[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.Von dem Mechanismo Se vanger ou perir est un sort glorieux; Nach Gottsched geht Cato viel fertiger zum sterben, Der gröste Ruhm ist der sich rächen und erkalten. Wenn Gottscheds Cato dem Portius den Rath Du giebst mir in der That ein solches Leben an, Welches gantz was anders ist, als was Addi- . . . . Mein Vater stirb doch nicht. Hätte ihm sein Vater gefolget, so hätten wir ein Man wird kaum einen von den herrschenden. ser
Von dem Mechaniſmo Se vanger ou perir eſt un ſort glorieux; Nach Gottſched geht Cato viel fertiger zum ſterben, Der groͤſte Ruhm iſt der ſich raͤchen und erkalten. Wenn Gottſcheds Cato dem Portius den Rath Du giebſt mir in der That ein ſolches Leben an, Welches gantz was anders iſt, als was Addi- . . . . Mein Vater ſtirb doch nicht. Haͤtte ihm ſein Vater gefolget, ſo haͤtten wir ein Man wird kaum einen von den herrſchenden. ſer
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Von dem Mechaniſmo
Se vanger ou perir eſt un ſort glorieux;
Nach Gottſched geht Cato viel fertiger zum ſterben,
Der groͤſte Ruhm iſt der ſich raͤchen und erkalten.
Wenn Gottſcheds Cato dem Portius den Rath
giebt, daß er ſich auf ſein Sabinum zur Ruhe be-
geben ſollte, ſagt dieſer darauf:
Du giebſt mir in der That ein ſolches Leben an,
Das ich auch von mir ſelbſt unmoͤglich haſſen kan.
Welches gantz was anders iſt, als was Addi-
ſon ſeinen Portius auf einen gleichen Rath hat ant-
worten laſſen: „Jch hoffe, ſagt dieſer, mein Va-
„ter werde dem Portius kein ſolches Leben anprei-
„ſen, welches er ſelber vor niedertraͤchtig und ver-
„aͤchtlich haͤlt.„ Eben dieſer Portius Addiſons
hat in der lezten Scene, da Cato halbtodt herge-
tragen wird, nicht ſo viel Standhaftigkeit ein
Wort hervorzubringen, da hingegen Gottſcheds
Portius in demſelben Umſtande in dieſe kraͤfftigen
Worte ausbricht, die ſich vor ihn ſelbſt, vor Cato,
und die gantze Tragoͤdie ſo gut ſchicken:
. . . . Mein Vater ſtirb doch nicht.
Haͤtte ihm ſein Vater gefolget, ſo haͤtten wir ein
Trauerſpiel mit einem froͤlichen Ausgange be-
kommen.
Man wird kaum einen von den herrſchenden.
Poeten finden, der mehr Scharfſinnigkeit im Oh-
re habe, als Hr. Gottſched; in ſeinem rechten
Ohre ligt ein Geſchmack, der bey ihm die Wir-
kungen des Verſtandes und des Geiſtes thut. Die-
ſer
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