Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

man Buntpapier nur noch für besondere Zwecke, namentlich
Zuckerdüten u.s.w. Die Cartonnagefabrikation bediente sich
mehr und mehr der bunten glänzenden Gelatinepapiere und
erst in Folge der allgemeinen Nachfrage nach Buntpapier
als Vorsatz für Buchbinder fertigte man in Deutschland und
Frankreich wieder künstlerisch verzierte Buntpapiere, unter
denen natürlich die Marmorpapiere eine große Rolle
spielten.

Daß die Herstellung von marmorirten Papieren schon
lange bekannt ist, zeigt sich in einer alten, im Jahre 1696
bei Johann Ziegers in Nürnberg erschienenen Schrift:
"Kunst- und Werkschule, anderer Theil"; es finden
sich daselbst Anweisungen, aus denen auch der Laie erkennt,
daß sie schon in der Praxis geübt worden und die sich mit
unserer heutigen Herstellungsweise von Hand so ziemlich
decken. Es heißt in diesem Buche, Seite 483:

"Erstlich muß man, um das Schönste türkische Papier
zu machen, eine Forme von Holtz machen lassen, die so
groß ist, als ein Bogen Papier; der Bort oder Rand dieser
Form muß ungefähr 2 Zoll hoch seyn.

Zum Zweyten mußt du einen Kamm von Messingenen
Draht haben, in welchem die Zähne oder Gräte allemal so
weit von einander stehen, gleich wie man bey dem Türkischen
Papier, wie weit ein Zug von dem anderen steht, wohl
sehen kann; solche Zähne sollen auch in gleicher Weite stehen,
doch nach belieben. Wann du nun diese zwey Stücke in
Bereitschaft hast, so nim:

Zum Dritten Gummi Tragant, giese darüber ein gut
Theil reines Wasser, lasse es weichen; dieses muß man so
dünne machen, daß man es gar wohl durch ein rein leinen
Tuch drücken kann, also, daß es nur wie ein starckes
Gummiwasser ist, damit die nachfolgenden Farben darauf
stehen können.

Zum Vierten gießt man dieses Wasser in die höltzerne
Form und tröpffelt hin und wieder die bereiteten Farben
darauf. Wenn nun die gantz form über und über mit
Farbe versehen, so nimmt man zum fünfften den obgemel-
deten Kamm, streichet mit solchem von Oben bis zum ende

man Buntpapier nur noch fuͤr besondere Zwecke, namentlich
Zuckerduͤten u.s.w. Die Cartonnagefabrikation bediente sich
mehr und mehr der bunten glaͤnzenden Gelatinepapiere und
erst in Folge der allgemeinen Nachfrage nach Buntpapier
als Vorsatz fuͤr Buchbinder fertigte man in Deutschland und
Frankreich wieder kuͤnstlerisch verzierte Buntpapiere, unter
denen natuͤrlich die Marmorpapiere eine große Rolle
spielten.

Daß die Herstellung von marmorirten Papieren schon
lange bekannt ist, zeigt sich in einer alten, im Jahre 1696
bei Johann Ziegers in Nuͤrnberg erschienenen Schrift:
„Kunst- und Werkschule, anderer Theil‟; es finden
sich daselbst Anweisungen, aus denen auch der Laie erkennt,
daß sie schon in der Praxis geuͤbt worden und die sich mit
unserer heutigen Herstellungsweise von Hand so ziemlich
decken. Es heißt in diesem Buche, Seite 483:

„Erstlich muß man, um das Schoͤnste tuͤrkische Papier
zu machen, eine Forme von Holtz machen lassen, die so
groß ist, als ein Bogen Papier; der Bort oder Rand dieser
Form muß ungefaͤhr 2 Zoll hoch seyn.

Zum Zweyten mußt du einen Kamm von Messingenen
Draht haben, in welchem die Zaͤhne oder Graͤte allemal so
weit von einander stehen, gleich wie man bey dem Tuͤrkischen
Papier, wie weit ein Zug von dem anderen steht, wohl
sehen kann; solche Zaͤhne sollen auch in gleicher Weite stehen,
doch nach belieben. Wann du nun diese zwey Stuͤcke in
Bereitschaft hast, so nim:

Zum Dritten Gummi Tragant, giese daruͤber ein gut
Theil reines Wasser, lasse es weichen; dieses muß man so
duͤnne machen, daß man es gar wohl durch ein rein leinen
Tuch druͤcken kann, also, daß es nur wie ein starckes
Gummiwasser ist, damit die nachfolgenden Farben darauf
stehen koͤnnen.

Zum Vierten gießt man dieses Wasser in die hoͤltzerne
Form und troͤpffelt hin und wieder die bereiteten Farben
darauf. Wenn nun die gantz form uͤber und uͤber mit
Farbe versehen, so nimmt man zum fuͤnfften den obgemel-
deten Kamm, streichet mit solchem von Oben bis zum ende

