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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744.

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des Wahnes bedienen könne.
war, gelesen? Jch habe fehrner gesagt, daß J.
A. K. ein angehender Schüler der deutschen Welt-
weißheit sey. Man wird hiervon aus meiner fol-
genden Abhandlung genug überzeuget werden,
jezo will ich zum vorläuftigen Beweise dessen nur die
Stelle Bl. 260. anführen, wo es heißt:

"Wir
"wissen aus der Sittenlehre, daß unsre gantze
"Erkenntniß ihren Ursprung von den Sinnen neh-
"me. Die Erfahrung lehret, wie leicht es ge-
"schehen sey, daß der Gegenstand, welcher un-
"sere Sinnen berühren soll, zu weit von ihnen ab-
"stehe, daß sich entweder ein gantz undeutliches
"Bild von ihnen in der Seele abdrücket; oder
"gar von einem allzueilfertigen Urtheile ein Jrr-
"thum geboren wird. Die Einbildungskraft sezt
"Bilder und Begriffe zusammen, welche sich
"nicht auf einander reimen, es geschehe nun von
"uns oder von andern."

Ein Abecedarius in
der Weltweisheit weiß, daß so viel als zwo Quel-
len unsrer Erkenntniß sind, nemlich die Erfahrung
und die Vernunft; und dieses zwar weiß er nicht
aus der Sittenlehre, sondern schon aus der Ver-
nunftlehre und der Erfahrung: Eben diese Ver-
nunftlehre giebt uns auch gantz andern Unterricht
von dem Jrrthum der aus dem Betrug der Sin-
nen entstehet. Und welcher Mensch weiß, wie er
die lezten worte, es geschehe nun von uns oder
von andern,
reimen oder verstehen sol? Jch
habe endlich gesagt, daß dem J. A. K. zu dieser
Arbeit die Breitingersche Dichtkunst behülflich
gewesen sey: dieß zeiget sich aus der Vergleichung
des VIten und IXten Abschnitts derselben, mit die-

ser
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des Wahnes bedienen koͤnne.
war, geleſen? Jch habe fehrner geſagt, daß J.
A. K. ein angehender Schuͤler der deutſchen Welt-
weißheit ſey. Man wird hiervon aus meiner fol-
genden Abhandlung genug uͤberzeuget werden,
jezo will ich zum vorlaͤuftigen Beweiſe deſſen nur die
Stelle Bl. 260. anfuͤhren, wo es heißt:

„Wir
„wiſſen aus der Sittenlehre, daß unſre gantze
„Erkenntniß ihren Urſprung von den Sinnen neh-
„me. Die Erfahrung lehret, wie leicht es ge-
„ſchehen ſey, daß der Gegenſtand, welcher un-
„ſere Sinnen beruͤhren ſoll, zu weit von ihnen ab-
„ſtehe, daß ſich entweder ein gantz undeutliches
„Bild von ihnen in der Seele abdruͤcket; oder
„gar von einem allzueilfertigen Urtheile ein Jrr-
„thum geboren wird. Die Einbildungskraft ſezt
„Bilder und Begriffe zuſammen, welche ſich
„nicht auf einander reimen, es geſchehe nun von
„uns oder von andern.„

Ein Abecedarius in
der Weltweisheit weiß, daß ſo viel als zwo Quel-
len unſrer Erkenntniß ſind, nemlich die Erfahrung
und die Vernunft; und dieſes zwar weiß er nicht
aus der Sittenlehre, ſondern ſchon aus der Ver-
nunftlehre und der Erfahrung: Eben dieſe Ver-
nunftlehre giebt uns auch gantz andern Unterricht
von dem Jrrthum der aus dem Betrug der Sin-
nen entſtehet. Und welcher Menſch weiß, wie er
die lezten worte, es geſchehe nun von uns oder
von andern,
reimen oder verſtehen ſol? Jch
habe endlich geſagt, daß dem J. A. K. zu dieſer
Arbeit die Breitingerſche Dichtkunſt behuͤlflich
geweſen ſey: dieß zeiget ſich aus der Vergleichung
des VIten und IXten Abſchnitts derſelben, mit die-

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[5/0007] des Wahnes bedienen koͤnne. war, geleſen? Jch habe fehrner geſagt, daß J. A. K. ein angehender Schuͤler der deutſchen Welt- weißheit ſey. Man wird hiervon aus meiner fol- genden Abhandlung genug uͤberzeuget werden, jezo will ich zum vorlaͤuftigen Beweiſe deſſen nur die Stelle Bl. 260. anfuͤhren, wo es heißt: „Wir „wiſſen aus der Sittenlehre, daß unſre gantze „Erkenntniß ihren Urſprung von den Sinnen neh- „me. Die Erfahrung lehret, wie leicht es ge- „ſchehen ſey, daß der Gegenſtand, welcher un- „ſere Sinnen beruͤhren ſoll, zu weit von ihnen ab- „ſtehe, daß ſich entweder ein gantz undeutliches „Bild von ihnen in der Seele abdruͤcket; oder „gar von einem allzueilfertigen Urtheile ein Jrr- „thum geboren wird. Die Einbildungskraft ſezt „Bilder und Begriffe zuſammen, welche ſich „nicht auf einander reimen, es geſchehe nun von „uns oder von andern.„ Ein Abecedarius in der Weltweisheit weiß, daß ſo viel als zwo Quel- len unſrer Erkenntniß ſind, nemlich die Erfahrung und die Vernunft; und dieſes zwar weiß er nicht aus der Sittenlehre, ſondern ſchon aus der Ver- nunftlehre und der Erfahrung: Eben dieſe Ver- nunftlehre giebt uns auch gantz andern Unterricht von dem Jrrthum der aus dem Betrug der Sin- nen entſtehet. Und welcher Menſch weiß, wie er die lezten worte, es geſchehe nun von uns oder von andern, reimen oder verſtehen ſol? Jch habe endlich geſagt, daß dem J. A. K. zu dieſer Arbeit die Breitingerſche Dichtkunſt behuͤlflich geweſen ſey: dieß zeiget ſich aus der Vergleichung des VIten und IXten Abſchnitts derſelben, mit die- ſer A 3

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung12_1744/7>, abgerufen am 23.11.2024.