[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.Martin Opitzens Geht an, ihr liebes Paar, was tretet ihr beyseit?Es ist jetzund gleich recht, jetzt ist die beste Zeit, Daß ihr die Hitze lescht. Was wollt ihr viel verziehen? Was wollt ihr selber das, so ihr gewünschet, fliehen? Was ist es, Jungfrau Braut, wollt ihr zurücke gehn? Es hilfft gewiß euch nicht, ihr müsset doch gestehn, Es ist nun fort mehr alt, daß man nicht kan vertreiben Zugleich der Liebe Brunst, und dannoch Jungfrau bleiben. Der Bräutigam der kommt, er gehet auf euch zu, Jungfrau, es ist das best, ihr gebet euch zu Ruh. Es ist der nächste Rath, daß man ein Hertze fasse, Und was man nicht vermag zu halten, willig lasse. Trett ab, ihr Jungfräulein, die Braut hat jetzt nicht Zeit, Laßt sie zu Bette gehn, hört auf von eurem Streit, Zu einem andern Streit muß sie sich jetzund kehren. O daß wir allesamt in solchem Streiten wären! Ein Gebet, daß Gott die Spanier wiede- Schlag doch, du starcker Held, die scheußlichen Maranen,rum vom Rheinstrom wolle treiben, 1620. So leyder! ihre Zelt und Blutgefärbten Fahnen Auch jetzt in Deutschland bracht, an unsern schönen Rhein, Der Waffen tragen muß, vor seinen guten Wein. Es ist genug gespielt mit eisernen Ballonen, Du grosser Capitain, hör auf, fang an zu schonen, Es
Martin Opitzens Geht an, ihr liebes Paar, was tretet ihr beyſeit?Es iſt jetzund gleich recht, jetzt iſt die beſte Zeit, Daß ihr die Hitze leſcht. Was wollt ihr viel verziehen? Was wollt ihr ſelber das, ſo ihr gewuͤnſchet, fliehen? Was iſt es, Jungfrau Braut, wollt ihr zuruͤcke gehn? Es hilfft gewiß euch nicht, ihr muͤſſet doch geſtehn, Es iſt nun fort mehr alt, daß man nicht kan vertreiben Zugleich der Liebe Brunſt, und dannoch Jungfrau bleiben. Der Braͤutigam der kommt, er gehet auf euch zu, Jungfrau, es iſt das beſt, ihr gebet euch zu Ruh. Es iſt der naͤchſte Rath, daß man ein Hertze faſſe, Und was man nicht vermag zu halten, willig laſſe. Trett ab, ihr Jungfraͤulein, die Braut hat jetzt nicht Zeit, Laßt ſie zu Bette gehn, hoͤrt auf von eurem Streit, Zu einem andern Streit muß ſie ſich jetzund kehren. O daß wir alleſamt in ſolchem Streiten waͤren! Ein Gebet, daß Gott die Spanier wiede- Schlag doch, du ſtarcker Held, die ſcheußlichen Maranen,rum vom Rheinſtrom wolle treiben, 1620. So leyder! ihre Zelt und Blutgefaͤrbten Fahnen Auch jetzt in Deutſchland bracht, an unſern ſchoͤnen Rhein, Der Waffen tragen muß, vor ſeinen guten Wein. Es iſt genug geſpielt mit eiſernen Ballonen, Du groſſer Capitain, hoͤr auf, fang an zu ſchonen, Es
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Martin Opitzens
Geht an, ihr liebes Paar, was tretet ihr beyſeit?
Es iſt jetzund gleich recht, jetzt iſt die beſte Zeit,
Daß ihr die Hitze leſcht. Was wollt ihr viel verziehen?
Was wollt ihr ſelber das, ſo ihr gewuͤnſchet, fliehen?
Was iſt es, Jungfrau Braut, wollt ihr zuruͤcke gehn?
Es hilfft gewiß euch nicht, ihr muͤſſet doch geſtehn,
Es iſt nun fort mehr alt, daß man nicht kan vertreiben
Zugleich der Liebe Brunſt, und dannoch Jungfrau bleiben.
Der Braͤutigam der kommt, er gehet auf euch zu,
Jungfrau, es iſt das beſt, ihr gebet euch zu Ruh.
Es iſt der naͤchſte Rath, daß man ein Hertze faſſe,
Und was man nicht vermag zu halten, willig laſſe.
Trett ab, ihr Jungfraͤulein, die Braut hat jetzt nicht Zeit,
Laßt ſie zu Bette gehn, hoͤrt auf von eurem Streit,
Zu einem andern Streit muß ſie ſich jetzund kehren.
O daß wir alleſamt in ſolchem Streiten waͤren!
Ein Gebet, daß Gott die Spanier wiede-
rum vom Rheinſtrom wolle treiben, 1620.
Schlag doch, du ſtarcker Held, die ſcheußlichen Maranen,
So leyder! ihre Zelt und Blutgefaͤrbten Fahnen
Auch jetzt in Deutſchland bracht, an unſern ſchoͤnen Rhein,
Der Waffen tragen muß, vor ſeinen guten Wein.
Es iſt genug geſpielt mit eiſernen Ballonen,
Du groſſer Capitain, hoͤr auf, fang an zu ſchonen,
Es
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