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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.

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des deutschen Witzes.

Meint der metaphysicalische Hr. Magister, die-
ses sey darum wahrscheinlicher, weil die Füsse
dieser Musketierer von grobirdischem Zeuge sind,
so daß sie auf die massive Erde mit einem Nach-
druck anschlagen können, welches Geistern we-
gen ihrer feinen und luftigen Gliedmassen nicht
möglich ist? Er bildet sich vermuthlich den Zeug
der Geister als etwas so zartes ein, daß er einer
durchbrochenen Arbeit gleich sey, an welcher der
Meister so lange gefeilet, bis er sie endlich gar
verschwächet hat; oder sie kömmt ihm vor, wie
ein allzu dünne geschliffenes Messer, welches alle
Schärffe verlohren hat, und gantz biegsam gewor-
den ist.

Er kan allein in den Fees illustres und andern
solchen Siebensachen, wie er sich zierlich aus-
drückt, dem eckeln deutschen Geschmack erlau-
ben, so etwas,
als ein Geist ist, der einen Erd-
kreis erschüttert, noch mitunterlauffen zu las-
sen. Denn,
sagt er, in solchen tiefsinnigen
Wercken erwartet ein Mensch, der ein wenig
Verstand hat, ohnedem keine Wahrscheinlich-
keit.
Wenn die verständigen Leute, die er
kennet, in dergleichen Erzehlungen von Feyen
keine Wahrscheinlichkeit erwarten, so thäte Hr.
Pitschel sehr klüglich, wenn er selber, statt daß
er vornähme Lustspiele oder Trauerspiele zu schrei-
ben, solche Siebensachen verfertigete. Er könn-
te dann zum voraus versichert seyn, daß er es
ihnen recht machen würde. Allein es giebt noch
eine andere Art von Verständigen in seinem Va-
terlande, und in andern Ländern, die selbst in

den
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des deutſchen Witzes.

Meint der metaphyſicaliſche Hr. Magiſter, die-
ſes ſey darum wahrſcheinlicher, weil die Fuͤſſe
dieſer Musketierer von grobirdiſchem Zeuge ſind,
ſo daß ſie auf die maſſive Erde mit einem Nach-
druck anſchlagen koͤnnen, welches Geiſtern we-
gen ihrer feinen und luftigen Gliedmaſſen nicht
moͤglich iſt? Er bildet ſich vermuthlich den Zeug
der Geiſter als etwas ſo zartes ein, daß er einer
durchbrochenen Arbeit gleich ſey, an welcher der
Meiſter ſo lange gefeilet, bis er ſie endlich gar
verſchwaͤchet hat; oder ſie koͤmmt ihm vor, wie
ein allzu duͤnne geſchliffenes Meſſer, welches alle
Schaͤrffe verlohren hat, und gantz biegſam gewor-
den iſt.

Er kan allein in den Fées illuſtres und andern
ſolchen Siebenſachen, wie er ſich zierlich aus-
druͤckt, dem eckeln deutſchen Geſchmack erlau-
ben, ſo etwas,
als ein Geiſt iſt, der einen Erd-
kreis erſchuͤttert, noch mitunterlauffen zu laſ-
ſen. Denn,
ſagt er, in ſolchen tiefſinnigen
Wercken erwartet ein Menſch, der ein wenig
Verſtand hat, ohnedem keine Wahrſcheinlich-
keit.
Wenn die verſtaͤndigen Leute, die er
kennet, in dergleichen Erzehlungen von Feyen
keine Wahrſcheinlichkeit erwarten, ſo thaͤte Hr.
Pitſchel ſehr kluͤglich, wenn er ſelber, ſtatt daß
er vornaͤhme Luſtſpiele oder Trauerſpiele zu ſchrei-
ben, ſolche Siebenſachen verfertigete. Er koͤnn-
te dann zum voraus verſichert ſeyn, daß er es
ihnen recht machen wuͤrde. Allein es giebt noch
eine andere Art von Verſtaͤndigen in ſeinem Va-
terlande, und in andern Laͤndern, die ſelbſt in

den
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[67/0067] des deutſchen Witzes. Meint der metaphyſicaliſche Hr. Magiſter, die- ſes ſey darum wahrſcheinlicher, weil die Fuͤſſe dieſer Musketierer von grobirdiſchem Zeuge ſind, ſo daß ſie auf die maſſive Erde mit einem Nach- druck anſchlagen koͤnnen, welches Geiſtern we- gen ihrer feinen und luftigen Gliedmaſſen nicht moͤglich iſt? Er bildet ſich vermuthlich den Zeug der Geiſter als etwas ſo zartes ein, daß er einer durchbrochenen Arbeit gleich ſey, an welcher der Meiſter ſo lange gefeilet, bis er ſie endlich gar verſchwaͤchet hat; oder ſie koͤmmt ihm vor, wie ein allzu duͤnne geſchliffenes Meſſer, welches alle Schaͤrffe verlohren hat, und gantz biegſam gewor- den iſt. Er kan allein in den Fées illuſtres und andern ſolchen Siebenſachen, wie er ſich zierlich aus- druͤckt, dem eckeln deutſchen Geſchmack erlau- ben, ſo etwas, als ein Geiſt iſt, der einen Erd- kreis erſchuͤttert, noch mitunterlauffen zu laſ- ſen. Denn, ſagt er, in ſolchen tiefſinnigen Wercken erwartet ein Menſch, der ein wenig Verſtand hat, ohnedem keine Wahrſcheinlich- keit. Wenn die verſtaͤndigen Leute, die er kennet, in dergleichen Erzehlungen von Feyen keine Wahrſcheinlichkeit erwarten, ſo thaͤte Hr. Pitſchel ſehr kluͤglich, wenn er ſelber, ſtatt daß er vornaͤhme Luſtſpiele oder Trauerſpiele zu ſchrei- ben, ſolche Siebenſachen verfertigete. Er koͤnn- te dann zum voraus verſichert ſeyn, daß er es ihnen recht machen wuͤrde. Allein es giebt noch eine andere Art von Verſtaͤndigen in ſeinem Va- terlande, und in andern Laͤndern, die ſelbſt in den E 2

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/67>, abgerufen am 23.11.2024.