[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.Versuch eines Gedichtes Es hatte Jsrael kaum Amaleck vertrieben, (Wiewohl in allem nicht nach Gottes Richtschnur blieben,) Als der Philister Heer, schon wiederum mit Macht Jn Juda bey Socho, ein grosses Schrecken bracht.40. Sie zogen schnell herauf mit vielen Roß und Wagen, Des Juda sein Geschlecht von Hauß und Hof zu jagen. Asecka ward es inn, allda ihr Lager war, Ja Damin bliebe nicht entfreyet der Gefahr. Es ahnte ihnen schon, daß aus des Juda Lenden Ein Held entspringen solt, den Gott selbst würde senden Zu ihrem Unglücks-Fall, drum galt' es Juda mehr, Als andern Stämmen, weil für die der Haß zu sehr Jn der Gaditer Hertz die Wurtzeln längst gefasset; Was noch nicht war gesehn, das wurde schon gehasset;50. Dann Dagon hatte viel von einem Held gesagt, Der sie zuschrecken käm. Diß hatte es gemacht, Wie auch, daß Agags Schmach und Saul erlangtes Siegen Durch dieß bewährte Volck solt wieder unterliegen. Der Schimpf that ihnen weh, daß der ihr Bundsverwandt Durch Benjamins Geschlecht gelegt war in den Sand. Gleichwie ein Wolcken-Bruch viel Land und Ort bedecket, Und eh man sichs versieht, die sichersten erschrecket: So gieng es hie auch zu: die Mächtigen von Gad, Die waren schon im Land, eh mans erfahren hat.60. Saul [Spaltenumbruch]
man destoweniger von ihm er- wartet, und fodern kan, aber da- mit ist der Nachtheil verknüpfet, daß das Gemüthe der Lesenden [Spaltenumbruch] nur schwächlich und langsam aus seiner Kaltsinnigkeit gesetzet und angefeuret wird. V. 59. 60. Die Mächtigen von Gad, Die waren schon etc.)
[Spaltenumbruch] Cowley hat seine Davideis von einem weit späthern Zeit- puncten angefangen; nemlich da Saul nach einer Versöhnung mit David in die vorige Wuth verfällt, und einen Wurfpfeil nach ihm schießt, mit dem er ihn zwar verfehlet, aber, nachdem er in sein Hauß entflohen, ihn da- selbst durch seine Trabanten auf- suchen läßt, und als er durch die [Spaltenumbruch] List der Michal auch da entwischt, weiter verfolget, bis er in das Land Moab geflüchtet. Er be- schreibt dieses nicht ohne das Ministerium Deorum, indem er die Hölle aufschließt, und die Teufel darinnen aufführt, sich wider David zu verbinden, dann den Himmel eröffnet, und eine Göttliche Gesandschaft zu Davids Schutze nach der Erde schickt. Verſuch eines Gedichtes Es hatte Jſrael kaum Amaleck vertrieben, (Wiewohl in allem nicht nach Gottes Richtſchnur blieben,) Als der Philiſter Heer, ſchon wiederum mit Macht Jn Juda bey Socho, ein groſſes Schrecken bracht.40. Sie zogen ſchnell herauf mit vielen Roß und Wagen, Des Juda ſein Geſchlecht von Hauß und Hof zu jagen. Aſecka ward es inn, allda ihr Lager war, Ja Damin bliebe nicht entfreyet der Gefahr. Es ahnte ihnen ſchon, daß aus des Juda Lenden Ein Held entſpringen ſolt, den Gott ſelbſt wuͤrde ſenden Zu ihrem Ungluͤcks-Fall, drum galt’ es Juda mehr, Als andern Staͤmmen, weil fuͤr die der Haß zu ſehr Jn der Gaditer Hertz die Wurtzeln laͤngſt gefaſſet; Was noch nicht war geſehn, das wurde ſchon gehaſſet;50. Dann Dagon hatte viel von einem Held geſagt, Der ſie zuſchrecken kaͤm. Diß hatte es gemacht, Wie auch, daß Agags Schmach und Saul erlangtes Siegen Durch dieß bewaͤhrte Volck ſolt wieder unterliegen. Der Schimpf that ihnen weh, daß der ihr Bundsverwandt Durch Benjamins Geſchlecht gelegt war in den Sand. Gleichwie ein Wolcken-Bruch viel Land und Ort bedecket, Und eh man ſichs verſieht, die ſicherſten erſchrecket: So gieng es hie auch zu: die Maͤchtigen von Gad, Die waren ſchon im Land, eh mans erfahren hat.60. Saul [Spaltenumbruch]
man deſtoweniger von ihm er- wartet, und fodern kan, aber da- mit iſt der Nachtheil verknuͤpfet, daß das Gemuͤthe der Leſenden [Spaltenumbruch] nur ſchwaͤchlich und langſam aus ſeiner Kaltſinnigkeit geſetzet und angefeuret wird. V. 59. 60. Die Maͤchtigen von Gad, Die waren ſchon ꝛc.)
[Spaltenumbruch] Cowley hat ſeine Davideis von einem weit ſpaͤthern Zeit- puncten angefangen; nemlich da Saul nach einer Verſoͤhnung mit David in die vorige Wuth verfaͤllt, und einen Wurfpfeil nach ihm ſchießt, mit dem er ihn zwar verfehlet, aber, nachdem er in ſein Hauß entflohen, ihn da- ſelbſt durch ſeine Trabanten auf- ſuchen laͤßt, und als er durch die [Spaltenumbruch] Liſt der Michal auch da entwiſcht, weiter verfolget, bis er in das Land Moab gefluͤchtet. Er be- ſchreibt dieſes nicht ohne das Miniſterium Deorum, indem er die Hoͤlle aufſchließt, und die Teufel darinnen auffuͤhrt, ſich wider David zu verbinden, dann den Himmel eroͤffnet, und eine Goͤttliche Geſandſchaft zu Davids Schutze nach der Erde ſchickt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0022" n="22"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verſuch eines Gedichtes</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <l>Es hatte Jſrael kaum Amaleck vertrieben,</l><lb/> <l>(Wiewohl in allem nicht nach Gottes Richtſchnur blieben,)</l><lb/> <l>Als der Philiſter Heer, ſchon wiederum mit Macht</l><lb/> <l>Jn Juda bey Socho, ein groſſes Schrecken bracht.<note place="right">40.</note></l><lb/> <l>Sie zogen ſchnell herauf mit vielen Roß und Wagen,</l><lb/> <l>Des Juda ſein Geſchlecht von Hauß und Hof zu jagen.</l><lb/> <l>Aſecka ward es inn, allda ihr Lager war,</l><lb/> <l>Ja Damin bliebe nicht entfreyet der Gefahr.</l><lb/> <l>Es ahnte ihnen ſchon, daß aus des Juda Lenden</l><lb/> <l>Ein Held entſpringen ſolt, den Gott ſelbſt wuͤrde ſenden</l><lb/> <l>Zu ihrem Ungluͤcks-Fall, drum galt’ es Juda mehr,</l><lb/> <l>Als andern Staͤmmen, weil fuͤr die der Haß zu ſehr</l><lb/> <l>Jn der Gaditer Hertz die Wurtzeln laͤngſt gefaſſet;</l><lb/> <l>Was noch nicht war geſehn, das wurde ſchon gehaſſet;<note place="right">50.</note></l><lb/> <l>Dann Dagon hatte viel von einem Held geſagt,</l><lb/> <l>Der ſie zuſchrecken kaͤm. Diß hatte es gemacht,</l><lb/> <l>Wie auch, daß Agags Schmach und Saul erlangtes Siegen</l><lb/> <l>Durch dieß bewaͤhrte Volck ſolt wieder unterliegen.</l><lb/> <l>Der Schimpf that ihnen weh, daß der ihr Bundsverwandt</l><lb/> <l>Durch Benjamins Geſchlecht gelegt war in den Sand.</l><lb/> <l>Gleichwie ein Wolcken-Bruch viel Land und Ort bedecket,</l><lb/> <l>Und eh man ſichs verſieht, die ſicherſten erſchrecket:</l><lb/> <l>So gieng es hie auch zu: die Maͤchtigen von Gad,<note place="foot">V. 59. 60. Die Maͤchtigen von Gad, Die waren ſchon ꝛc.)<lb/><cb/> Cowley hat ſeine Davideis<lb/> von einem weit ſpaͤthern Zeit-<lb/> puncten angefangen; nemlich<lb/> da Saul nach einer Verſoͤhnung<lb/> mit David in die vorige Wuth<lb/> verfaͤllt, und einen Wurfpfeil<lb/> nach ihm ſchießt, mit dem er ihn<lb/> zwar verfehlet, aber, nachdem er<lb/> in ſein Hauß entflohen, ihn da-<lb/> ſelbſt durch ſeine Trabanten auf-<lb/> ſuchen laͤßt, und als er durch die<lb/><cb/> Liſt der Michal auch da entwiſcht,<lb/> weiter verfolget, bis er in das<lb/> Land Moab gefluͤchtet. Er be-<lb/> ſchreibt dieſes nicht ohne das<lb/><hi rendition="#aq">Miniſterium Deorum,</hi> indem<lb/> er die Hoͤlle aufſchließt, und<lb/> die Teufel darinnen auffuͤhrt, ſich<lb/> wider David zu verbinden, dann<lb/> den Himmel eroͤffnet, und eine<lb/> Goͤttliche Geſandſchaft zu Davids<lb/> Schutze nach der Erde ſchickt.</note></l><lb/> <l>Die waren ſchon im Land, eh mans erfahren hat.<note place="right">60.</note></l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Saul</fw><lb/> <note xml:id="f02" prev="#f01" place="foot"><cb/> man deſtoweniger von ihm er-<lb/> wartet, und fodern kan, aber da-<lb/> mit iſt der Nachtheil verknuͤpfet,<lb/> daß das Gemuͤthe der Leſenden<lb/><cb/> nur ſchwaͤchlich und langſam aus<lb/> ſeiner Kaltſinnigkeit geſetzet und<lb/> angefeuret wird.</note><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [22/0022]
Verſuch eines Gedichtes
Es hatte Jſrael kaum Amaleck vertrieben,
(Wiewohl in allem nicht nach Gottes Richtſchnur blieben,)
Als der Philiſter Heer, ſchon wiederum mit Macht
Jn Juda bey Socho, ein groſſes Schrecken bracht.
Sie zogen ſchnell herauf mit vielen Roß und Wagen,
Des Juda ſein Geſchlecht von Hauß und Hof zu jagen.
Aſecka ward es inn, allda ihr Lager war,
Ja Damin bliebe nicht entfreyet der Gefahr.
Es ahnte ihnen ſchon, daß aus des Juda Lenden
Ein Held entſpringen ſolt, den Gott ſelbſt wuͤrde ſenden
Zu ihrem Ungluͤcks-Fall, drum galt’ es Juda mehr,
Als andern Staͤmmen, weil fuͤr die der Haß zu ſehr
Jn der Gaditer Hertz die Wurtzeln laͤngſt gefaſſet;
Was noch nicht war geſehn, das wurde ſchon gehaſſet;
Dann Dagon hatte viel von einem Held geſagt,
Der ſie zuſchrecken kaͤm. Diß hatte es gemacht,
Wie auch, daß Agags Schmach und Saul erlangtes Siegen
Durch dieß bewaͤhrte Volck ſolt wieder unterliegen.
Der Schimpf that ihnen weh, daß der ihr Bundsverwandt
Durch Benjamins Geſchlecht gelegt war in den Sand.
Gleichwie ein Wolcken-Bruch viel Land und Ort bedecket,
Und eh man ſichs verſieht, die ſicherſten erſchrecket:
So gieng es hie auch zu: die Maͤchtigen von Gad,
Die waren ſchon im Land, eh mans erfahren hat.
Saul
V. 59. 60. Die Maͤchtigen von Gad, Die waren ſchon ꝛc.)
Cowley hat ſeine Davideis
von einem weit ſpaͤthern Zeit-
puncten angefangen; nemlich
da Saul nach einer Verſoͤhnung
mit David in die vorige Wuth
verfaͤllt, und einen Wurfpfeil
nach ihm ſchießt, mit dem er ihn
zwar verfehlet, aber, nachdem er
in ſein Hauß entflohen, ihn da-
ſelbſt durch ſeine Trabanten auf-
ſuchen laͤßt, und als er durch die
Liſt der Michal auch da entwiſcht,
weiter verfolget, bis er in das
Land Moab gefluͤchtet. Er be-
ſchreibt dieſes nicht ohne das
Miniſterium Deorum, indem
er die Hoͤlle aufſchließt, und
die Teufel darinnen auffuͤhrt, ſich
wider David zu verbinden, dann
den Himmel eroͤffnet, und eine
Goͤttliche Geſandſchaft zu Davids
Schutze nach der Erde ſchickt.
man deſtoweniger von ihm er-
wartet, und fodern kan, aber da-
mit iſt der Nachtheil verknuͤpfet,
daß das Gemuͤthe der Leſenden
nur ſchwaͤchlich und langſam aus
ſeiner Kaltſinnigkeit geſetzet und
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