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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.

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Echo des deutschen Witzes.
wofern man nicht drey grosse Octav-Bände Ge-
dichte von ihm gelesen hat?

Ob der Hr. Hofrath König ein guter oder schlechter
Dichter sey,
ist eine Frage, auf welche sich der Hr.
Mag.
Pitschel in der neun und dreissigsten Anm. nicht ein-
mahl einlassen
darf. Warum? Er sagt es selbst: Weil
er zu wenig von seinen Gedichten gelesen hat.
Und doch
sind nicht wenige Gedichte desselben in jedermanns Händen.

XLIX. Daß neun und vierzig critische Anmer-
kungen eine gemeine Lehre in der Absicht des
Verfassers haben können, die keine Seele er-
rathen würde, wenn der Verfasser selbs nicht
die Gutheit hätte, solche zu entdecken?

Er sagt in der 49sten und letzten Anm. "Jch gebe ihm
"zum Abschied die Lehre, daß, eh er sich weiter ins Rich-
"ten einlassen will, Unbedachtsamkeit, Unachtsamkeit,
"und Unhöflichkeit nothwendig abgedanckt werden müs-
"sen. Denn bloß um dieser Lehre willen habe ich alle
"meine Anmerckungen gemacht."

L. Wenn man gleich zugestehen würde, daß
der Leipzigische Notenfabricant in den monat-
lichen Belustigungen in allen neun und vierzig
Anmerckungen recht hätte, wenn folglich für
erwiesen angenommen würde, daß der Schwei-
zerische Herausgeber des Ergäntzungsstücks in
seinen Anmerckungenn unbescheiden, unhöflich,
oder gar -nv-rsch-mt gewesen: Ob dadurch
Hrn. Prof. Gottscheds critische und poetische
Ehre genugsam geschüzt, oder etwas gegen die
critischen Schriften der Zürichischen Kunstrich-
ter, die sie im Jahr 1740. ans Licht gestellt
haben, mit Recht könne geschlossen werden?

Herren

Echo des deutſchen Witzes.
wofern man nicht drey groſſe Octav-Baͤnde Ge-
dichte von ihm geleſen hat?

Ob der Hr. Hofrath Koͤnig ein guter oder ſchlechter
Dichter ſey,
iſt eine Frage, auf welche ſich der Hr.
Mag.
Pitſchel in der neun und dreiſſigſten Anm. nicht ein-
mahl einlaſſen
darf. Warum? Er ſagt es ſelbſt: Weil
er zu wenig von ſeinen Gedichten geleſen hat.
Und doch
ſind nicht wenige Gedichte deſſelben in jedermanns Haͤnden.

XLIX. Daß neun und vierzig critiſche Anmer-
kungen eine gemeine Lehre in der Abſicht des
Verfaſſers haben koͤnnen, die keine Seele er-
rathen wuͤrde, wenn der Verfaſſer ſelbs nicht
die Gutheit haͤtte, ſolche zu entdecken?

Er ſagt in der 49ſten und letzten Anm. „Jch gebe ihm
„zum Abſchied die Lehre, daß, eh er ſich weiter ins Rich-
„ten einlaſſen will, Unbedachtſamkeit, Unachtſamkeit,
„und Unhoͤflichkeit nothwendig abgedanckt werden muͤſ-
„ſen. Denn bloß um dieſer Lehre willen habe ich alle
„meine Anmerckungen gemacht.„

L. Wenn man gleich zugeſtehen wuͤrde, daß
der Leipzigiſche Notenfabricant in den monat-
lichen Beluſtigungen in allen neun und vierzig
Anmerckungen recht haͤtte, wenn folglich fuͤr
erwieſen angenommen wuͤrde, daß der Schwei-
zeriſche Herausgeber des Ergaͤntzungsſtuͤcks in
ſeinen Anmerckungenn unbeſcheiden, unhoͤflich,
oder gar -nv-rſch-mt geweſen: Ob dadurch
Hrn. Prof. Gottſcheds critiſche und poetiſche
Ehre genugſam geſchuͤzt, oder etwas gegen die
critiſchen Schriften der Zuͤrichiſchen Kunſtrich-
ter, die ſie im Jahr 1740. ans Licht geſtellt
haben, mit Recht koͤnne geſchloſſen werden?

Herren
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[90/0090] Echo des deutſchen Witzes. wofern man nicht drey groſſe Octav-Baͤnde Ge- dichte von ihm geleſen hat? Ob der Hr. Hofrath Koͤnig ein guter oder ſchlechter Dichter ſey, iſt eine Frage, auf welche ſich der Hr. Mag. Pitſchel in der neun und dreiſſigſten Anm. nicht ein- mahl einlaſſen darf. Warum? Er ſagt es ſelbſt: Weil er zu wenig von ſeinen Gedichten geleſen hat. Und doch ſind nicht wenige Gedichte deſſelben in jedermanns Haͤnden. XLIX. Daß neun und vierzig critiſche Anmer- kungen eine gemeine Lehre in der Abſicht des Verfaſſers haben koͤnnen, die keine Seele er- rathen wuͤrde, wenn der Verfaſſer ſelbs nicht die Gutheit haͤtte, ſolche zu entdecken? Er ſagt in der 49ſten und letzten Anm. „Jch gebe ihm „zum Abſchied die Lehre, daß, eh er ſich weiter ins Rich- „ten einlaſſen will, Unbedachtſamkeit, Unachtſamkeit, „und Unhoͤflichkeit nothwendig abgedanckt werden muͤſ- „ſen. Denn bloß um dieſer Lehre willen habe ich alle „meine Anmerckungen gemacht.„ L. Wenn man gleich zugeſtehen wuͤrde, daß der Leipzigiſche Notenfabricant in den monat- lichen Beluſtigungen in allen neun und vierzig Anmerckungen recht haͤtte, wenn folglich fuͤr erwieſen angenommen wuͤrde, daß der Schwei- zeriſche Herausgeber des Ergaͤntzungsſtuͤcks in ſeinen Anmerckungenn unbeſcheiden, unhoͤflich, oder gar -nv-rſch-mt geweſen: Ob dadurch Hrn. Prof. Gottſcheds critiſche und poetiſche Ehre genugſam geſchuͤzt, oder etwas gegen die critiſchen Schriften der Zuͤrichiſchen Kunſtrich- ter, die ſie im Jahr 1740. ans Licht geſtellt haben, mit Recht koͤnne geſchloſſen werden? Herren

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/90>, abgerufen am 23.11.2024.