Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Crit. Betracht. über die Ode
Und jüdisch lacht, so oft er sieht und höret,
Wie die Vernunft Geschmack und Wahrheit ehret.

V.
25Wie edel ist die Neigung echter Britten!
Jhr Ueberfluß bereichert den Verstand.
Der Handlung Frucht und was ihr Muth erstritten
Wird, unbereut, Verdiensten zugewandt;
Gunst krönt den Fleiß, den Macht und Freyheit schützen:
30Die Reichsten sind der Wissenschaften Stützen.
VI.
O Freyheit! dort, nur dort ist deine Wonne,
Der Städte Schmuck, der Segen jeder Flur,
Starck wie das Meer, erquickend wie die Sonne,
Schön wie ihr Licht, und reich wie die Natur.
35Halb-glücklich sind die Sclaven, die dich nennen

Und nicht zu viel von deiner Würde kennen!
Wer
V. 26. Jhr Ueberfluß bereichert den Verstand.
[Spaltenumbruch] Auch dieses ist eine nachdrückli-
che Ausdrückung, die viel geden-
ken läßt. Er sagt nicht nur,
daß in Engelland der Verstand
ein Mittel sey Geld zu erwerben:
Sondern daß die Freygebigkeit
[Spaltenumbruch] den Verstand auf tausend Er-
findungen führe, und ihn an
Erfindung reich mache, und daß
die Engelländer ihren Ueberfluß
zu diesem Ende gebrauchen.
V. 31. O Freyheit dort, nur dort ist deine Wonne, etc.
[Spaltenumbruch] Jn dieser und den drey folgen-
den Zeilen werden die Güter,
und Vortheile, welche der rechte
Gebrauch der Freyheit der Stadt
Londen zutheilet, mit dem grös-
sesten Nachdruck erhoben. Die
[Spaltenumbruch] Gleichnisse in der 33. und der
34sten Zeile sind von den herr-
lichsten Gegenständen in der Na-
tur hergenommen, und ihre Zu-
sammenstellung häufet Nachdruk
auf Nachdruck.
V. 35. Halb-glücklich sind etc.
Die Bürger, die unter einer despotischen Regierung leben,
und

Crit. Betracht. uͤber die Ode
Und juͤdiſch lacht, ſo oft er ſieht und hoͤret,
Wie die Vernunft Geſchmack und Wahrheit ehret.

V.
25Wie edel iſt die Neigung echter Britten!
Jhr Ueberfluß bereichert den Verſtand.
Der Handlung Frucht und was ihr Muth erſtritten
Wird, unbereut, Verdienſten zugewandt;
Gunſt kroͤnt den Fleiß, den Macht und Freyheit ſchuͤtzen:
30Die Reichſten ſind der Wiſſenſchaften Stuͤtzen.
VI.
O Freyheit! dort, nur dort iſt deine Wonne,
Der Staͤdte Schmuck, der Segen jeder Flur,
Starck wie das Meer, erquickend wie die Sonne,
Schoͤn wie ihr Licht, und reich wie die Natur.
35Halb-gluͤcklich ſind die Sclaven, die dich nennen

