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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

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hinunter, so ziehen sich die Farben zusammen und stehen
gantz ordentlich; will man aber etwas Gedachtes darauf
haben, so nimmt man eine Feder und rundiret damit oder
ziehet einen Zirkel oder machet Figuren, wie es einem jeden
seine Phantasie giebt, die man niemand vorschreiben kann.
Will man aber die Züge an beyden Seiten spitzig zu oder
auf- und niederfahren, so fahre ich nur mit dem Kamm
wieder in die Höhe und also fort, wie ein jeder selbsten
will.

Zum Sechsten, was für Farben dazu gebraucht werden:
Nimm schönes Auripigment mit Rauschgelb unter ein-
ander, das giebt Gelbe, Indig mit Kreide abgerieben giebt
hellblau, bloß Indig giebt dunkelblau; Blau und Gelb giebt
Grün. Du kannst, nachdeme du des einen oder des anderen
mehr oder weniger nimmst, allerhand Grüne machen.
Florentiner Lack wird zum Rothen genommen, Schwartz
wird nicht dazu gebraucht, und Weiß ist nicht von nöthen,
weile das Papier solches hin und her schon selber giebt.

Zum Siebenten, wie die Farben bereitet werden:

Alle diese Farben werden aufs allersubtileste mit dem
stärkesten Brantewein abgerieben, und in eine jede etwas
von Fischgalle gethan; darben aber dieses zu observiren, daß
offtmals entweder die Farben gar zu weit auseinandergehen,
oder aber mannigmal gar in Tropfen sollen stehen bleiben;
hieran ist die Galle Ursach, daß etwan zu wenig oder zu
viel dabey ist. Dann wann zu viel dabey ist. so bleibt es
gerne stehen; ist zu wenig dabey, so fließts zu sehr. Das
rechte Tempo aber kann man nicht beschreiben, sondern es
muß solches ein Jeder aus der Uebung erlernen. Wann
nun dieses alles gethan, und die Farben nach Gebühr, auf
dem Gummi= oder Traganthwasser stehen, auch gehörig
gezogen seyen, so nimmt man zum Achten gemein Druckpapier,
feuchtet solches auf die Art und Weise, wie die Buchdrucker
zum Drucken gebrauchen und legt es auf die Farbe, druckts
auch mit den Fingern fein, an, damit das Papier die
Farbe wohl in sich ziehe. Wann es nun solches gethan, wie
es dann thut, so ziehet man es am untersten Rand heraus,
damit sich das Gummi=Wasser abstreife und henget es auf,

hinunter, so ziehen sich die Farben zusammen und stehen
gantz ordentlich; will man aber etwas Gedachtes darauf
haben, so nimmt man eine Feder und rundiret damit oder
ziehet einen Zirkel oder machet Figuren, wie es einem jeden
seine Phantasie giebt, die man niemand vorschreiben kann.
Will man aber die Zuͤge an beyden Seiten spitzig zu oder
auf- und niederfahren, so fahre ich nur mit dem Kamm
wieder in die Hoͤhe und also fort, wie ein jeder selbsten
will.

Zum Sechsten, was fuͤr Farben dazu gebraucht werden:
Nimm schoͤnes Auripigment mit Rauschgelb unter ein-
ander, das giebt Gelbe, Indig mit Kreide abgerieben giebt
hellblau, bloß Indig giebt dunkelblau; Blau und Gelb giebt
Gruͤn. Du kannst, nachdeme du des einen oder des anderen
mehr oder weniger nimmst, allerhand Gruͤne machen.
Florentiner Lack wird zum Rothen genommen, Schwartz
wird nicht dazu gebraucht, und Weiß ist nicht von noͤthen,
weile das Papier solches hin und her schon selber giebt.

Zum Siebenten, wie die Farben bereitet werden:

Alle diese Farben werden aufs allersubtileste mit dem
staͤrkesten Brantewein abgerieben, und in eine jede etwas
von Fischgalle gethan; darben aber dieses zu observiren, daß
offtmals entweder die Farben gar zu weit auseinandergehen,
oder aber mannigmal gar in Tropfen sollen stehen bleiben;
hieran ist die Galle Ursach, daß etwan zu wenig oder zu
viel dabey ist. Dann wann zu viel dabey ist. so bleibt es
gerne stehen; ist zu wenig dabey, so fließts zu sehr. Das
rechte Tempo aber kann man nicht beschreiben, sondern es
muß solches ein Jeder aus der Uebung erlernen. Wann
nun dieses alles gethan, und die Farben nach Gebuͤhr, auf
dem Gummi= oder Traganthwasser stehen, auch gehoͤrig
gezogen seyen, so nimmt man zum Achten gemein Druckpapier,
feuchtet solches auf die Art und Weise, wie die Buchdrucker
zum Drucken gebrauchen und legt es auf die Farbe, druckts
auch mit den Fingern fein, an, damit das Papier die
Farbe wohl in sich ziehe. Wann es nun solches gethan, wie
es dann thut, so ziehet man es am untersten Rand heraus,
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[4/0014] hinunter, so ziehen sich die Farben zusammen und stehen gantz ordentlich; will man aber etwas Gedachtes darauf haben, so nimmt man eine Feder und rundiret damit oder ziehet einen Zirkel oder machet Figuren, wie es einem jeden seine Phantasie giebt, die man niemand vorschreiben kann. Will man aber die Zuͤge an beyden Seiten spitzig zu oder auf- und niederfahren, so fahre ich nur mit dem Kamm wieder in die Hoͤhe und also fort, wie ein jeder selbsten will. Zum Sechsten, was fuͤr Farben dazu gebraucht werden: Nimm schoͤnes Auripigment mit Rauschgelb unter ein- ander, das giebt Gelbe, Indig mit Kreide abgerieben giebt hellblau, bloß Indig giebt dunkelblau; Blau und Gelb giebt Gruͤn. Du kannst, nachdeme du des einen oder des anderen mehr oder weniger nimmst, allerhand Gruͤne machen. Florentiner Lack wird zum Rothen genommen, Schwartz wird nicht dazu gebraucht, und Weiß ist nicht von noͤthen, weile das Papier solches hin und her schon selber giebt. Zum Siebenten, wie die Farben bereitet werden: Alle diese Farben werden aufs allersubtileste mit dem staͤrkesten Brantewein abgerieben, und in eine jede etwas von Fischgalle gethan; darben aber dieses zu observiren, daß offtmals entweder die Farben gar zu weit auseinandergehen, oder aber mannigmal gar in Tropfen sollen stehen bleiben; hieran ist die Galle Ursach, daß etwan zu wenig oder zu viel dabey ist. Dann wann zu viel dabey ist. so bleibt es gerne stehen; ist zu wenig dabey, so fließts zu sehr. Das rechte Tempo aber kann man nicht beschreiben, sondern es muß solches ein Jeder aus der Uebung erlernen. Wann nun dieses alles gethan, und die Farben nach Gebuͤhr, auf dem Gummi= oder Traganthwasser stehen, auch gehoͤrig gezogen seyen, so nimmt man zum Achten gemein Druckpapier, feuchtet solches auf die Art und Weise, wie die Buchdrucker zum Drucken gebrauchen und legt es auf die Farbe, druckts auch mit den Fingern fein, an, damit das Papier die Farbe wohl in sich ziehe. Wann es nun solches gethan, wie es dann thut, so ziehet man es am untersten Rand heraus, damit sich das Gummi=Wasser abstreife und henget es auf,

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Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/14>, abgerufen am 21.11.2024.