[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.von David. Die Luft war windelos, daß der Trompeten hallenDurch ungestüm Gebrauß im Ton nicht konnt verfallen, Drum schallte in den Thal verdoppelt ihr Getön. Der Berg zu Gibea ließ wieder ruckwärts gehn120. Den Schall durch Gegenhall und hiesse die willkommen Die da nach ihrer Stadt die Rückkehr fürgenommen. Drum macht sich Gibea aus ihren Mauren auf, Als ihnen ins Gehör der frohen Sieger Hauf Und letztlich ins Gesicht erschien mit solchem Prangen, Sie eilten in das Feld den König zu empfangen. Die Töchter Benjamin aufs schönste ausgeschmückt, Die waren Reihenweiß mit ihrem Spiel geschickt. Aus allen Städten war der Kern von schönen Frauen, Und die Thalmais selbst mit Michal lassen schauen130. An diesem Freuden-Tag des Hertzens Freudigkeit, Weil zu des Königs Ehr sie selbsten sich bereit; Und führten dieses Heer, das da in zweyen Choren Sich an der Mauer hin gestellet bey den Thoren, Und weil sie von der Höh absahen in das Thal, Das voller Siegesleut und Menschen ohne Zahl War gleichsam übersät, ward grösser das Verlangen Je näher dieses Volck auf sie kam zugegangen. Der edle Jonathan und David ward gesucht, Die keinen doch gewiß von ihnen finden mucht.140. Dort reit mein lieber Printz! Thalmais sprach voll Freuden, Doch nein der ist er nicht, ach was muß ich nicht leyden Jn dieser langen Zeit, ein jeder Augenblick Jst mir wol tausend Jahr, ich seh und seh mein Glück Ohn daß ich es noch seh. Die Michal heimlich saget: Wo mag wohl David seyn? Thalmais wieder fraget: Wo mag seyn Jonathan? so ware Freud und Qual Die Unruh und die Ruh vermischet überall. Jndes- V. 147. 148. So ware Freud und Qual vermischet überall. etc.) [Spaltenumbruch] Jn diesem dritten Buche wird der triumphierende Einzug Sauls beschrieben. Der Poet ent- decket darinnen einen so grossen [Spaltenumbruch] Pracht und Reichtum an Waffen, Kleidern, Rüstungen, mit Beute beladenen Wägen, etc. als er selbst an Ausdrücken, mahlerischen E 3
von David. Die Luft war windelos, daß der Trompeten hallenDurch ungeſtuͤm Gebrauß im Ton nicht konnt verfallen, Drum ſchallte in den Thal verdoppelt ihr Getoͤn. Der Berg zu Gibea ließ wieder ruckwaͤrts gehn120. Den Schall durch Gegenhall und hieſſe die willkommen Die da nach ihrer Stadt die Ruͤckkehr fuͤrgenommen. Drum macht ſich Gibea aus ihren Mauren auf, Als ihnen ins Gehoͤr der frohen Sieger Hauf Und letztlich ins Geſicht erſchien mit ſolchem Prangen, Sie eilten in das Feld den Koͤnig zu empfangen. Die Toͤchter Benjamin aufs ſchoͤnſte ausgeſchmuͤckt, Die waren Reihenweiß mit ihrem Spiel geſchickt. Aus allen Staͤdten war der Kern von ſchoͤnen Frauen, Und die Thalmais ſelbſt mit Michal laſſen ſchauen130. An dieſem Freuden-Tag des Hertzens Freudigkeit, Weil zu des Koͤnigs Ehr ſie ſelbſten ſich bereit; Und fuͤhrten dieſes Heer, das da in zweyen Choren Sich an der Mauer hin geſtellet bey den Thoren, Und weil ſie von der Hoͤh abſahen in das Thal, Das voller Siegesleut und Menſchen