[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743.
Man müßte ungerecht oder ungelehrt seyn, "O hel- "dein E 3
Man muͤßte ungerecht oder ungelehrt ſeyn, „O hel- „dein E 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <cit> <quote><pb facs="#f0069" n="69"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des ſechszehnten Jahrhunderts.</hi></fw><lb/> „ſelber im Meere zu erfriſchen, und den feu-<lb/> „rigen Schweiß abzuwiſchen. Jedoch, ehe ſie<lb/> „verlaͤuft, ſprang ſie zuletzt hinter den Ber-<lb/> „gen zu etlichen mahlen mit ihren Blicken auf,<lb/> „zu ſehen, wie ſie ſich nachſchicketen; und als<lb/> „ſie es ſchier vollbracht ſahe, ſprang ſie zu<lb/> „guter Nacht noch einmahl auf, und befahl<lb/> „die Geſellſchaft dem Rhein; ſie gar in die<lb/> „Stadt hinein zu leiten.„</quote> </cit><lb/> <p>Man muͤßte ungerecht oder ungelehrt ſeyn,<lb/> wenn man dem Verfaſſer dieſer Erfindungen<lb/> und Ausbildungen das poetiſche Naturell ab-<lb/> ſprechen wollte. Wir erkennen vielmehr, daß<lb/> Zinckgraͤf in ſeiner Vorrede zu der allererſten<lb/> Ausgabe einiger opitziſchen Gedichte, ehender<lb/> zu wenig als zu viel von Johann Fiſchart ge-<lb/> ſagt habe. Jch bekenne zwar, daß ich mei-<lb/> nem Vorhaben gemaͤß die beſten Stellen die-<lb/> ſes Gedichtes ausgeſchrieben habe, und daß<lb/> hier und dar viel ſchwaͤcheres Zeug darinnen<lb/> iſt, zum Exempel in dem Tagbuche, was den<lb/> Zuͤrchern zu Straßburg von Tage zu Tage<lb/> begegnet ſey, welches an Stof und Worten<lb/> allzu proſaiſch iſt: Doch giebt es in dieſem klei-<lb/> nen Werckgen noch mehrere Schoͤnheiten, de-<lb/> ren ich gedenken koͤnnte, und mich wuͤrklich<lb/> nicht hinterhalten kan, noch einiger zu erwaͤh-<lb/> nen. Die Anruffung bey der Abfahrt von<lb/> Zuͤrich an die Sonne zeiget poetiſche Andacht,<lb/> Vertrauen, und hoffende Munterkeit:</p> <cit> <quote>„O hel-<lb/> „ler Tag, o liebe Sonne, ſprachen ſie, goͤn-<lb/> „ne uns nun deinen Schein, und zeige uns<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><fw place="bottom" type="catch">„dein</fw><lb/></quote> </cit> </div> </body> </text> </TEI> [69/0069]
des ſechszehnten Jahrhunderts.
„ſelber im Meere zu erfriſchen, und den feu-
„rigen Schweiß abzuwiſchen. Jedoch, ehe ſie
„verlaͤuft, ſprang ſie zuletzt hinter den Ber-
„gen zu etlichen mahlen mit ihren Blicken auf,
„zu ſehen, wie ſie ſich nachſchicketen; und als
„ſie es ſchier vollbracht ſahe, ſprang ſie zu
„guter Nacht noch einmahl auf, und befahl
„die Geſellſchaft dem Rhein; ſie gar in die
„Stadt hinein zu leiten.„
Man muͤßte ungerecht oder ungelehrt ſeyn,
wenn man dem Verfaſſer dieſer Erfindungen
und Ausbildungen das poetiſche Naturell ab-
ſprechen wollte. Wir erkennen vielmehr, daß
Zinckgraͤf in ſeiner Vorrede zu der allererſten
Ausgabe einiger opitziſchen Gedichte, ehender
zu wenig als zu viel von Johann Fiſchart ge-
ſagt habe. Jch bekenne zwar, daß ich mei-
nem Vorhaben gemaͤß die beſten Stellen die-
ſes Gedichtes ausgeſchrieben habe, und daß
hier und dar viel ſchwaͤcheres Zeug darinnen
iſt, zum Exempel in dem Tagbuche, was den
Zuͤrchern zu Straßburg von Tage zu Tage
begegnet ſey, welches an Stof und Worten
allzu proſaiſch iſt: Doch giebt es in dieſem klei-
nen Werckgen noch mehrere Schoͤnheiten, de-
ren ich gedenken koͤnnte, und mich wuͤrklich
nicht hinterhalten kan, noch einiger zu erwaͤh-
nen. Die Anruffung bey der Abfahrt von
Zuͤrich an die Sonne zeiget poetiſche Andacht,
Vertrauen, und hoffende Munterkeit:
„O hel-
„ler Tag, o liebe Sonne, ſprachen ſie, goͤn-
„ne uns nun deinen Schein, und zeige uns
„dein
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