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0013" n="3"/>
man Buntpapier nur noch fu&#x0364;r besondere Zwecke,
                     namentlich<lb/>
Zuckerdu&#x0364;ten <hi rendition="#g">u.s.w.</hi> Die
                     Cartonnagefabrikation bediente sich<lb/>
mehr und mehr der bunten
                     gla&#x0364;nzenden Gelatinepapiere und<lb/>
erst in Folge der allgemeinen
                     Nachfrage nach Buntpapier<lb/>
als Vorsatz fu&#x0364;r Buchbinder fertigte man in
                     Deutschland und<lb/>
Frankreich wieder ku&#x0364;nstlerisch verzierte
                     Buntpapiere, unter<lb/>
denen natu&#x0364;rlich die Marmorpapiere eine große
                     Rolle<lb/>
spielten.</p><lb/>
        <p>Daß die Herstellung von marmorirten Papieren schon<lb/>
lange bekannt ist, zeigt
                     sich in einer alten, im Jahre 1696<lb/>
bei Johann Ziegers in Nu&#x0364;rnberg
                     erschienenen Schrift:<lb/><hi rendition="#g">&#x201E;Kunst- und Werkschule,
                         anderer Theil&#x201F;;</hi> es finden<lb/>
sich daselbst Anweisungen, aus
                     denen auch der Laie erkennt,<lb/>
daß sie schon in der Praxis geu&#x0364;bt
                     worden und die sich mit<lb/>
unserer heutigen Herstellungsweise von Hand so
                     ziemlich<lb/>
decken. Es heißt in diesem Buche, Seite 483:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Erstlich muß man, um das Scho&#x0364;nste tu&#x0364;rkische
                     Papier<lb/>
zu machen, eine Forme von Holtz machen lassen, die so<lb/>
groß ist,
                     als ein Bogen Papier; der Bort oder Rand dieser<lb/>
Form muß ungefa&#x0364;hr 2
                     Zoll hoch seyn.</p><lb/>
        <p>Zum Zweyten mußt du einen Kamm von Messingenen<lb/>
Draht haben, in welchem die
                     Za&#x0364;hne oder Gra&#x0364;te allemal so<lb/>
weit von einander stehen, gleich
                     wie man bey dem Tu&#x0364;rkischen<lb/>
Papier, wie weit ein Zug von dem anderen
                     steht, wohl<lb/>
sehen kann; solche Za&#x0364;hne sollen auch in gleicher Weite
                     stehen,<lb/>
doch nach belieben. Wann du nun diese zwey Stu&#x0364;cke
                     in<lb/>
Bereitschaft hast, so nim:</p><lb/>
        <p>Zum Dritten Gummi Tragant, giese daru&#x0364;ber ein gut<lb/>
Theil reines Wasser,
                     lasse es weichen; dieses muß man so<lb/>
du&#x0364;nne machen, daß man es gar
                     wohl durch ein rein leinen<lb/>
Tuch dru&#x0364;cken kann, also, daß es nur wie
                     ein starckes<lb/>
Gummiwasser ist, damit die nachfolgenden Farben
                     darauf<lb/>
stehen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>Zum Vierten gießt man dieses Wasser in die ho&#x0364;ltzerne<lb/>
Form und
                     tro&#x0364;pffelt hin und wieder die bereiteten Farben<lb/>
darauf. Wenn nun die
                     gantz form u&#x0364;ber und u&#x0364;ber mit<lb/>
Farbe versehen, so nimmt man
                     zum fu&#x0364;nfften den obgemel-<lb/>
deten Kamm, streichet mit solchem von Oben
                     bis zum ende<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0013] man Buntpapier nur noch fuͤr besondere Zwecke, namentlich Zuckerduͤten u.s.w. Die Cartonnagefabrikation bediente sich mehr und mehr der bunten glaͤnzenden Gelatinepapiere und erst in Folge der allgemeinen Nachfrage nach Buntpapier als Vorsatz fuͤr Buchbinder fertigte man in Deutschland und Frankreich wieder kuͤnstlerisch verzierte Buntpapiere, unter denen natuͤrlich die Marmorpapiere eine große Rolle spielten. Daß die Herstellung von marmorirten Papieren schon lange bekannt ist, zeigt sich in einer alten, im Jahre 1696 bei Johann Ziegers in Nuͤrnberg erschienenen Schrift: „Kunst- und Werkschule, anderer Theil‟; es finden sich daselbst Anweisungen, aus denen auch der Laie erkennt, daß sie schon in der Praxis geuͤbt worden und die sich mit unserer heutigen Herstellungsweise von Hand so ziemlich decken. Es heißt in diesem Buche, Seite 483: „Erstlich muß man, um das Schoͤnste tuͤrkische Papier zu machen, eine Forme von Holtz machen lassen, die so groß ist, als ein Bogen Papier; der Bort oder Rand dieser Form muß ungefaͤhr 2 Zoll hoch seyn. Zum Zweyten mußt du einen Kamm von Messingenen Draht haben, in welchem die Zaͤhne oder Graͤte allemal so weit von einander stehen, gleich wie man bey dem Tuͤrkischen Papier, wie weit ein Zug von dem anderen steht, wohl sehen kann; solche Zaͤhne sollen auch in gleicher Weite stehen, doch nach belieben. Wann du nun diese zwey Stuͤcke in Bereitschaft hast, so nim: Zum Dritten Gummi Tragant, giese daruͤber ein gut Theil reines Wasser, lasse es weichen; dieses muß man so duͤnne machen, daß man es gar wohl durch ein rein leinen Tuch druͤcken kann, also, daß es nur wie ein starckes Gummiwasser ist, damit die nachfolgenden Farben darauf stehen koͤnnen. Zum Vierten gießt man dieses Wasser in die hoͤltzerne Form und troͤpffelt hin und wieder die bereiteten Farben darauf. Wenn nun die gantz form uͤber und uͤber mit Farbe versehen, so nimmt man zum fuͤnfften den obgemel- deten Kamm, streichet mit solchem von Oben bis zum ende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-22T15:09:30Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-22T15:09:30Z)
Thomas Gloning: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-07-22T15:09:30Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (ſ): als s transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/13
Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/13>, abgerufen am 03.05.2024.