ohne Zahl War gleichſam uͤberſaͤt, ward groͤſſer das Verlangen Je naͤher dieſes Volck auf ſie kam zugegangen. Der edle Jonathan und David ward geſucht, Die keinen doch gewiß von ihnen finden mucht.140. Dort reit mein lieber Printz! Thalmais ſprach voll Freuden, Doch nein der iſt er nicht, ach was muß ich nicht leyden Jn dieſer langen Zeit, ein jeder Augenblick Jſt mir wol tauſend Jahr, ich ſeh und ſeh mein Gluͤck Ohn daß ich es noch ſeh. Die Michal heimlich ſaget: Wo mag wohl David ſeyn? Thalmais wieder fraget: Wo mag ſeyn Jonathan? ſo ware Freud und Qual Die Unruh und die Ruh vermiſchet uͤberall. Jndeſ- V. 147. 148. So ware Freud und Qual vermiſchet uͤberall. ꝛc.) [Spaltenumbruch] Jn dieſem dritten Buche wird der triumphierende Einzug Sauls beſchrieben. Der Poet ent- decket darinnen einen ſo groſſen [Spaltenumbruch] Pracht und Reichtum an Waffen, Kleidern, Ruͤſtungen, mit Beute beladenen Waͤgen, ꝛc. als er ſelbſt an Ausdruͤcken, mahleriſchen E 3
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von David.
Die Luft war windelos, daß der Trompeten hallen
Durch ungeſtuͤm Gebrauß im Ton nicht konnt verfallen,
Drum ſchallte in den Thal verdoppelt ihr Getoͤn.
Der Berg zu Gibea ließ wieder ruckwaͤrts gehn
Den Schall durch Gegenhall und hieſſe die willkommen
Die da nach ihrer Stadt die Ruͤckkehr fuͤrgenommen.
Drum macht ſich Gibea aus ihren Mauren auf,
Als ihnen ins Gehoͤr der frohen Sieger Hauf
Und letztlich ins Geſicht erſchien mit ſolchem Prangen,
Sie eilten in das Feld den Koͤnig zu empfangen.
Die Toͤchter Benjamin aufs ſchoͤnſte ausgeſchmuͤckt,
Die waren Reihenweiß mit ihrem Spiel geſchickt.
Aus allen Staͤdten war der Kern von ſchoͤnen Frauen,
Und die Thalmais ſelbſt mit Michal laſſen ſchauen
An dieſem Freuden-Tag des Hertzens Freudigkeit,
Weil zu des Koͤnigs Ehr ſie ſelbſten ſich bereit;
Und fuͤhrten dieſes Heer, das da in zweyen Choren
Sich an der Mauer hin geſtellet bey den Thoren,
Und weil ſie von der Hoͤh abſahen in das Thal,
Das voller Siegesleut und Menſchen ohne Zahl
War gleichſam uͤberſaͤt, ward groͤſſer das Verlangen
Je naͤher dieſes Volck auf ſie kam zugegangen.
Der edle Jonathan und David ward geſucht,
Die keinen doch gewiß von ihnen finden mucht.
Dort reit mein lieber Printz! Thalmais ſprach voll Freuden,
Doch nein der iſt er nicht, ach was muß ich nicht leyden
Jn dieſer langen Zeit, ein jeder Augenblick
Jſt mir wol tauſend Jahr, ich ſeh und ſeh mein Gluͤck
Ohn daß ich es noch ſeh. Die Michal heimlich ſaget:
Wo mag wohl David ſeyn? Thalmais wieder fraget:
Wo mag ſeyn Jonathan? ſo ware Freud und Qual
Die Unruh und die Ruh vermiſchet uͤberall.
Jndeſ-
V. 147. 148. So ware Freud und Qual vermiſchet uͤberall. ꝛc.)
Jn dieſem dritten Buche wird
der triumphierende Einzug Sauls
beſchrieben. Der Poet ent-
decket darinnen einen ſo groſſen
Pracht und Reichtum an Waffen,
Kleidern, Ruͤſtungen, mit Beute
beladenen Waͤgen, ꝛc. als er ſelbſt
an Ausdruͤcken, mahleriſchen
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