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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

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die Buchbinder haben sich ebenfalls die zum Bekleiden der
Einbände nöthigen Buntpapiere selbst hergestellt oder die
schon mit weißem Papier überzogenen Einbände mit marmor-
artigen und holzimitirenden Zeichnungen
, deren Anfertigung
nicht schwierig war, verziert - wenigstens finden sich in
alten Schriften Anleitungen hierzu. Im 18. Jahrhundert
wurden auf den Jahrmärkten bunte Papiere durch Frauen
hergestellt, welche die nöthigen Vorrichtungen mit sich führten
und unter viel Lärm und Anpreisungen farbige Papiere
erzeugten und verkauften. Aus dem 17. Jahrhundert stammen
aus symmetrischem Rankenwerk, in welchem hie und da Figuren
und Embleme angebracht sind, und die Zeichnung ist meist
für den ganzen Bogen so componirt, daß nur eine große
Platte zum Drucke erforderlich gewesen ist. Daneben kommen
die oben erwähnten Rankenmuster in Wiederholung mit
besonders eingedruckten Stempeln vor, welche allmählich
häufiger werden, und später benützte man zum Drucke ge-
sprenkelte Papiere. Es erscheinen die Muster durchaus in
Gold; Als "Augsburger Papier" waren die Goldmuster auf
rothem Grunde bekannt, und auch Gold- und Silberpapiere
mit eingepreßten Mustern waren schon bekannt. Seit der
Einführung des Kattundruckes benützte man mehr und mehr
die dabei üblichen Druckmodel und das "Kattunpapier" ver-
drängte nach und nach alle anderen Sorten. Eine Reihe von
Werkstätten aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind uns auf
den Papieren selbst erhalten, Hauptort der Fabrikation war
Augsburg; ferner wurden Buntpapiere in Nürnberg, Halle,
Magdeburg, Saarbrücken, Aschaffenburg, Worms, Frankfurt,
Nördlingen u.s.w. hergestellt und auch in Frankreich und
England wurden bunte Papiere in Menge erzeugt. Der
Gebrauch der bedruckten Buntpapiere war namentlich im
18. Jahrhundert ein sehr ausgedehnter; neben den Werken
der Buchbinderei und Cartonnagewaaren-Erzeugung wurde
es hauptsächlich zu Actendeckeln verwendet. Als an Stelle
des farbigen Papieres der blaue Actenumschlag trat, über-
haupt der Sinn für farbigen Schmuck erlosch, verfiel die
Fabrikation mehr und mehr: im 19. Jahrhundert fertigte

die Buchbinder haben sich ebenfalls die zum Bekleiden der
Einbaͤnde noͤthigen Buntpapiere selbst hergestellt oder die
schon mit weißem Papier uͤberzogenen Einbaͤnde mit marmor-
artigen und holzimitirenden Zeichnungen
, deren Anfertigung
nicht schwierig war, verziert – wenigstens finden sich in
alten Schriften Anleitungen hierzu. Im 18. Jahrhundert
wurden auf den Jahrmaͤrkten bunte Papiere durch Frauen
hergestellt, welche die noͤthigen Vorrichtungen mit sich fuͤhrten
und unter viel Laͤrm und Anpreisungen farbige Papiere
erzeugten und verkauften. Aus dem 17. Jahrhundert stammen
aus symmetrischem Rankenwerk, in welchem hie und da Figuren
und Embleme angebracht sind, und die Zeichnung ist meist
fuͤr den ganzen Bogen so componirt, daß nur eine große
Platte zum Drucke erforderlich gewesen ist. Daneben kommen
die oben erwaͤhnten Rankenmuster in Wiederholung mit
besonders eingedruckten Stempeln vor, welche allmaͤhlich
haͤufiger werden, und spaͤter benuͤtzte man zum Drucke ge-
sprenkelte Papiere. Es erscheinen die Muster durchaus in
Gold; Als „Augsburger Papier‟ waren die Goldmuster auf
rothem Grunde bekannt, und auch Gold- und Silberpapiere
mit eingepreßten Mustern waren schon bekannt. Seit der
Einfuͤhrung des Kattundruckes benuͤtzte man mehr und mehr
die dabei uͤblichen Druckmodel und das „Kattunpapier‟ ver-
draͤngte nach und nach alle anderen Sorten. Eine Reihe von
Werkstaͤtten aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind uns auf
den Papieren selbst erhalten, Hauptort der Fabrikation war
Augsburg; ferner wurden Buntpapiere in Nuͤrnberg, Halle,
Magdeburg, Saarbruͤcken, Aschaffenburg, Worms, Frankfurt,
Noͤrdlingen u.s.w. hergestellt und auch in Frankreich und
England wurden bunte Papiere in Menge erzeugt. Der
Gebrauch der bedruckten Buntpapiere war namentlich im
18. Jahrhundert ein sehr ausgedehnter; neben den Werken
der Buchbinderei und Cartonnagewaaren-Erzeugung wurde
es hauptsaͤchlich zu Actendeckeln verwendet. Als an Stelle
des farbigen Papieres der blaue Actenumschlag trat, uͤber-
haupt der Sinn fuͤr farbigen Schmuck erlosch, verfiel die
Fabrikation mehr und mehr: im 19. Jahrhundert fertigte

