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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.

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des deutschen Witzes.

Jn dem XIII. St. dieser Beyträge, wo eben
dieses Hrn. Doctor Heumanns VI. Reden Ci-
ceronis beurtheilt werden, habe ich folgende aus-
nehmende critische Formeln der hoch deutschen
Höflichkeit angetroffen, die man sich zur Nachah-
mung bemerken kan.

1.) "Der Hr. D. hat schon
"vor zwey Jahren einen feinen Versuch gethan,
"wie weit Cicero im Deutschen unkenntlich zu ma-
"chen sey." 2.) "Der Hr. D. geberdet sich nicht
"anders, als ob er noch einen von seinen Schü-
"lern vor sich hätte, dem er einen derben Ver-
"weis geben müßte. Er ist böse, er schilt, er
"strafet, er warnet, er ermahnet, er schwa-
"zet von Muthwillen, er leget mir neue Auf-
"gaben vor, er redet mich öfters an: Glaube
"er ja nicht, mein lieber Hr. Magister."
3.)
"Es ist mir nie in den Sinn gekommen, an
"dem Hrn. D. Heumannen Ehre einzulegen."
4.) "Bey meiner Beurtheilung habe ich mich
"freylich nicht darum bekümmert, wie alt seine
"Bestallung sey." 5.) "Jn der gantzen Vor-
"rede herrschet der Pilatismus literarius, der
"den Verfasser gantz durchsäuret hat; Was
"dieser geschrieben hat, das hat er geschrieben,
"und das ist unwiderruflich." 6.) "Das muß
"ich glauben, weil er es selbst sagt! Jch gönne
"ihm und seinem Hrn. Bertram ihre Ohren
"gern." 7.) "Die arme Uebersetzung ist an
"sich elend genug, man muß sie wohl bekla-
"gen; aber hassen kan man sie nicht." 8.)
"Mein wohin verleitet doch den Hrn. D. der
"blinde Pilatismus, und die ungemeine Be-
"gierde
B 2
des deutſchen Witzes.

Jn dem XIII. St. dieſer Beytraͤge, wo eben
dieſes Hrn. Doctor Heumanns VI. Reden Ci-
ceronis beurtheilt werden, habe ich folgende aus-
nehmende critiſche Formeln der hoch deutſchen
Hoͤflichkeit angetroffen, die man ſich zur Nachah-
mung bemerken kan.

1.) „Der Hr. D. hat ſchon
„vor zwey Jahren einen feinen Verſuch gethan,
„wie weit Cicero im Deutſchen unkeñtlich zu ma-
„chen ſey.„ 2.) „Der Hr. D. geberdet ſich nicht
„anders, als ob er noch einen von ſeinen Schuͤ-
„lern vor ſich haͤtte, dem er einen derben Ver-
„weis geben muͤßte. Er iſt boͤſe, er ſchilt, er
„ſtrafet, er warnet, er ermahnet, er ſchwa-
„zet von Muthwillen, er leget mir neue Auf-
„gaben vor, er redet mich oͤfters an: Glaube
„er ja nicht, mein lieber Hr. Magiſter.„
3.)
„Es iſt mir nie in den Sinn gekommen, an
„dem Hrn. D. Heumannen Ehre einzulegen.„
4.) „Bey meiner Beurtheilung habe ich mich
„freylich nicht darum bekuͤmmert, wie alt ſeine
„Beſtallung ſey.„ 5.) „Jn der gantzen Vor-
„rede herrſchet der Pilatismus literarius, der
„den Verfaſſer gantz durchſaͤuret hat; Was
„dieſer geſchrieben hat, das hat er geſchrieben,
„und das iſt unwiderruflich.„ 6.) „Das muß
„ich glauben, weil er es ſelbſt ſagt! Jch goͤnne
„ihm und ſeinem Hrn. Bertram ihre Ohren
„gern.„ 7.) „Die arme Ueberſetzung iſt an
„ſich elend genug, man muß ſie wohl bekla-
„gen; aber haſſen kan man ſie nicht.„ 8.)
„Mein wohin verleitet doch den Hrn. D. der
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„gierde
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[19/0019] des deutſchen Witzes. Jn dem XIII. St. dieſer Beytraͤge, wo eben dieſes Hrn. Doctor Heumanns VI. Reden Ci- ceronis beurtheilt werden, habe ich folgende aus- nehmende critiſche Formeln der hoch deutſchen Hoͤflichkeit angetroffen, die man ſich zur Nachah- mung bemerken kan. 1.) „Der Hr. D. hat ſchon „vor zwey Jahren einen feinen Verſuch gethan, „wie weit Cicero im Deutſchen unkeñtlich zu ma- „chen ſey.„ 2.) „Der Hr. D. geberdet ſich nicht „anders, als ob er noch einen von ſeinen Schuͤ- „lern vor ſich haͤtte, dem er einen derben Ver- „weis geben muͤßte. Er iſt boͤſe, er ſchilt, er „ſtrafet, er warnet, er ermahnet, er ſchwa- „zet von Muthwillen, er leget mir neue Auf- „gaben vor, er redet mich oͤfters an: Glaube „er ja nicht, mein lieber Hr. Magiſter.„ 3.) „Es iſt mir nie in den Sinn gekommen, an „dem Hrn. D. Heumannen Ehre einzulegen.„ 4.) „Bey meiner Beurtheilung habe ich mich „freylich nicht darum bekuͤmmert, wie alt ſeine „Beſtallung ſey.„ 5.) „Jn der gantzen Vor- „rede herrſchet der Pilatismus literarius, der „den Verfaſſer gantz durchſaͤuret hat; Was „dieſer geſchrieben hat, das hat er geſchrieben, „und das iſt unwiderruflich.„ 6.) „Das muß „ich glauben, weil er es ſelbſt ſagt! Jch goͤnne „ihm und ſeinem Hrn. Bertram ihre Ohren „gern.„ 7.) „Die arme Ueberſetzung iſt an „ſich elend genug, man muß ſie wohl bekla- „gen; aber haſſen kan man ſie nicht.„ 8.) „Mein wohin verleitet doch den Hrn. D. der „blinde Pilatismus, und die ungemeine Be- „gierde B 2

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/19>, abgerufen am 21.11.2024.