Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
des deutschen Cato.

Auf Frantzösisch hiesse dieses: Vous accusez Ca-
ton? Cela est-il croyable? Est-ce qu'il a resolu
quelque chose sur moy; Eh bien! j'obeis. Le
vice tremble seulement, quand la vertu nous pro-
tege.
Da ist alles, was Deschamps gesagt hat,
umgekehrt:

En accusant Caton, est-on digne de foi?
Ses Projets ne sont pas redoutables pour moi.
L'appuy de la vertu n'est l'effroi que du vice.

Wenn Pharnazes beym Deschamps drohet,
daß er aus Utica ein Scheusal und Schreckenbild
machen wolle:

. . . . Il faut dans ma fureur
Rendre Utique a jamais une image d'horreur;

So bekömmt er hingegen beym Gottsched so gütige
Gedancken, daß er den Schutt von dieser Stadt
aufräumen will:

. . . Wir müssen nichts versäumen,
Den Schutt von Uttica auf ewig aufzuräumen.
II. Aufz. 7. Sc.

Deschamps hat dem Cäsar nichts mehr als den
freyen und sichern Zutritt in Catons Pallaste in
währendem Waffenstillstande gegönnet; Gott-
sched ist viel weiter gegangen, und hat diese bey-
den Feinde in einen vertraulichen Umgang mit ein-
ander verbunden:

So läßt, Domitius, der Waffenstillstand zu,
Daß ich und Cato hier so gar vertraulich thu.

Nach Deschamps hält Cato es vor ein ruhmwirdi-
ges Schicksal, wenn man sich rächet, oder im Unter-
nehmen der Rache umkömmt:

des deutſchen Cato.

Auf Frantzoͤſiſch hieſſe dieſes: Vous accuſez Ca-
ton? Cela eſt-il croyable? Eſt-ce qu’il a reſolu
quelque choſe ſur moy; Eh bien! j’obeis. Le
vice tremble ſeulement, quand la vertu nous pro-
tege.
Da iſt alles, was Deschamps geſagt hat,
umgekehrt:

En accuſant Caton, eſt-on digne de foi?
Ses Projets ne ſont pas redoutables pour moi.
L’appuy de la vertu n’eſt l’effroi que du vice.

Wenn Pharnazes beym Deschamps drohet,
daß er aus Utica ein Scheuſal und Schreckenbild
machen wolle:

. . . . Il faut dans ma fureur
Rendre Utique à jamais une image d’horreur;

So bekoͤmmt er hingegen beym Gottſched ſo guͤtige
Gedancken, daß er den Schutt von dieſer Stadt
aufraͤumen will:

. . . Wir muͤſſen nichts verſaͤumen,
Den Schutt von Uttica auf ewig aufzuraͤumen.
II. Aufz. 7. Sc.

Deschamps hat dem Caͤſar nichts mehr als den
freyen und ſichern Zutritt in Catons Pallaſte in
waͤhrendem Waffenſtillſtande gegoͤnnet; Gott-
ſched iſt viel weiter gegangen, und hat dieſe bey-
den Feinde in einen vertraulichen Umgang mit ein-
ander verbunden:

So laͤßt, Domitius, der Waffenſtillſtand zu,
Daß ich und Cato hier ſo gar vertraulich thu.

