[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744.Wie weit sich ein Poet ser Schrift, in welcher J. A. K. kaum ein Exem-pel anführen kan, das er nicht bey jenem gefun- den hat: Wiewohl er die Gedancken des Schwei- zers über diese Frage so lange verdrehet und ver- hudelt, bis sie ihm gantz eigen geworden, und er endlich aus denselben den Schweitzer selbst nach seiner Art hat widerlegen können. Es will sich zwar fast der Mühe nicht löhnen, diesem Schüler sein Exercitium zu corrigieren, und ich hätte es würcklich unterlassen, wann nicht Hr. Prof. Gott- sched dasselbe in seinen Schutz genommen, und ihm von dem Ueberfluß seines Ansehens einen wich- tigrn Zusatz gegeben hätte: "Denn von einem Nach der Anmerckung eines J. A. K. kömmt nach einer mühesamen und "Der Wahn ist eine ungewisse Erkennt- "oder
Wie weit ſich ein Poet ſer Schrift, in welcher J. A. K. kaum ein Exem-pel anfuͤhren kan, das er nicht bey jenem gefun- den hat: Wiewohl er die Gedancken des Schwei- zers uͤber dieſe Frage ſo lange verdrehet und ver- hudelt, bis ſie ihm gantz eigen geworden, und er endlich aus denſelben den Schweitzer ſelbſt nach ſeiner Art hat widerlegen koͤnnen. Es will ſich zwar faſt der Muͤhe nicht loͤhnen, dieſem Schuͤler ſein Exercitium zu corrigieren, und ich haͤtte es wuͤrcklich unterlaſſen, wann nicht Hr. Prof. Gott- ſched daſſelbe in ſeinen Schutz genommen, und ihm von dem Ueberfluß ſeines Anſehens einen wich- tigrn Zuſatz gegeben haͤtte: „Denn von einem Nach der Anmerckung eines J. A. K. koͤmmt nach einer muͤheſamen und „Der Wahn iſt eine ungewiſſe Erkennt- „oder
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Wie weit ſich ein Poet
ſer Schrift, in welcher J. A. K. kaum ein Exem-
pel anfuͤhren kan, das er nicht bey jenem gefun-
den hat: Wiewohl er die Gedancken des Schwei-
zers uͤber dieſe Frage ſo lange verdrehet und ver-
hudelt, bis ſie ihm gantz eigen geworden, und er
endlich aus denſelben den Schweitzer ſelbſt nach
ſeiner Art hat widerlegen koͤnnen. Es will ſich
zwar faſt der Muͤhe nicht loͤhnen, dieſem Schuͤler
ſein Exercitium zu corrigieren, und ich haͤtte es
wuͤrcklich unterlaſſen, wann nicht Hr. Prof. Gott-
ſched daſſelbe in ſeinen Schutz genommen, und
ihm von dem Ueberfluß ſeines Anſehens einen wich-
tigrn Zuſatz gegeben haͤtte:
„Denn von einem
„ehrlichen Duͤnnehaupt wird man nicht ſo leicht
„die Verfuͤhrung junger Leute zu beſorgen haben.
„Wie leicht iſt es hingegen nicht, ſich in die
„Fehler eines Mannes zu verlieben, von dem wir
„nichts als eine Anpreiſung lauter Schoͤnheiten
„gehoͤret haben?„
Nach der Anmerckung eines
von den Greifswaldiſchen Geſellſchaftern Bl. 193.
des erſten Bandes.
J. A. K. koͤmmt nach einer muͤheſamen und
recht ſchuͤlerhaften Vorbereitung zulezt auf der
260ſten Seite auf die Erklaͤrung des Wahnes,
die er ſeiner Eroͤrterung zum Grund legt; und
dieſe Erklaͤrung koͤmmt doch noch welſch genug her-
aus:
„Der Wahn iſt eine ungewiſſe Erkennt-
„niß von einem Dinge, die aber doch von ſeinem
„Beſitzer fuͤr gewiß und untruͤglich gehalten wird.
„Wir erkennen leicht, wie weit er von der Mey-
„nung unterſcheiden ſey: Bey einer Meynung
„laͤßt man es dahin geſtellt ſeyn, ob ſie wahr
„oder
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