein Maͤgdgen muͤſſe mehr in meinen innern Sinnen
Mit ihrer Bildungs-Art ſo groſſe Macht gewinnen,
Daß ſich vor ihrem Reiz der Landluſt Reiz zerſtreut,
Fuͤr dieſe ſag ich ab, der Schoͤnheit Trefflichkeit.
Nun du, der hell wie Glaß die reinen Wellen treibt,
Und an den Kieslingen mit ſanftem Rauſchen reibt;
Vergoͤnne mir bey dir den Schlaf hinfuͤr zu finden,
Der gern ſich aufenthaͤlt in deinen ſtillen Gruͤnden,
Wo der gedaͤmpfte Schall die Augenlieder neigt;
Der wieget mich nun ein, ſeitdem die Liebe ſchweigt,
Und mir an deinem Rand die Ruhe nicht verwehrt,
Daran ihr Lermen mich zulange nur geſtoͤrt.
ENDE.
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