[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.Martin Opitzens Jhr thut auch was ihr wollt, ihr brauchet alle Kunst,Jch halte nur darfür die Arbeit sey umsonst. Bey dreyen wäre Rath, dem vierten zu entfliehen, Dem Feuer, weiß ich nicht, ob man sich darff bemühen. Was laufft ihr viel und sucht? die Hilff ist bey der Hand; Wer hie genesen will, der muß doch zu dem Brand, So erstlich ihn entzündt: diß seyn Achilles Wunden, Die niemand heilt, als der, von dem man sie empfunden. Was gibet man denn an? das Bitten ist das best, Es ist ein Hertz von Stein, so sich nicht biegen läßt. Nicht längst hab ich gehört von einer Feldgöttinnen, Wie ihr, Herr Bräutigam, habt pflegen zu beginnen Ein sehnlich Klagelied, daß Wald, Feld, Berg und Thal Es haben wiederholt mit kläglichem Nachschall. Die Nymfen haben es mit Wehmuth auch vernommen, Und mein Asterie hats lassen mir zukommen: All mein Leiden, Lieb und Schmertze Hat mein Hertze Gantz umringt mit Traurigkeit. Als ein forchtsam Hirsch muß eilen Für den Pfeilen, Flieg und renn ich jederzeit. Jch vollführe meine Klage Nacht und Tage, Denckend an der Liebe Quall, Stets
Martin Opitzens Jhr thut auch was ihr wollt, ihr brauchet alle Kunſt,Jch halte nur darfuͤr die Arbeit ſey umſonſt. Bey dreyen waͤre Rath, dem vierten zu entfliehen, Dem Feuer, weiß ich nicht, ob man ſich darff bemuͤhen. Was laufft ihr viel und ſucht? die Hilff iſt bey der Hand; Wer hie geneſen will, der muß doch zu dem Brand, So erſtlich ihn entzuͤndt: diß ſeyn Achilles Wunden, Die niemand heilt, als der, von dem man ſie empfunden. Was gibet man denn an? das Bitten iſt das beſt, Es iſt ein Hertz von Stein, ſo ſich nicht biegen laͤßt. Nicht laͤngſt hab ich gehoͤrt von einer Feldgoͤttinnen, Wie ihr, Herr Braͤutigam, habt pflegen zu beginnen Ein ſehnlich Klagelied, daß Wald, Feld, Berg und Thal Es haben wiederholt mit klaͤglichem Nachſchall. Die Nymfen haben es mit Wehmuth auch vernommen, Und mein Aſterie hats laſſen mir zukommen: All mein Leiden, Lieb und Schmertze Hat mein Hertze Gantz umringt mit Traurigkeit. Als ein forchtſam Hirſch muß eilen Fuͤr den Pfeilen, Flieg und renn ich jederzeit. Jch vollfuͤhre meine Klage Nacht und Tage, Denckend an der Liebe Quall, Stets
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Martin Opitzens
Jhr thut auch was ihr wollt, ihr brauchet alle Kunſt,
Jch halte nur darfuͤr die Arbeit ſey umſonſt.
Bey dreyen waͤre Rath, dem vierten zu entfliehen,
Dem Feuer, weiß ich nicht, ob man ſich darff bemuͤhen.
Was laufft ihr viel und ſucht? die Hilff iſt bey der Hand;
Wer hie geneſen will, der muß doch zu dem Brand,
So erſtlich ihn entzuͤndt: diß ſeyn Achilles Wunden,
Die niemand heilt, als der, von dem man ſie empfunden.
Was gibet man denn an? das Bitten iſt das beſt,
Es iſt ein Hertz von Stein, ſo ſich nicht biegen laͤßt.
Nicht laͤngſt hab ich gehoͤrt von einer Feldgoͤttinnen,
Wie ihr, Herr Braͤutigam, habt pflegen zu beginnen
Ein ſehnlich Klagelied, daß Wald, Feld, Berg und Thal
Es haben wiederholt mit klaͤglichem Nachſchall.
Die Nymfen haben es mit Wehmuth auch vernommen,
Und mein Aſterie hats laſſen mir zukommen:
All mein Leiden, Lieb und Schmertze
Hat mein Hertze
Gantz umringt mit Traurigkeit.
Als ein forchtſam Hirſch muß eilen
Fuͤr den Pfeilen,
Flieg und renn ich jederzeit.
Jch vollfuͤhre meine Klage
Nacht und Tage,
Denckend an der Liebe Quall,
Stets
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