[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.des deutschen Witzes. durch den Gebrauch der schweitzerischen Mund-art, sondern überdieses und weit mehr durch die ungewöhnlichen rauhen und höllischen Gedan- ken Satans und seiner Engel so fremd und selt- sam geworden, daß man es wohl eine neue Art Deutsches nennen mag: Denn gleichwie man bisdahin mit diesen Personen, ihren Empfin- dungen und Meinungen in Deutschland noch nicht bekannt gewesen, also hat man auch ihre Aussprüche in unsrer Sprache noch nicht gehabt. Wenn denn die Sachsen, oder was vor Deut- deln, D 5
des deutſchen Witzes. durch den Gebrauch der ſchweitzeriſchen Mund-art, ſondern uͤberdieſes und weit mehr durch die ungewoͤhnlichen rauhen und hoͤlliſchen Gedan- ken Satans und ſeiner Engel ſo fremd und ſelt- ſam geworden, daß man es wohl eine neue Art Deutſches nennen mag: Denn gleichwie man bisdahin mit dieſen Perſonen, ihren Empfin- dungen und Meinungen in Deutſchland noch nicht bekannt geweſen, alſo hat man auch ihre Ausſpruͤche in unſrer Sprache noch nicht gehabt. Wenn denn die Sachſen, oder was vor Deut- deln, D 5
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des deutſchen Witzes.
durch den Gebrauch der ſchweitzeriſchen Mund-
art, ſondern uͤberdieſes und weit mehr durch die
ungewoͤhnlichen rauhen und hoͤlliſchen Gedan-
ken Satans und ſeiner Engel ſo fremd und ſelt-
ſam geworden, daß man es wohl eine neue Art
Deutſches nennen mag: Denn gleichwie man
bisdahin mit dieſen Perſonen, ihren Empfin-
dungen und Meinungen in Deutſchland noch
nicht bekannt geweſen, alſo hat man auch ihre
Ausſpruͤche in unſrer Sprache noch nicht gehabt.
Wenn denn die Sachſen, oder was vor Deut-
ſche es ſeyn, das Miltoniſche Gedicht entwe-
der nicht in ſeiner urſpruͤnglichen Natur empfan-
gen, oder nicht geleſen, wenigſtens nicht ver-
ſtanden haben, ſo iſt es noch zu fruͤhe zu ſagen,
ſie haben kein Belieben daran. Man muß ihnen
nicht zumuthen, daß ſie von etwas in Empfin-
dung gebracht werden, womit ſie keine Bekannt-
ſchaft haben, und was von ihnen ſo weit abge-
legen iſt, daß es ihre Sinnlichkeiten nicht errei-
chen mag. Was Miltons Gedicht bey den Sach-
ſen noch endlich wuͤrcken koͤnnte, wuͤrde man erſt
aus einer Ueberſetzung deſſelben ſehen, die von
der geſchickten Freundin des Hr. Prof. Gott-
ſcheds verfertiget wuͤrde, worinne wenigſtens
die ſchweitzeriſche und die ſataniſche Mundart den
Sachen nicht zum Nachtheil gereicheten. Die
Stellen, ſo ſie in dem Zuſchauer aus demſelben
uͤberſetzet hat, laſſen uns daran nicht zweifeln,
weil ſie des Poeten und ſeiner feltſamen Perſo-
nen eigene Gedancken und Ausdruͤcke gantz ge-
ſchickt in das gewoͤhnliche Saͤchſiſche zu verwan-
deln,
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