[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.Prüffung der Uebersetzung Ein königliches Werck! Was kan Augustus thun?Er trocknet Seen aus, und kann nicht eher ruhn, Als bis wir, wo der Wind die Flaggen pflegt zu wehen, 85. Ein fruchtbar Ackerland und fette Wiesen sehen. Noch mehr, er ändert gar der Tyber alten Lauf, Und schränckt die Fluthen ein. Das allzumal hört auf; Der größten Wercke Pracht muß endlich untergehen: Wie könnten denn der Zeit die Sprachen widerstehen? 90. So Vorgänger, der Hr. von Eckard, einige Stellen mit einer poetischen Munterkeit recht lebhaft ausgedrücket hat: als z. E. So gehts den Wörtern auch; bald siehet man sie stehn Jn ihrem Jugend Flor, bald abgelebt zerfallen. Der Tod behält sein Recht an uns so wohl als allen, Was immer unser heißt. .... V. 84. Er trocknet Seen aus, und kan nicht eher ruhn etc.) Das Wunderbare, welches in dem Lateinischen herrschet, ist hier gäntzlich verwahrloset. .. Sterilisve palus prius aptaque remis Vicinas urbes alit, et grave sentit aratrum. V. 87. Noch mehr, er ändert gar der Tyber alten Lauf, und schränckt die Fluthen ein. Das cursum frugibus iniquum ist gäntzlich ausgelassen, und das Doctus iter melius gantz geschwächt. Das letzte giebt der Hr. von Eckard: Heißt ihn in Schrancken gehn. V. 90. Wie könnten denn der Zeit die Sprachen wider-
stehen? Auch diese Stelle hat der Hr. von Eckard nicht unglücklich übersetzt: Pruͤffung der Ueberſetzung Ein koͤnigliches Werck! Was kan Auguſtus thun?Er trocknet Seen aus, und kann nicht eher ruhn, Als bis wir, wo der Wind die Flaggen pflegt zu wehen, 85. Ein fruchtbar Ackerland und fette Wieſen ſehen. Noch mehr, er aͤndert gar der Tyber alten Lauf, Und ſchraͤnckt die Fluthen ein. Das allzumal hoͤrt auf; Der groͤßten Wercke Pracht muß endlich untergehen: Wie koͤnnten denn der Zeit die Sprachen widerſtehen? 90. So Vorgaͤnger, der Hr. von Eckard, einige Stellen mit einer poetiſchen Munterkeit recht lebhaft ausgedruͤcket hat: als z. E. So gehts den Woͤrtern auch; bald ſiehet man ſie ſtehn Jn ihrem Jugend Flor, bald abgelebt zerfallen. Der Tod behaͤlt ſein Recht an uns ſo wohl als allen, Was immer unſer heißt. .... V. 84. Er trocknet Seen aus, und kan nicht eher ruhn ꝛc.) Das Wunderbare, welches in dem Lateiniſchen herrſchet, iſt hier gaͤntzlich verwahrloſet. .. Sterilisve palus prius aptaque remis Vicinas urbes alit, et grave ſentit aratrum. V. 87. Noch mehr, er aͤndert gar der Tyber alten Lauf, und ſchraͤnckt die Fluthen ein. Das curſum frugibus iniquum iſt gaͤntzlich ausgelaſſen, und das Doctus iter melius gantz geſchwaͤcht. Das letzte giebt der Hr. von Eckard: Heißt ihn in Schrancken gehn. V. 90. Wie koͤnnten denn der Zeit die Sprachen wider-
ſtehen? Auch dieſe Stelle hat der Hr. von Eckard nicht ungluͤcklich uͤberſetzt: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0104" n="104"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Pruͤffung der Ueberſetzung</hi> </fw><lb/> <l>Ein koͤnigliches Werck! Was kan Auguſtus thun?</l><lb/> <l>Er trocknet Seen aus, und kann nicht eher ruhn,<note place="foot"><hi rendition="#fr">V. 84. Er trocknet Seen aus, und kan nicht eher ruhn ꝛc.)</hi><lb/> Das Wunderbare, welches in dem Lateiniſchen herrſchet,<lb/> iſt hier gaͤntzlich verwahrloſet.