[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744.Wie weit sich ein Poet Breitingerschen Buches wohl verwahre, und allesnach der Glaubens-Analogie der Gottschedischen Schule fleissig prüffe. Es hat auch dieser J. A. K. seine Sache so wohl ausgeführet, daß Hr. Prof. Gottsched diese Ausarbeitung seines Schülers vor würdig geachtet, sie dem XXXsten Stücke seiner Crit. Beyträge Art. V. zu einverleiben. Jch ha- be gesagt, daß J. A. K. noch ein junger und un- gezogener Mensch sey; denn ob er mir gleich wei- ter nicht als aus diesem critischen Versuche bekannt ist, so glaube ich gleichwohl nicht ohne die gröste Wahrscheinlichkeit von ihm, daß er die Kinder- schuhe noch nicht völlig zertreten habe. Diese Schrift giebt es uns auf allen Blättern zu erken- nen, insonderheit finden wir auf der 259sten S. ein rechtes Muster eines kindischen und ungezoge- nen Wesens: "Epicurus behauptete, daß der Und bald hernach: "Meine Wärterinnen, wenn Oder wer hat jemals dergleichen war,
Wie weit ſich ein Poet Breitingerſchen Buches wohl verwahre, und allesnach der Glaubens-Analogie der Gottſchediſchen Schule fleiſſig pruͤffe. Es hat auch dieſer J. A. K. ſeine Sache ſo wohl ausgefuͤhret, daß Hr. Prof. Gottſched dieſe Ausarbeitung ſeines Schuͤlers vor wuͤrdig geachtet, ſie dem XXXſten Stuͤcke ſeiner Crit. Beytraͤge Art. V. zu einverleiben. Jch ha- be geſagt, daß J. A. K. noch ein junger und un- gezogener Menſch ſey; denn ob er mir gleich wei- ter nicht als aus dieſem critiſchen Verſuche bekannt iſt, ſo glaube ich gleichwohl nicht ohne die groͤſte Wahrſcheinlichkeit von ihm, daß er die Kinder- ſchuhe noch nicht voͤllig zertreten habe. Dieſe Schrift giebt es uns auf allen Blaͤttern zu erken- nen, inſonderheit finden wir auf der 259ſten S. ein rechtes Muſter eines kindiſchen und ungezoge- nen Weſens: „Epicurus behauptete, daß der Und bald hernach: „Meine Waͤrterinnen, wenn Oder wer hat jemals dergleichen war,
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Wie weit ſich ein Poet
Breitingerſchen Buches wohl verwahre, und alles
nach der Glaubens-Analogie der Gottſchediſchen
Schule fleiſſig pruͤffe. Es hat auch dieſer J. A. K.
ſeine Sache ſo wohl ausgefuͤhret, daß Hr. Prof.
Gottſched dieſe Ausarbeitung ſeines Schuͤlers vor
wuͤrdig geachtet, ſie dem XXXſten Stuͤcke ſeiner
Crit. Beytraͤge Art. V. zu einverleiben. Jch ha-
be geſagt, daß J. A. K. noch ein junger und un-
gezogener Menſch ſey; denn ob er mir gleich wei-
ter nicht als aus dieſem critiſchen Verſuche bekannt
iſt, ſo glaube ich gleichwohl nicht ohne die groͤſte
Wahrſcheinlichkeit von ihm, daß er die Kinder-
ſchuhe noch nicht voͤllig zertreten habe. Dieſe
Schrift giebt es uns auf allen Blaͤttern zu erken-
nen, inſonderheit finden wir auf der 259ſten S.
ein rechtes Muſter eines kindiſchen und ungezoge-
nen Weſens:
„Epicurus behauptete, daß der
„Leib der Goͤtter nur quaſi corpus, und ihr Blut
„nur quaſi ſanguis; oder nur ein aͤtheriſcher Leib
„und ein aͤtheriſches Blut ſey, wie ſich Hr. Bod-
„mer von den Miltoniſchen Engeln zwar dunck-
„ler, aber deſto gelehrter ausdruͤckt.
„Ey, das iſt ſchoͤn,
„Der Teufel ſelbſt kans nicht verſtehn!„
Und bald hernach:
„Meine Waͤrterinnen, wenn
„ich etwa vor dem Hauſe mit einer kleinen Stan-
„ge nach der Luft ſtieß, warnten mich recht an-
„daͤchtig: ich ſolte bey Leibe nicht in die Hoͤhe
„ſtoſſen; ich koͤnnte die lieben Engellein todtſte-
„chen. ꝛc.„
Oder wer hat jemals dergleichen
grobe, witzloſe Schertze bey einem wohlgezogenen
Scribenten, der allbereit unter der Naſe trucken
war,
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