[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.von Horazens Dichtkunst. So manch verlegnes Wort, das längst vergessen war,Kömmt wieder an das Licht, und stellt sich schöner dar, Und was man itzo braucht, das wird man einst vergessen; Kurz, Sprachen müssen sich nach der Gewohnheit messen. Gehts nun den Thaten so, was wollen Worte klagen, Daß man sie überlebt? ..... V. 99. Kurz, Sprachen müssen sich nach der Gewohn-
heit messen.) Neben dem, daß der deutsche Ausdruck ziemlich undeut- lich ist, so ist auch dieser Vers mit eben dem Fehler behaf- tet, daß er den Nachdruck der Grundschrift gäntzlich verwahr- loset. Jch darf mich nicht scheuen, des Hrn. von Eckards Verse auch hier den Gottschedischen an die Seite zu setzen: .... Man wird nach unsern Tagen Viel wiederkommen und auch viel verfallen sehn, Die izt bey jedermann in vollen Ehren stehn; Wenn dem gemeinen Brauch, der hier Geseze giebet, Und Oberherrscher ist, es dermahleinst beliebet. von Horazens Dichtkunſt. So manch verlegnes Wort, das laͤngſt vergeſſen war,Koͤmmt wieder an das Licht, und ſtellt ſich ſchoͤner dar, Und was man itzo braucht, das wird man einſt vergeſſen; Kurz, Sprachen muͤſſen ſich nach der Gewohnheit meſſen. Gehts nun den Thaten ſo, was wollen Worte klagen, Daß man ſie uͤberlebt? ..... V. 99. Kurz, Sprachen muͤſſen ſich nach der Gewohn-
heit meſſen.) Neben dem, daß der deutſche Ausdruck ziemlich undeut- lich iſt, ſo iſt auch dieſer Vers mit eben dem Fehler behaf- tet, daß er den Nachdruck der Grundſchrift gaͤntzlich verwahr- loſet. Jch darf mich nicht ſcheuen, des Hrn. von Eckards Verſe auch hier den Gottſchediſchen an die Seite zu ſetzen: .... Man wird nach unſern Tagen Viel wiederkommen und auch viel verfallen ſehn, Die izt bey jedermann in vollen Ehren ſtehn; Wenn dem gemeinen Brauch, der hier Geſeze giebet, Und Oberherrſcher iſt, es dermahleinſt beliebet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0105" n="105"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von Horazens Dichtkunſt.</hi> </fw><lb/> <l>So manch verlegnes Wort, das laͤngſt vergeſſen war,</l><lb/> <l>Koͤmmt wieder an das Licht, und ſtellt ſich ſchoͤner dar,</l><lb/> <l>Und was man itzo braucht, das wird man einſt vergeſſen;</l><lb/> <l>Kurz, Sprachen muͤſſen ſich nach der Gewohnheit meſſen.<note place="foot"><hi rendition="#fr">V. 99. Kurz, Sprachen muͤſſen ſich nach der Gewohn-<lb/> heit meſſen.)</hi><lb/> Neben dem, daß der deutſche Ausdruck ziemlich undeut-<lb/> lich iſt, ſo iſt auch dieſer Vers mit eben dem Fehler behaf-<lb/> tet, daß er den Nachdruck der Grundſchrift gaͤntzlich verwahr-<lb/> loſet. Jch darf mich nicht ſcheuen, des Hrn. von Eckards<lb/> Verſe auch hier den Gottſchediſchen an die Seite zu ſetzen:<lb/> .... <hi rendition="#fr">Man wird nach unſern Tagen<lb/> Viel wiederkommen und auch viel verfallen ſehn,<lb/> Die izt bey jedermann in vollen Ehren ſtehn;<lb/> Wenn dem gemeinen Brauch, der hier Geſeze giebet,<lb/> Und Oberherrſcher iſt, es dermahleinſt beliebet.</hi></note></l><lb/> <note xml:id="a022b" prev="#a022" place="foot"><hi rendition="#fr">Gehts nun den Thaten ſo, was wollen Worte klagen,<lb/> Daß man ſie uͤberlebt?</hi> .....</note> </lg><lb/> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [105/0105]
von Horazens Dichtkunſt.
So manch verlegnes Wort, das laͤngſt vergeſſen war,
Koͤmmt wieder an das Licht, und ſtellt ſich ſchoͤner dar,
Und was man itzo braucht, das wird man einſt vergeſſen;
Kurz, Sprachen muͤſſen ſich nach der Gewohnheit meſſen.
V. 99. Kurz, Sprachen muͤſſen ſich nach der Gewohn-
heit meſſen.)
Neben dem, daß der deutſche Ausdruck ziemlich undeut-
lich iſt, ſo iſt auch dieſer Vers mit eben dem Fehler behaf-
tet, daß er den Nachdruck der Grundſchrift gaͤntzlich verwahr-
loſet. Jch darf mich nicht ſcheuen, des Hrn. von Eckards
Verſe auch hier den Gottſchediſchen an die Seite zu ſetzen:
.... Man wird nach unſern Tagen
Viel wiederkommen und auch viel verfallen ſehn,
Die izt bey jedermann in vollen Ehren ſtehn;
Wenn dem gemeinen Brauch, der hier Geſeze giebet,
Und Oberherrſcher iſt, es dermahleinſt beliebet.
Gehts nun den Thaten ſo, was wollen Worte klagen,
Daß man ſie uͤberlebt? .....
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |