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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

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Bogen vor Bogen, damit es trocken werde. Wann es nun
wohl getrocknet, so nimmt man Zum Neunten solches herab,
streicht es ein wenig mit Senffen, hernach glättet oder
planirt man es mit einem Glättstein, oder was ein jeder
für ein Compendium hat, denn der Glantz muß fast die
schönste Zierde geben.

Zum Zehenden, kann auch gemahltes Muschel- oder
Schiffgen Gold,. Silber, Metall oder Aurum musicum oder
Argentum musicum darunter gebraucht werden, man darf
solches nur mit Gummi arabicum, daß es nicht zu dicke
oder zu dünne werden möge, anmachen; auch kann man
sonsten allerley Zierlichkeiten anstellen, nach eines jeden
Belieben..

So man nun diesem, wie es bisher Herr Runckel be-
schrieben, fleißig folget, so kan man nicht irren, dann er
hat es (wie er schreibet) öffters so schön gemacht, sonderlich
wann er Gold dazu genommen, daß es sey eine Lust an-
zusehen gewesen. Daß aber solches von Vielen für eine
so große Kunst gehalten wird, mag der glauben, der keinen
Verstand hat.

NB. Die Buchbinder können auch auf solch Art
ihre Bücher auf den Schnitt bemahlen, wie in
Holland gebräuchlich, welches absonderlich schön
ist, wann Gold und Silber mit darunter
kommen."

In einer anderen Anleitung zur Herstellung von
"Türkisch-Papier" heißt es: "Sprütz die Farben darauf auf
den Tragant-Grund mit einem langhärigten kleinen Borst-
pinsel; die Farben müssen wohl gerieben und im Reiben
mit zwei oder drei Tropfen achttägiger Ochsengalle, die
schön grün und ja nicht fett seye, darein gegeben. Im
Einspritzen mußt du Achtung geben, daß die Tropfen nicht
größer werden, noch zu sehr von einander fallen, wo
dies geschehen, müßte mehr Galle unter die Farbe gethan
werden und so dieses Wasser die Galle zu sehr von sich
trübe, müßte man mehr Wasser zu der Galle thun und also
auch im Gegentheil, wann es sich nicht mehr zertheilen wollte,
mehr Galle.


Bogen vor Bogen, damit es trocken werde. Wann es nun
wohl getrocknet, so nimmt man Zum Neunten solches herab,
streicht es ein wenig mit Senffen, hernach glaͤttet oder
planirt man es mit einem Glaͤttstein, oder was ein jeder
fuͤr ein Compendium hat, denn der Glantz muß fast die
schoͤnste Zierde geben.

Zum Zehenden, kann auch gemahltes Muschel- oder
Schiffgen Gold,. Silber, Metall oder Aurum musicum oder
Argentum musicum darunter gebraucht werden, man darf
solches nur mit Gummi arabicum, daß es nicht zu dicke
oder zu duͤnne werden moͤge, anmachen; auch kann man
sonsten allerley Zierlichkeiten anstellen, nach eines jeden
Belieben..

So man nun diesem, wie es bisher Herr Runckel be-
schrieben, fleißig folget, so kan man nicht irren, dann er
hat es (wie er schreibet) oͤffters so schoͤn gemacht, sonderlich
wann er Gold dazu genommen, daß es sey eine Lust an-
zusehen gewesen. Daß aber solches von Vielen fuͤr eine
so große Kunst gehalten wird, mag der glauben, der keinen
Verstand hat.

NB. Die Buchbinder koͤnnen auch auf solch Art
ihre Buͤcher auf den Schnitt bemahlen, wie in
Holland gebraͤuchlich, welches absonderlich schoͤn
ist, wann Gold und Silber mit darunter
kommen.‟

In einer anderen Anleitung zur Herstellung von
„Tuͤrkisch-Papier‟ heißt es: „Spruͤtz die Farben darauf auf
den Tragant-Grund mit einem langhaͤrigten kleinen Borst-
pinsel; die Farben muͤssen wohl gerieben und im Reiben
mit zwei oder drei Tropfen achttaͤgiger Ochsengalle, die
schoͤn gruͤn und ja nicht fett seye, darein gegeben. Im
Einspritzen mußt du Achtung geben, daß die Tropfen nicht
groͤßer werden, noch zu sehr von einander fallen, wo
dies geschehen, muͤßte mehr Galle unter die Farbe gethan
werden und so dieses Wasser die Galle zu sehr von sich
truͤbe, muͤßte man mehr Wasser zu der Galle thun und also
auch im Gegentheil, wann es sich nicht mehr zertheilen wollte,
mehr Galle.


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Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/15>, abgerufen am 21.11.2024.