[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.Prüffung der Uebersetzung Doch sollten Kunst und Fleiß ein neues Ding gewähren,So stellt mans ungescheut durch einen Ausdruck dar, Der unsern Vätern noch was unerhörtes war. Wer dieß bescheiden thut, dem kan mans nicht verwehren. 65. Zuweilen kan man auch der Wörter nicht entbehren, Die Griechenland uns leiht. Was Plautus und Cäcil Vorzeiten Macht gehabt, das kan ja auch Virgil. Hat Ennius uns nicht manch neues Wort gelehret? Hat Cato das Latein nicht ebenfalls vermehret, 70. Und manche Redensart zu Rom in Schwang gebracht? Wie kömmts denn, daß man itzt ein solches Wesen macht, Wenn ichs zuweilen thu? Wer hat mich hier zu schelten? Ein neuer Ausdruck muß gleich neuen Thalern gelten. So V. 62. Doch sollten Kunst und Fleiß ein neues Ding gewähren.) Jn dieser Uebersetzung kan ich wiederum nichts von dem philosophisch-poetischen Ausdruck des lateinischen Dichters ge- wahr werden: ..... Si forte necesse est, Er betrachtet die Worte als Zeichen der Gedancken und Sa- chen; und achtet gar nicht vor nöthig hier zu lehren, wie neue Sachen können entdeckt werden. V. 67. Die Griechenland uns leiht) Wie unbestimmt und kahl ist dieses gegen dem lateinischen: Si graeco fonte cadant parce detorta. V. 74. Ein neuer Ausdruck muß gleich neuen Thalern
gelten.) Pruͤffung der Ueberſetzung Doch ſollten Kunſt und Fleiß ein neues Ding gewaͤhren,So ſtellt mans ungeſcheut durch einen Ausdruck dar, Der unſern Vaͤtern noch was unerhoͤrtes war. Wer dieß beſcheiden thut, dem kan mans nicht verwehren. 65. Zuweilen kan man auch der Woͤrter nicht entbehren, Die Griechenland uns leiht. Was Plautus und Caͤcil Vorzeiten Macht gehabt, das kan ja auch Virgil. Hat Ennius uns nicht manch neues Wort gelehret? Hat Cato das Latein nicht ebenfalls vermehret, 70. Und manche Redensart zu Rom in Schwang gebracht? Wie koͤmmts denn, daß man itzt ein ſolches Weſen macht, Wenn ichs zuweilen thu? Wer hat mich hier zu ſchelten? Ein neuer Ausdruck muß gleich neuen Thalern gelten. So V. 62. Doch ſollten Kunſt und Fleiß ein neues Ding gewaͤhren.) Jn dieſer Ueberſetzung kan ich wiederum nichts von dem philoſophiſch-poetiſchen Ausdruck des lateiniſchen Dichters ge- wahr werden: ..... Si forte neceſſe eſt, Er betrachtet die Worte als Zeichen der Gedancken und Sa- chen; und achtet gar nicht vor noͤthig hier zu lehren, wie neue Sachen koͤnnen entdeckt werden. V. 67. Die Griechenland uns leiht) Wie unbeſtimmt und kahl iſt dieſes gegen dem lateiniſchen: Si græco fonte cadant parce detorta. V. 74. Ein neuer Ausdruck muß gleich neuen Thalern
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Pruͤffung der Ueberſetzung
Doch ſollten Kunſt und Fleiß ein neues Ding gewaͤhren,
So ſtellt mans ungeſcheut durch einen Ausdruck dar,
Der unſern Vaͤtern noch was unerhoͤrtes war.
Wer dieß beſcheiden thut, dem kan mans nicht verwehren.
Zuweilen kan man auch der Woͤrter nicht entbehren,
Die Griechenland uns leiht. Was Plautus und Caͤcil
Vorzeiten Macht gehabt, das kan ja auch Virgil.
Hat Ennius uns nicht manch neues Wort gelehret?
Hat Cato das Latein nicht ebenfalls vermehret,
Und manche Redensart zu Rom in Schwang gebracht?
Wie koͤmmts denn, daß man itzt ein ſolches Weſen macht,
Wenn ichs zuweilen thu? Wer hat mich hier zu ſchelten?
Ein neuer Ausdruck muß gleich neuen Thalern gelten.
So
V. 62. Doch ſollten Kunſt und Fleiß ein neues Ding
gewaͤhren.)
Jn dieſer Ueberſetzung kan ich wiederum nichts von dem
philoſophiſch-poetiſchen Ausdruck des lateiniſchen Dichters ge-
wahr werden:
..... Si forte neceſſe eſt,
Indiciis monſtrare recentibus abdita rerum.
Er betrachtet die Worte als Zeichen der Gedancken und Sa-
chen; und achtet gar nicht vor noͤthig hier zu lehren, wie neue
Sachen koͤnnen entdeckt werden.
V. 67. Die Griechenland uns leiht)
Wie unbeſtimmt und kahl iſt dieſes gegen dem lateiniſchen:
Si græco fonte cadant parce detorta.
V. 74. Ein neuer Ausdruck muß gleich neuen Thalern
gelten.)
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