Nach Deschamps haͤlt Cato es vor ein ruhmwirdi-
ges Schickſal, wenn man ſich raͤchet, oder im Unter-
nehmen der Rache umkoͤmmt:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0091" n="91"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des deut&#x017F;chen Cato.</hi> </fw><lb/>
        <p>Auf Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch hie&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;es: <hi rendition="#aq">Vous accu&#x017F;ez Ca-<lb/>
ton? Cela e&#x017F;t-il croyable? E&#x017F;t-ce qu&#x2019;il a re&#x017F;olu<lb/>
quelque cho&#x017F;e &#x017F;ur moy; Eh bien! j&#x2019;obeis. Le<lb/>
vice tremble &#x017F;eulement, quand la vertu nous pro-<lb/>
tege.</hi> Da i&#x017F;t alles, was Deschamps ge&#x017F;agt hat,<lb/>
umgekehrt:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#aq">En accu&#x017F;ant Caton, e&#x017F;t-on digne de foi?</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">Ses Projets ne &#x017F;ont pas redoutables pour moi.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">L&#x2019;appuy de la vertu n&#x2019;e&#x017F;t l&#x2019;effroi que du vice.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Wenn Pharnazes beym Deschamps drohet,<lb/>
daß er aus Utica ein Scheu&#x017F;al und Schreckenbild<lb/>
machen wolle:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>. . . . <hi rendition="#aq">Il faut dans ma fureur</hi></l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">Rendre Utique à jamais une image d&#x2019;horreur;</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>So beko&#x0364;mmt er hingegen beym Gott&#x017F;ched &#x017F;o gu&#x0364;tige<lb/>
Gedancken, daß er den Schutt von die&#x017F;er Stadt<lb/>
aufra&#x0364;umen will:</p><lb/>
        <cit>
          <quote>. . . Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nichts ver&#x017F;a&#x0364;umen,<lb/>
Den Schutt von Uttica auf ewig aufzura&#x0364;umen.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">II.</hi> Aufz. 7. Sc.</hi></quote>
        </cit><lb/>
        <p>Deschamps hat dem Ca&#x0364;&#x017F;ar nichts mehr als den<lb/>
freyen und &#x017F;ichern Zutritt in Catons Palla&#x017F;te in<lb/>
wa&#x0364;hrendem Waffen&#x017F;till&#x017F;tande gego&#x0364;nnet; Gott-<lb/>
&#x017F;ched i&#x017F;t viel weiter gegangen, und hat die&#x017F;e bey-<lb/>
den Feinde in einen vertraulichen Umgang mit ein-<lb/>
ander verbunden:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>So la&#x0364;ßt, Domitius, der Waffen&#x017F;till&#x017F;tand zu,</l><lb/>
          <l>Daß <hi rendition="#fr">ich</hi> und <hi rendition="#fr">Cato</hi> hier &#x017F;o gar vertraulich thu.</l>
        </lg><lb/>
        <p>Nach Deschamps ha&#x0364;lt Cato es vor ein ruhmwirdi-<lb/>
ges Schick&#x017F;al, wenn man &#x017F;ich ra&#x0364;chet, oder im Unter-<lb/>
nehmen der Rache umko&#x0364;mmt:</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0091] des deutſchen Cato. Auf Frantzoͤſiſch hieſſe dieſes: Vous accuſez Ca- ton? Cela eſt-il croyable? Eſt-ce qu’il a reſolu quelque choſe ſur moy; Eh bien! j’obeis. Le vice tremble ſeulement, quand la vertu nous pro- tege. Da iſt alles, was Deschamps geſagt hat, umgekehrt: En accuſant Caton, eſt-on digne de foi? Ses Projets ne ſont pas redoutables pour moi. L’appuy de la vertu n’eſt l’effroi que du vice. Wenn Pharnazes beym Deschamps drohet, daß er aus Utica ein Scheuſal und Schreckenbild machen wolle: . . . . Il faut dans ma fureur Rendre Utique à jamais une image d’horreur; So bekoͤmmt er hingegen beym Gottſched ſo guͤtige Gedancken, daß er den Schutt von dieſer Stadt aufraͤumen will: . . . Wir muͤſſen nichts verſaͤumen, Den Schutt von Uttica auf ewig aufzuraͤumen. II. Aufz. 7. Sc. Deschamps hat dem Caͤſar nichts mehr als den freyen und ſichern Zutritt in Catons Pallaſte in waͤhrendem Waffenſtillſtande gegoͤnnet; Gott- ſched iſt viel weiter gegangen, und hat dieſe bey- den Feinde in einen vertraulichen Umgang mit ein- ander verbunden: So laͤßt, Domitius, der Waffenſtillſtand zu, Daß ich und Cato hier ſo gar vertraulich thu. Nach Deschamps haͤlt Cato es vor ein ruhmwirdi- ges Schickſal, wenn man ſich raͤchet, oder im Unter- nehmen der Rache umkoͤmmt:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743/91
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743/91>, abgerufen am 04.12.2024.