<lb/><lg type="poem"><l>.. <hi rendition="#aq">Sterilisve palus prius aptaque remis</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Vicinas urbes alit, et grave ſentit aratrum.</hi></l></lg></note></l><lb/> <l>Als bis wir, wo der Wind die Flaggen pflegt zu wehen, <note place="right">85.</note></l><lb/> <l>Ein fruchtbar Ackerland und fette Wieſen ſehen.</l><lb/> <l>Noch mehr, er aͤndert gar der Tyber alten Lauf,</l><lb/> <l>Und ſchraͤnckt die Fluthen ein.<note place="foot"><hi rendition="#fr">V. 87. Noch mehr, er aͤndert gar der Tyber alten Lauf,<lb/> und ſchraͤnckt die Fluthen ein.</hi><lb/> Das <hi rendition="#aq">curſum frugibus iniquum</hi> iſt gaͤntzlich ausgelaſſen,<lb/> und das <hi rendition="#aq">Doctus iter melius</hi> gantz geſchwaͤcht. Das letzte<lb/> giebt der Hr. von Eckard:<lb/><cit><quote><hi rendition="#fr">Heißt ihn in Schrancken gehn.</hi></quote></cit></note> Das allzumal hoͤrt auf;</l><lb/> <l>Der groͤßten Wercke Pracht muß endlich untergehen:</l><lb/> <l>Wie koͤnnten denn der Zeit die Sprachen widerſtehen? <note place="right">90.</note><note xml:id="a022" place="foot" next="#a022b"><hi rendition="#fr">V. 90. Wie koͤnnten denn der Zeit die Sprachen wider-<lb/> ſtehen?</hi><lb/> Auch dieſe Stelle hat der Hr. von Eckard nicht ungluͤcklich<lb/> uͤberſetzt:</note></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/> <note xml:id="a021b" prev="#021" place="foot">Vorgaͤnger, der Hr. von Eckard, einige Stellen mit einer<lb/> poetiſchen Munterkeit recht lebhaft ausgedruͤcket hat: als z. E.<lb/><lg type="poem"><l><hi rendition="#fr">So gehts den Woͤrtern auch; bald ſiehet man ſie ſtehn</hi></l><lb/><l><hi rendition="#fr">Jn ihrem Jugend Flor, bald abgelebt zerfallen.</hi></l><lb/><l><hi rendition="#fr">Der Tod behaͤlt ſein Recht an uns ſo wohl als allen,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#fr">Was immer unſer heißt.</hi> ....</l></lg></note><lb/><lb/><lb/><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [104/0104]
Pruͤffung der Ueberſetzung
Ein koͤnigliches Werck! Was kan Auguſtus thun?
Er trocknet Seen aus, und kann nicht eher ruhn,
Als bis wir, wo der Wind die Flaggen pflegt zu wehen,
Ein fruchtbar Ackerland und fette Wieſen ſehen.
Noch mehr, er aͤndert gar der Tyber alten Lauf,
Und ſchraͤnckt die Fluthen ein. Das allzumal hoͤrt auf;
Der groͤßten Wercke Pracht muß endlich untergehen:
Wie koͤnnten denn der Zeit die Sprachen widerſtehen?
So
V. 84. Er trocknet Seen aus, und kan nicht eher ruhn ꝛc.)
Das Wunderbare, welches in dem Lateiniſchen herrſchet,
iſt hier gaͤntzlich verwahrloſet.
.. Sterilisve palus prius aptaque remis
Vicinas urbes alit, et grave ſentit aratrum.
V. 87. Noch mehr, er aͤndert gar der Tyber alten Lauf,
und ſchraͤnckt die Fluthen ein.
Das curſum frugibus iniquum iſt gaͤntzlich ausgelaſſen,
und das Doctus iter melius gantz geſchwaͤcht. Das letzte
giebt der Hr. von Eckard:
Heißt ihn in Schrancken gehn.
V. 90. Wie koͤnnten denn der Zeit die Sprachen wider-
ſtehen?
Auch dieſe Stelle hat der Hr. von Eckard nicht ungluͤcklich
uͤberſetzt:
Vorgaͤnger, der Hr. von Eckard, einige Stellen mit einer
poetiſchen Munterkeit recht lebhaft ausgedruͤcket hat: als z. E.
So gehts den Woͤrtern auch; bald ſiehet man ſie ſtehn
Jn ihrem Jugend Flor, bald abgelebt zerfallen.
Der Tod behaͤlt ſein Recht an uns ſo wohl als allen,
Was immer unſer heißt. ....
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