[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743.an die d. Ges. von Greifswalde. sich nicht zu verwundern, wenn man bedencket,was die mittlerzeit mit ihm vorgegangene grosse Veränderung von seinen Magister-bis zu den Hoch-Edelgebohrnen Magnificentz-Zeiten noth- wendig vor eine wichtige Veränderung in seinem Kopf habe nach sich ziehen müssen. Seine Ur- theile richten sich immer nach seinem Willen, und dieser nach seinen äusserlichen Umständen; dahero sie eben so unbeständig seyn müssen. Wenn ihr demnach von Unruhe, Zwistigkeit und öffentlicher Feindschaft, die der Milton un- ter unsern deutschen Kunstrichtern gestifftet, gantz unbestimmt redet, so ist dieses nur von Hrn. Gottsched und seiner Schule zu verstehen, die gantze übrige deutsche Welt ist dieses Streits halben eben so ruhig, als sie vorhin gewesen ist, ehe es Hrn. Gottsched beliebt hat, sein für Mil- ton allzugütiges Urtheil zurückzunehmen, wel- ches in das Jahr 1741. einfällt. Jm übrigen muß man über die Entscheidung der Frage: "Ob es wahr sey, daß die Deutschen an Mil- Rath ziehen, was davon in der Fortsezung der I. Auf der 436. Seite des VI.ten Artickels andern D 4
an die d. Geſ. von Greifswalde. ſich nicht zu verwundern, wenn man bedencket,was die mittlerzeit mit ihm vorgegangene groſſe Veraͤnderung von ſeinen Magiſter-bis zu den Hoch-Edelgebohrnen Magnificentz-Zeiten noth- wendig vor eine wichtige Veraͤnderung in ſeinem Kopf habe nach ſich ziehen muͤſſen. Seine Ur- theile richten ſich immer nach ſeinem Willen, und dieſer nach ſeinen aͤuſſerlichen Umſtaͤnden; dahero ſie eben ſo unbeſtaͤndig ſeyn muͤſſen. Wenn ihr demnach von Unruhe, Zwiſtigkeit und oͤffentlicher Feindſchaft, die der Milton un- ter unſern deutſchen Kunſtrichtern geſtifftet, gantz unbeſtimmt redet, ſo iſt dieſes nur von Hrn. Gottſched und ſeiner Schule zu verſtehen, die gantze uͤbrige deutſche Welt iſt dieſes Streits halben eben ſo ruhig, als ſie vorhin geweſen iſt, ehe es Hrn. Gottſched beliebt hat, ſein fuͤr Mil- ton allzuguͤtiges Urtheil zuruͤckzunehmen, wel- ches in das Jahr 1741. einfaͤllt. Jm uͤbrigen muß man uͤber die Entſcheidung der Frage: „Ob es wahr ſey, daß die Deutſchen an Mil- Rath ziehen, was davon in der Fortſezung der I. Auf der 436. Seite des VI.ten Artickels andern D 4
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an die d. Geſ. von Greifswalde.
ſich nicht zu verwundern, wenn man bedencket,
was die mittlerzeit mit ihm vorgegangene groſſe
Veraͤnderung von ſeinen Magiſter-bis zu den
Hoch-Edelgebohrnen Magnificentz-Zeiten noth-
wendig vor eine wichtige Veraͤnderung in ſeinem
Kopf habe nach ſich ziehen muͤſſen. Seine Ur-
theile richten ſich immer nach ſeinem Willen,
und dieſer nach ſeinen aͤuſſerlichen Umſtaͤnden;
dahero ſie eben ſo unbeſtaͤndig ſeyn muͤſſen.
Wenn ihr demnach von Unruhe, Zwiſtigkeit
und oͤffentlicher Feindſchaft, die der Milton un-
ter unſern deutſchen Kunſtrichtern geſtifftet,
gantz unbeſtimmt redet, ſo iſt dieſes nur von
Hrn. Gottſched und ſeiner Schule zu verſtehen,
die gantze uͤbrige deutſche Welt iſt dieſes Streits
halben eben ſo ruhig, als ſie vorhin geweſen iſt,
ehe es Hrn. Gottſched beliebt hat, ſein fuͤr Mil-
ton allzuguͤtiges Urtheil zuruͤckzunehmen, wel-
ches in das Jahr 1741. einfaͤllt. Jm uͤbrigen
muß man uͤber die Entſcheidung der Frage:
„Ob es wahr ſey, daß die Deutſchen an Mil-
„tons Gedichte keinen Geſchmack finden,„ zu
Rath ziehen, was davon in der Fortſezung der
Echo des deutſchen Wizes Artick. IX. in dem
VI.ten Stuͤcke der Crit. Samml. von Bl. 54.
bis 75. weitlaͤuftig ausgefuͤhrt worden iſt.
I. Auf der 436. Seite des VI.ten Artickels
nehmet ihr die Vertheidigung Hrn. Gottſcheds
wegen einer von ihm verworffenen und von den
Schweitzern verfochtenen metaphoriſchen Redens-
Art uͤber euch, ſaget aber nichts neues, als was
ihr in Gottſcheds Biedermanne, und ſonſt bey
andern
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