Und nicht zu viel von deiner Wuͤrde kennen!
Wer
V. 26. Jhr Ueberfluß bereichert den Verſtand.
[Spaltenumbruch] Auch dieſes iſt eine nachdruͤckli-
che Ausdruͤckung, die viel geden-
ken laͤßt. Er ſagt nicht nur,
daß in Engelland der Verſtand
ein Mittel ſey Geld zu erwerben:
Sondern daß die Freygebigkeit
[Spaltenumbruch] den Verſtand auf tauſend Er-
findungen fuͤhre, und ihn an
Erfindung reich mache, und daß
die Engellaͤnder ihren Ueberfluß
zu dieſem Ende gebrauchen.
V. 31. O Freyheit dort, nur dort iſt deine Wonne, ꝛc.
[Spaltenumbruch] Jn dieſer und den drey folgen-
den Zeilen werden die Guͤter,
und Vortheile, welche der rechte
Gebrauch der Freyheit der Stadt
Londen zutheilet, mit dem groͤſ-
ſeſten Nachdruck erhoben. Die
[Spaltenumbruch] Gleichniſſe in der 33. und der
34ſten Zeile ſind von den herr-
lichſten Gegenſtaͤnden in der Na-
tur hergenommen, und ihre Zu-
ſammenſtellung haͤufet Nachdruk
auf Nachdruck.
V. 35. Halb-gluͤcklich ſind ꝛc.
Die Buͤrger, die unter einer deſpotiſchen Regierung leben,
und
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="4">
            <pb facs="#f0028" n="28"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Crit. Betracht. u&#x0364;ber die Ode</hi> </fw><lb/>
            <l>Und ju&#x0364;di&#x017F;ch lacht, &#x017F;o oft er &#x017F;ieht und ho&#x0364;ret,</l><lb/>
            <l>Wie die Vernunft Ge&#x017F;chmack und Wahrheit ehret.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head> <hi rendition="#aq">V.</hi> </head><lb/>
            <note place="left">25</note>
            <l>Wie edel i&#x017F;t die Neigung echter Britten!</l><lb/>
            <l>Jhr Ueberfluß <hi rendition="#fr">bereichert den Ver&#x017F;tand.</hi><note place="foot">V. 26. Jhr Ueberfluß bereichert den Ver&#x017F;tand.<lb/><cb/>
Auch die&#x017F;es i&#x017F;t eine nachdru&#x0364;ckli-<lb/>
che Ausdru&#x0364;ckung, die viel geden-<lb/>
ken la&#x0364;ßt. Er &#x017F;agt nicht nur,<lb/>
daß in Engelland der Ver&#x017F;tand<lb/>
ein Mittel &#x017F;ey Geld zu erwerben:<lb/>
Sondern daß die Freygebigkeit<lb/><cb/>
den Ver&#x017F;tand auf tau&#x017F;end Er-<lb/>
findungen fu&#x0364;hre, und ihn an<lb/>
Erfindung reich mache, und daß<lb/>
die Engella&#x0364;nder ihren Ueberfluß<lb/>
zu die&#x017F;em Ende gebrauchen.</note></l><lb/>
            <l>Der Handlung Frucht und was ihr Muth er&#x017F;tritten</l><lb/>
            <l>Wird, unbereut, Verdien&#x017F;ten zugewandt;</l><lb/>
            <l>Gun&#x017F;t kro&#x0364;nt den Fleiß, den Macht und Freyheit &#x017F;chu&#x0364;tzen:<lb/><note place="left">30</note>Die Reich&#x017F;ten &#x017F;ind der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften Stu&#x0364;tzen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">VI.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l>O Freyheit! dort, nur dort i&#x017F;t deine Wonne,<note place="foot">V. 31. O Freyheit dort, nur dort i&#x017F;t deine Wonne, &#xA75B;c.<lb/><cb/>
Jn die&#x017F;er und den drey folgen-<lb/>
den Zeilen werden die Gu&#x0364;ter,<lb/>
und Vortheile, welche der rechte<lb/>
Gebrauch der Freyheit der Stadt<lb/>
Londen zutheilet, mit dem gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;ten Nachdruck erhoben. Die<lb/><cb/>
Gleichni&#x017F;&#x017F;e in der 33. und der<lb/>
34&#x017F;ten Zeile &#x017F;ind von den herr-<lb/>
lich&#x017F;ten Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden in der Na-<lb/>
tur hergenommen, und ihre Zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;tellung ha&#x0364;ufet Nachdruk<lb/>
auf Nachdruck.</note></l><lb/>
            <l>Der Sta&#x0364;dte Schmuck, der Segen jeder Flur,</l><lb/>
            <l>Starck wie das Meer, erquickend wie die Sonne,</l><lb/>
            <l>Scho&#x0364;n wie ihr Licht, und reich wie die Natur.<lb/><note place="left">35</note>Halb-glu&#x0364;cklich &#x017F;ind die Sclaven, die dich nennen<note xml:id="f05" place="foot" next="#f06">V. 35. Halb-glu&#x0364;cklich &#x017F;ind &#xA75B;c.<lb/>
Die Bu&#x0364;rger, die unter einer de&#x017F;poti&#x017F;chen Regierung leben,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw></note></l><lb/>
            <l>Und nicht zu viel von deiner Wu&#x0364;rde kennen!</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/><lb/><lb/><lb/>
        </lg>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[28/0028] Crit. Betracht. uͤber die Ode Und juͤdiſch lacht, ſo oft er ſieht und hoͤret, Wie die Vernunft Geſchmack und Wahrheit ehret. V. Wie edel iſt die Neigung echter Britten! Jhr Ueberfluß bereichert den Verſtand. Der Handlung Frucht und was ihr Muth erſtritten Wird, unbereut, Verdienſten zugewandt; Gunſt kroͤnt den Fleiß, den Macht und Freyheit ſchuͤtzen: Die Reichſten ſind der Wiſſenſchaften Stuͤtzen. VI. O Freyheit! dort, nur dort iſt deine Wonne, Der Staͤdte Schmuck, der Segen jeder Flur, Starck wie das Meer, erquickend wie die Sonne, Schoͤn wie ihr Licht, und reich wie die Natur. Halb-gluͤcklich ſind die Sclaven, die dich nennen Und nicht zu viel von deiner Wuͤrde kennen! Wer V. 26. Jhr Ueberfluß bereichert den Verſtand. Auch dieſes iſt eine nachdruͤckli- che Ausdruͤckung, die viel geden- ken laͤßt. Er ſagt nicht nur, daß in Engelland der Verſtand ein Mittel ſey Geld zu erwerben: Sondern daß die Freygebigkeit den Verſtand auf tauſend Er- findungen fuͤhre, und ihn an Erfindung reich mache, und daß die Engellaͤnder ihren Ueberfluß zu dieſem Ende gebrauchen. V. 31. O Freyheit dort, nur dort iſt deine Wonne, ꝛc. Jn dieſer und den drey folgen- den Zeilen werden die Guͤter, und Vortheile, welche der rechte Gebrauch der Freyheit der Stadt Londen zutheilet, mit dem groͤſ- ſeſten Nachdruck erhoben. Die Gleichniſſe in der 33. und der 34ſten Zeile ſind von den herr- lichſten Gegenſtaͤnden in der Na- tur hergenommen, und ihre Zu- ſammenſtellung haͤufet Nachdruk auf Nachdruck. V. 35. Halb-gluͤcklich ſind ꝛc. Die Buͤrger, die unter einer deſpotiſchen Regierung leben, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743/28
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743/28>, abgerufen am 27.11.2024.