[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.von David. Wollt sie gantz williglich dann seines Willens leben,Daher man dieß gethan, was ihr möcht Ruhe geben. Hierauf der Gera sagt, er hätt sie einst geschaut Jn ihrer geilen Lust, und als er es getraut1160. Dem Richter kund zu thun, der doch selbst Schuld gewesen, Hätt er den Adrtel zu dieser That erlesen, Und selber ihm bekannt, daß er es gar wohl wüst, Darauf er diese Klag auf sein Geheiß gemüst Anmelden öffentlich, das er nun wollt bereuen, Weil Joel ihn verführt. Wie ich mich that erfreuen, Daß Adriel ohn Schuld, ist zu erzehlen nicht. Mitdeß daß dieses nun also bey uns geschicht, Erfährt man in der Stadt von diesen Wunderdingen, Der Joel weis für Angst nicht was er soll fürbringen,1170. Er eilt gen Bersaba ganz eilig eh es tagt, Denn der scheut Tag und Licht den sein Gewissen plagt. Wie dieses kam für Kis, rieth der man sollte schweigen, Und hierinn diese Ehr dem Samuel erzeigen. Und ward es drum vertuscht, daß diese lose That Kein Mensch nach dieser Zeit wie du erfahren hat. Abenar ließ sein Weib in dem Gefängniß richten, Und weil die Schuld am Tag, so ließ sich leichtlich schlichten Der Haß den ihre Freund mit uns darum geführt. Sie dancken Gott, daß es nicht weiter wird berührt.1180. Hierauf beschliessen sie mit aller Stämme Willen, Das Unrecht, so im Land ergehet, gar zu stillen, Daß ihme Samuel soll wählen einen Mann, Der da ein König sey und besser richten kan, Dann alle Heiden ja nachlebten solcher Weise. Der Schluß der wird gemacht, sie heben an die Reise, Nach Ramath kommen sie, und Samuel vernimmt Mit Schmertzen dieß Gewerb, doch weil es so bestimmt, Und er sah, daß es Gott wollt haben, sollt geschehen Der Stämme ihr Begehrn; worauf sie von ihm gehen.1190. Nicht lang nach dieser Zeit ward Saul dazu erwählt. Nun ware doch mein Stand, ob schon erhöht, gequält, Weil Adriel mir stets in meinen Sinnen schwebte, Und weil ich nichts von ihm erfuhre, traurig lebte. Von D 4
von David. Wollt ſie gantz williglich dann ſeines Willens leben,Daher man dieß gethan, was ihr moͤcht Ruhe geben. Hierauf der Gera ſagt, er haͤtt ſie einſt geſchaut Jn ihrer geilen Luſt, und als er es getraut1160. Dem Richter kund zu thun, der doch ſelbſt Schuld geweſen, Haͤtt er den Adrtel zu dieſer That erleſen, Und ſelber ihm bekannt, daß er es gar wohl wuͤſt, Darauf er dieſe Klag auf ſein Geheiß gemuͤſt Anmelden oͤffentlich, das er nun wollt bereuen, Weil Joel ihn verfuͤhrt. Wie ich mich that erfreuen, Daß Adriel ohn Schuld, iſt zu erzehlen nicht. Mitdeß daß dieſes nun alſo bey uns geſchicht, Erfaͤhrt man in der Stadt von dieſen Wunderdingen, Der Joel weis fuͤr Angſt nicht was er ſoll fuͤrbringen,1170. Er eilt gen Berſaba ganz eilig eh es tagt, Denn der ſcheut Tag und Licht den ſein Gewiſſen plagt. Wie dieſes kam fuͤr Kis, rieth der man ſollte ſchweigen, Und hierinn dieſe Ehr dem Samuel erzeigen. Und ward es drum vertuſcht, daß dieſe loſe That Kein Menſch nach dieſer Zeit wie du erfahren hat. Abenar ließ ſein Weib in dem Gefaͤngniß richten, Und weil die Schuld am Tag, ſo ließ ſich leichtlich ſchlichten Der Haß den ihre Freund mit uns darum gefuͤhrt. Sie dancken Gott, daß es nicht weiter wird beruͤhrt.1180. Hierauf beſchlieſſen ſie mit aller Staͤmme Willen, Das Unrecht, ſo im Land ergehet, gar zu ſtillen, Daß ihme Samuel ſoll waͤhlen einen Mann, Der da ein Koͤnig ſey und beſſer richten kan, Dann alle Heiden ja nachlebten ſolcher Weiſe. Der Schluß der wird gemacht, ſie heben an die Reiſe, Nach Ramath kommen ſie, und Samuel vernimmt Mit Schmertzen dieß Gewerb, doch weil es ſo beſtimmt, Und er ſah, daß es Gott wollt haben, ſollt geſchehen Der Staͤmme ihr Begehrn; worauf ſie von ihm gehen.1190. Nicht lang nach dieſer Zeit ward Saul dazu erwaͤhlt. Nun ware doch mein Stand, ob ſchon erhoͤht, gequaͤlt, Weil Adriel mir ſtets in meinen Sinnen ſchwebte, Und weil ich nichts von ihm erfuhre, traurig lebte. Von D 4
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von David.
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Jn ihrer geilen Luſt, und als er es getraut
Dem Richter kund zu thun, der doch ſelbſt Schuld geweſen,
Haͤtt er den Adrtel zu dieſer That erleſen,
Und ſelber ihm bekannt, daß er es gar wohl wuͤſt,
Darauf er dieſe Klag auf ſein Geheiß gemuͤſt
Anmelden oͤffentlich, das er nun wollt bereuen,
Weil Joel ihn verfuͤhrt. Wie ich mich that erfreuen,
Daß Adriel ohn Schuld, iſt zu erzehlen nicht.
Mitdeß daß dieſes nun alſo bey uns geſchicht,
Erfaͤhrt man in der Stadt von dieſen Wunderdingen,
Der Joel weis fuͤr Angſt nicht was er ſoll fuͤrbringen,
Er eilt gen Berſaba ganz eilig eh es tagt,
Denn der ſcheut Tag und Licht den ſein Gewiſſen plagt.
Wie dieſes kam fuͤr Kis, rieth der man ſollte ſchweigen,
Und hierinn dieſe Ehr dem Samuel erzeigen.
Und ward es drum vertuſcht, daß dieſe loſe That
Kein Menſch nach dieſer Zeit wie du erfahren hat.
Abenar ließ ſein Weib in dem Gefaͤngniß richten,
Und weil die Schuld am Tag, ſo ließ ſich leichtlich ſchlichten
Der Haß den ihre Freund mit uns darum gefuͤhrt.
Sie dancken Gott, daß es nicht weiter wird beruͤhrt.
Hierauf beſchlieſſen ſie mit aller Staͤmme Willen,
Das Unrecht, ſo im Land ergehet, gar zu ſtillen,
Daß ihme Samuel ſoll waͤhlen einen Mann,
Der da ein Koͤnig ſey und beſſer richten kan,
Dann alle Heiden ja nachlebten ſolcher Weiſe.
Der Schluß der wird gemacht, ſie heben an die Reiſe,
Nach Ramath kommen ſie, und Samuel vernimmt
Mit Schmertzen dieß Gewerb, doch weil es ſo beſtimmt,
Und er ſah, daß es Gott wollt haben, ſollt geſchehen
Der Staͤmme ihr Begehrn; worauf ſie von ihm gehen.
Nicht lang nach dieſer Zeit ward Saul dazu erwaͤhlt.
Nun ware doch mein Stand, ob ſchon erhoͤht, gequaͤlt,
Weil Adriel mir ſtets in meinen Sinnen ſchwebte,
Und weil ich nichts von ihm erfuhre, traurig lebte.
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