Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite
Echo
"schen Canzleystyl keine andere Sprache vorge-
"kommen seyn." 8.) "Er hat in keinem Stü-
"ke der Gelehrsamkeit (das Abschreiben und
"Federschneiden nehme ich aus) etwas geler-
"net." 9.) "Wofern ihm noch einmahl ein
"Buch in seine Hände fallen sollte, welches wir
"jedoch aus christlicher Liebe keinem einzigen
"wünschen wollen."

Jch könnte aus dem zweyten und vierten Ar-
tickel des XVI. Stücks der Beyträge u. a. noch
eine Menge dergleichen Muster von der critischen
Höflichkeit der Hochdeutschen anführen: Jch
will aber nur aus dem lezten Artickel desselben noch
ein Paar Stellen zu mehrerer Bekräftigung bey-
bringen. Diese Höflichkeiten betreffen den Gö-
tingischen Sammler.

1.) "Er gehört mit un-
"ter die Anzahl der Gernschreiber." 2.) "Der
"gute, liebe Mann! hat sich um nichts weni-
"ger bekümmert, als was zu einem moralischen
"Blatte gehöret." 3.) "Er hat vielleicht ein-
"mahl etwas von einem französischen Glaneur
"gesehen oder gelesen, und so gleich die Ent-
"schlüssung gefasset, seinen Deutschen einen
"Sammler zu schreiben." 4.) "Jch wollte
"wetten, daß man aus unsrem Sammler al-
"lein ein halbes Wörterbuch, aller derjenigen
"Wörter und Redensarten, die man im Deut-
"schen nicht versteht, und nicht brauchen soll,
"zusammenbringen könnte." 5.) "Jch glau-
"be, daß der Sammler diese Frage den Men-
"schenfressern, oder seinen Troglodyten, mit
"denen er, wie es scheint, besser bekannt ist,
"als
Echo
„ſchen Canzleyſtyl keine andere Sprache vorge-
„kommen ſeyn.„ 8.) „Er hat in keinem Stuͤ-
„ke der Gelehrſamkeit (das Abſchreiben und
„Federſchneiden nehme ich aus) etwas geler-
„net.„ 9.) „Wofern ihm noch einmahl ein
„Buch in ſeine Haͤnde fallen ſollte, welches wir
„jedoch aus chriſtlicher Liebe keinem einzigen
„wuͤnſchen wollen.„

Jch koͤnnte aus dem zweyten und vierten Ar-
tickel des XVI. Stuͤcks der Beytraͤge u. a. noch
eine Menge dergleichen Muſter von der critiſchen
Hoͤflichkeit der Hochdeutſchen anfuͤhren: Jch
will aber nur aus dem lezten Artickel deſſelben noch
ein Paar Stellen zu mehrerer Bekraͤftigung bey-
bringen. Dieſe Hoͤflichkeiten betreffen den Goͤ-
tingiſchen Sammler.

