[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.bey Ankunft Martin Opitzens. Ach liebster Schatz auf Erden, Warum mich quälest so? Zu Theil laß dich mir werden, Und mach mich endlich fro. Dein will ich eigen seyn. Jn Lieb und Treu mich binde, Mit deiner Hand mir winde Ein Rosenkräntzelein. Von Peter Denaisius, einem Doctor der Rech- GLückselig muß man preisen, Die gleiche Lieb und Treu Einander thun erweisen, Stetigs und ohne Reu. Jn Noth und schweren Zeiten Tröst eins des andern Leid, Jn Lieb und Frölichkeiten Mehrt eins des andern Freud. Jst keinem angelegen Was wohl und weh ihm thut, Des andern Glück dargegen Nimmt und gibt ihm den Muth. Das süß ihn ist gemeine, Das bitter jedes wolt Haben für sich alleine, Wanns drüber sterben solt. Alcestis uns kan geben Dessen ein Richtigkeit, Die fürs Admeti Leben Ward in den Tod bereit, Die tödlich Wund ihrs Hertzen Arria gar nicht acht, Des A 4
bey Ankunft Martin Opitzens. Ach liebſter Schatz auf Erden, Warum mich quaͤleſt ſo? Zu Theil laß dich mir werden, Und mach mich endlich fro. Dein will ich eigen ſeyn. Jn Lieb und Treu mich binde, Mit deiner Hand mir winde Ein Roſenkraͤntzelein. Von Peter Denaiſius, einem Doctor der Rech- GLuͤckſelig muß man preiſen, Die gleiche Lieb und Treu Einander thun erweiſen, Stetigs und ohne Reu. Jn Noth und ſchweren Zeiten Troͤſt eins des andern Leid, Jn Lieb und Froͤlichkeiten Mehrt eins des andern Freud. Jſt keinem angelegen Was wohl und weh ihm thut, Des andern Gluͤck dargegen Nimmt und gibt ihm den Muth. Das ſuͤß ihn iſt gemeine, Das bitter jedes wolt Haben fuͤr ſich alleine, Wanns druͤber ſterben ſolt. Alceſtis uns kan geben Deſſen ein Richtigkeit, Die fuͤrs Admeti Leben Ward in den Tod bereit, Die toͤdlich Wund ihrs Hertzen Arria gar nicht acht, Des A 4
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bey Ankunft Martin Opitzens.
Ach liebſter Schatz auf Erden,
Warum mich quaͤleſt ſo?
Zu Theil laß dich mir werden,
Und mach mich endlich fro.
Dein will ich eigen ſeyn.
Jn Lieb und Treu mich binde,
Mit deiner Hand mir winde
Ein Roſenkraͤntzelein.
Von Peter Denaiſius, einem Doctor der Rech-
ten von Straßburg, haben einige vorgegeben, daß
Opitz die Jdee eines reinen deutſchen Verſes von
ihm empfangen habe. Dieſer hat folgendes Hoch-
zeit-Lied auf Doctor Lingelsheimer verfertiget:
GLuͤckſelig muß man preiſen,
Die gleiche Lieb und Treu
Einander thun erweiſen,
Stetigs und ohne Reu.
Jn Noth und ſchweren Zeiten
Troͤſt eins des andern Leid,
Jn Lieb und Froͤlichkeiten
Mehrt eins des andern Freud.
Jſt keinem angelegen
Was wohl und weh ihm thut,
Des andern Gluͤck dargegen
Nimmt und gibt ihm den Muth.
Das ſuͤß ihn iſt gemeine,
Das bitter jedes wolt
Haben fuͤr ſich alleine,
Wanns druͤber ſterben ſolt.
Alceſtis uns kan geben
Deſſen ein Richtigkeit,
Die fuͤrs Admeti Leben
Ward in den Tod bereit,
Die toͤdlich Wund ihrs Hertzen
Arria gar nicht acht,
Des
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