[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.Verworffene Gedichte. Stets die Thränen mich begiessen,Die da fliessen, Als zwey Bäche von Crystall. Wollt ihr demnach, Jungfrau, geben Meinem Leben Hilff und Trost in diesem Leid, So erbarmt euch doch bey Zeiten, Thut bereiten Nach dem Trauren Lust und Freud. Eh daß sich bey mir beginnen Alle Sinnen Zu verliehrn, und aller Muth. Rettet mich von dem Elende, Eh das Ende Selbst bey mir das beste thut. Ach Printzeßin, ach Jungfraue, Euch ich traue, Jhr seyd meine Medicin Vor das weinen, vor das klagen, Laßt mich sagen, Daß ich euer Diener bin. Wie solte sie ihm thun? ihr werdet doch gewährt, Kein Mannes-Tropfen fällt vergebens zu der Erd, Und was ist besser Rath, eins hat gebrannt das ander, Als daß ihr nun zugleich geneset mit einander? Geht D 3
Verworffene Gedichte. Stets die Thraͤnen mich begieſſen,Die da flieſſen, Als zwey Baͤche von Cryſtall. Wollt ihr demnach, Jungfrau, geben Meinem Leben Hilff und Troſt in dieſem Leid, So erbarmt euch doch bey Zeiten, Thut bereiten Nach dem Trauren Luſt und Freud. Eh daß ſich bey mir beginnen Alle Sinnen Zu verliehrn, und aller Muth. Rettet mich von dem Elende, Eh das Ende Selbſt bey mir das beſte thut. Ach Printzeßin, ach Jungfraue, Euch ich traue, Jhr ſeyd meine Medicin Vor das weinen, vor das klagen, Laßt mich ſagen, Daß ich euer Diener bin. Wie ſolte ſie ihm thun? ihr werdet doch gewaͤhrt, Kein Mannes-Tropfen faͤllt vergebens zu der Erd, Und was iſt beſſer Rath, eins hat gebrannt das ander, Als daß ihr nun zugleich geneſet mit einander? Geht D 3
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Verworffene Gedichte.
Stets die Thraͤnen mich begieſſen,
Die da flieſſen,
Als zwey Baͤche von Cryſtall.
Wollt ihr demnach, Jungfrau, geben
Meinem Leben
Hilff und Troſt in dieſem Leid,
So erbarmt euch doch bey Zeiten,
Thut bereiten
Nach dem Trauren Luſt und Freud.
Eh daß ſich bey mir beginnen
Alle Sinnen
Zu verliehrn, und aller Muth.
Rettet mich von dem Elende,
Eh das Ende
Selbſt bey mir das beſte thut.
Ach Printzeßin, ach Jungfraue,
Euch ich traue,
Jhr ſeyd meine Medicin
Vor das weinen, vor das klagen,
Laßt mich ſagen,
Daß ich euer Diener bin.
Wie ſolte ſie ihm thun? ihr werdet doch gewaͤhrt,
Kein Mannes-Tropfen faͤllt vergebens zu der Erd,
Und was iſt beſſer Rath, eins hat gebrannt das ander,
Als daß ihr nun zugleich geneſet mit einander?
Geht
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