1.) „Er gehoͤrt mit un-
„ter die Anzahl der Gernſchreiber.„ 2.) „Der
„gute, liebe Mann! hat ſich um nichts weni-
„ger bekuͤmmert, als was zu einem moraliſchen
„Blatte gehoͤret.„ 3.) „Er hat vielleicht ein-
„mahl etwas von einem franzoͤſiſchen Glaneur
„geſehen oder geleſen, und ſo gleich die Ent-
„ſchluͤſſung gefaſſet, ſeinen Deutſchen einen
„Sammler zu ſchreiben.„ 4.) „Jch wollte
„wetten, daß man aus unſrem Sammler al-
„lein ein halbes Woͤrterbuch, aller derjenigen
„Woͤrter und Redensarten, die man im Deut-
„ſchen nicht verſteht, und nicht brauchen ſoll,
„zuſammenbringen koͤnnte.„ 5.) „Jch glau-
„be, daß der Sammler dieſe Frage den Men-
„ſchenfreſſern, oder ſeinen Troglodyten, mit
„denen er, wie es ſcheint, beſſer bekannt iſt,
„als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <cit>
            <quote><pb facs="#f0026" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Echo</hi></hi></fw><lb/>
&#x201E;&#x017F;chen Canzley&#x017F;tyl keine andere Sprache vorge-<lb/>
&#x201E;kommen &#x017F;eyn.&#x201E; 8.) &#x201E;Er hat in keinem Stu&#x0364;-<lb/>
&#x201E;ke der Gelehr&#x017F;amkeit (das Ab&#x017F;chreiben und<lb/>
&#x201E;Feder&#x017F;chneiden nehme ich aus) etwas geler-<lb/>
&#x201E;net.&#x201E; 9.) &#x201E;Wofern ihm noch einmahl ein<lb/>
&#x201E;Buch in &#x017F;eine Ha&#x0364;nde fallen &#x017F;ollte, welches wir<lb/>
&#x201E;jedoch aus chri&#x017F;tlicher Liebe keinem einzigen<lb/>
&#x201E;wu&#x0364;n&#x017F;chen wollen.&#x201E;</quote>
          </cit><lb/>
          <p>Jch ko&#x0364;nnte aus dem zweyten und vierten Ar-<lb/>
tickel des <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Stu&#x0364;cks der <hi rendition="#fr">Beytra&#x0364;ge</hi> u. a. noch<lb/>
eine Menge dergleichen Mu&#x017F;ter von der criti&#x017F;chen<lb/>
Ho&#x0364;flichkeit der Hochdeut&#x017F;chen anfu&#x0364;hren: Jch<lb/>
will aber nur aus dem lezten Artickel de&#x017F;&#x017F;elben noch<lb/>
ein Paar Stellen zu mehrerer Bekra&#x0364;ftigung bey-<lb/>
bringen. Die&#x017F;e Ho&#x0364;flichkeiten betreffen den Go&#x0364;-<lb/>
tingi&#x017F;chen Sammler.</p>
          <cit>
            <quote>1.) &#x201E;Er geho&#x0364;rt mit un-<lb/>
&#x201E;ter die Anzahl der Gern&#x017F;chreiber.&#x201E; 2.) &#x201E;Der<lb/>
&#x201E;gute, liebe Mann! hat &#x017F;ich um nichts weni-<lb/>
&#x201E;ger beku&#x0364;mmert, als was zu einem morali&#x017F;chen<lb/>
&#x201E;Blatte geho&#x0364;ret.&#x201E; 3.) &#x201E;Er hat vielleicht ein-<lb/>
&#x201E;mahl etwas von einem franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Glaneur<lb/>
&#x201E;ge&#x017F;ehen oder gele&#x017F;en, und &#x017F;o gleich die Ent-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung gefa&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;einen Deut&#x017F;chen einen<lb/>
&#x201E;Sammler zu &#x017F;chreiben.&#x201E; 4.) &#x201E;Jch wollte<lb/>
&#x201E;wetten, daß man aus un&#x017F;rem Sammler al-<lb/>
&#x201E;lein ein halbes Wo&#x0364;rterbuch, aller derjenigen<lb/>
&#x201E;Wo&#x0364;rter und Redensarten, die man im Deut-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chen nicht ver&#x017F;teht, und nicht brauchen &#x017F;oll,<lb/>
&#x201E;zu&#x017F;ammenbringen ko&#x0364;nnte.&#x201E; 5.) &#x201E;Jch glau-<lb/>
&#x201E;be, daß der Sammler die&#x017F;e Frage den Men-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chenfre&#x017F;&#x017F;ern, oder &#x017F;einen Troglodyten, mit<lb/>
&#x201E;denen er, wie es &#x017F;cheint, be&#x017F;&#x017F;er bekannt i&#x017F;t,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;als</fw><lb/></quote>
          </cit>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0026] Echo „ſchen Canzleyſtyl keine andere Sprache vorge- „kommen ſeyn.„ 8.) „Er hat in keinem Stuͤ- „ke der Gelehrſamkeit (das Abſchreiben und „Federſchneiden nehme ich aus) etwas geler- „net.„ 9.) „Wofern ihm noch einmahl ein „Buch in ſeine Haͤnde fallen ſollte, welches wir „jedoch aus chriſtlicher Liebe keinem einzigen „wuͤnſchen wollen.„ Jch koͤnnte aus dem zweyten und vierten Ar- tickel des XVI. Stuͤcks der Beytraͤge u. a. noch eine Menge dergleichen Muſter von der critiſchen Hoͤflichkeit der Hochdeutſchen anfuͤhren: Jch will aber nur aus dem lezten Artickel deſſelben noch ein Paar Stellen zu mehrerer Bekraͤftigung bey- bringen. Dieſe Hoͤflichkeiten betreffen den Goͤ- tingiſchen Sammler. 1.) „Er gehoͤrt mit un- „ter die Anzahl der Gernſchreiber.„ 2.) „Der „gute, liebe Mann! hat ſich um nichts weni- „ger bekuͤmmert, als was zu einem moraliſchen „Blatte gehoͤret.„ 3.) „Er hat vielleicht ein- „mahl etwas von einem franzoͤſiſchen Glaneur „geſehen oder geleſen, und ſo gleich die Ent- „ſchluͤſſung gefaſſet, ſeinen Deutſchen einen „Sammler zu ſchreiben.„ 4.) „Jch wollte „wetten, daß man aus unſrem Sammler al- „lein ein halbes Woͤrterbuch, aller derjenigen „Woͤrter und Redensarten, die man im Deut- „ſchen nicht verſteht, und nicht brauchen ſoll, „zuſammenbringen koͤnnte.„ 5.) „Jch glau- „be, daß der Sammler dieſe Frage den Men- „ſchenfreſſern, oder ſeinen Troglodyten, mit „denen er, wie es ſcheint, beſſer bekannt iſt, „als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/26
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/26>, abgerufen am 03.12.2024.