[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.Von dem Zustande der Poesie Des Stichs sie fühlt den Schmertzen,Der Pätum um hat bracht. Wie sich zusammen reimen, Neglein und Roßmarein, Weinreben zu Rüstbäumen, Köstliche Würtz in Wein, So schicken sich zusammen Ein Mann und ehlich Weib, Die werden in Gotts Nahmen Ein Sinn, ein Seel, ein Leib. Wie Rosen an den Hecken, Frisch Weiden am Gestad, Wie Trauben an den Stöcken, Wie Zimmet und Muscat, Also thut sich vergleichen Der werthe Lingelsheim, Und die nit hat ihrs gleichen Agnes die Jungfrau rein. Agnes die schön und zarte Aus löblichem Geschlecht Erbohren, und von Arte Zun Tugenden gerecht. Fromm, züchtig, keusch und gütig, Verständig, klug, bedacht, Still, freundlich und anmüthig, Ohn allen Stoltz und Pracht. Unnoth hie viel zu loben Diß auserlesen Paar, Jhr Ruhm und Preiß erhoben Bleibt ohn das immerdar. Hochzeiter und Vertraute Jst keins am andern gfährt, Der Bräutgam ist der Braute, Die Braut des Bräutgams werth. Gott woll ihn beyden geben Jn Fried und Einigkeit Mit Gsundheit langes Leben, Daß künfftig auch zur Zeit, Wann
Von dem Zuſtande der Poeſie Des Stichs ſie fuͤhlt den Schmertzen,Der Paͤtum um hat bracht. Wie ſich zuſammen reimen, Neglein und Roßmarein, Weinreben zu Ruͤſtbaͤumen, Koͤſtliche Wuͤrtz in Wein, So ſchicken ſich zuſammen Ein Mann und ehlich Weib, Die werden in Gotts Nahmen Ein Sinn, ein Seel, ein Leib. Wie Roſen an den Hecken, Friſch Weiden am Geſtad, Wie Trauben an den Stoͤcken, Wie Zimmet und Muſcat, Alſo thut ſich vergleichen Der werthe Lingelsheim, Und die nit hat ihrs gleichen Agnes die Jungfrau rein. Agnes die ſchoͤn und zarte Aus loͤblichem Geſchlecht Erbohren, und von Arte Zun Tugenden gerecht. Fromm, zuͤchtig, keuſch und guͤtig, Verſtaͤndig, klug, bedacht, Still, freundlich und anmuͤthig, Ohn allen Stoltz und Pracht. Unnoth hie viel zu loben Diß auserleſen Paar, Jhr Ruhm und Preiß erhoben Bleibt ohn das immerdar. Hochzeiter und Vertraute Jſt keins am andern gfaͤhrt, Der Braͤutgam iſt der Braute, Die Braut des Braͤutgams werth. Gott woll ihn beyden geben Jn Fried und Einigkeit Mit Gſundheit langes Leben, Daß kuͤnfftig auch zur Zeit, Wann
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Von dem Zuſtande der Poeſie
Des Stichs ſie fuͤhlt den Schmertzen,
Der Paͤtum um hat bracht.
Wie ſich zuſammen reimen,
Neglein und Roßmarein,
Weinreben zu Ruͤſtbaͤumen,
Koͤſtliche Wuͤrtz in Wein,
So ſchicken ſich zuſammen
Ein Mann und ehlich Weib,
Die werden in Gotts Nahmen
Ein Sinn, ein Seel, ein Leib.
Wie Roſen an den Hecken,
Friſch Weiden am Geſtad,
Wie Trauben an den Stoͤcken,
Wie Zimmet und Muſcat,
Alſo thut ſich vergleichen
Der werthe Lingelsheim,
Und die nit hat ihrs gleichen
Agnes die Jungfrau rein.
Agnes die ſchoͤn und zarte
Aus loͤblichem Geſchlecht
Erbohren, und von Arte
Zun Tugenden gerecht.
Fromm, zuͤchtig, keuſch und guͤtig,
Verſtaͤndig, klug, bedacht,
Still, freundlich und anmuͤthig,
Ohn allen Stoltz und Pracht.
Unnoth hie viel zu loben
Diß auserleſen Paar,
Jhr Ruhm und Preiß erhoben
Bleibt ohn das immerdar.
Hochzeiter und Vertraute
Jſt keins am andern gfaͤhrt,
Der Braͤutgam iſt der Braute,
Die Braut des Braͤutgams werth.
Gott woll ihn beyden geben
Jn Fried und Einigkeit
Mit Gſundheit langes Leben,
Daß kuͤnfftig auch zur Zeit,
Wann
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