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[2/0012] die Buchbinder haben sich ebenfalls die zum Bekleiden der Einbaͤnde noͤthigen Buntpapiere selbst hergestellt oder die schon mit weißem Papier uͤberzogenen Einbaͤnde mit marmor- artigen und holzimitirenden Zeichnungen, deren Anfertigung nicht schwierig war, verziert – wenigstens finden sich in alten Schriften Anleitungen hierzu. Im 18. Jahrhundert wurden auf den Jahrmaͤrkten bunte Papiere durch Frauen hergestellt, welche die noͤthigen Vorrichtungen mit sich fuͤhrten und unter viel Laͤrm und Anpreisungen farbige Papiere erzeugten und verkauften. Aus dem 17. Jahrhundert stammen aus symmetrischem Rankenwerk, in welchem hie und da Figuren und Embleme angebracht sind, und die Zeichnung ist meist fuͤr den ganzen Bogen so componirt, daß nur eine große Platte zum Drucke erforderlich gewesen ist. Daneben kommen die oben erwaͤhnten Rankenmuster in Wiederholung mit besonders eingedruckten Stempeln vor, welche allmaͤhlich haͤufiger werden, und spaͤter benuͤtzte man zum Drucke ge- sprenkelte Papiere. Es erscheinen die Muster durchaus in Gold; Als „Augsburger Papier‟ waren die Goldmuster auf rothem Grunde bekannt, und auch Gold- und Silberpapiere mit eingepreßten Mustern waren schon bekannt. Seit der Einfuͤhrung des Kattundruckes benuͤtzte man mehr und mehr die dabei uͤblichen Druckmodel und das „Kattunpapier‟ ver- draͤngte nach und nach alle anderen Sorten. Eine Reihe von Werkstaͤtten aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind uns auf den Papieren selbst erhalten, Hauptort der Fabrikation war Augsburg; ferner wurden Buntpapiere in Nuͤrnberg, Halle, Magdeburg, Saarbruͤcken, Aschaffenburg, Worms, Frankfurt, Noͤrdlingen u.s.w. hergestellt und auch in Frankreich und England wurden bunte Papiere in Menge erzeugt. Der Gebrauch der bedruckten Buntpapiere war namentlich im 18. Jahrhundert ein sehr ausgedehnter; neben den Werken der Buchbinderei und Cartonnagewaaren-Erzeugung wurde es hauptsaͤchlich zu Actendeckeln verwendet. Als an Stelle des farbigen Papieres der blaue Actenumschlag trat, uͤber- haupt der Sinn fuͤr farbigen Schmuck erlosch, verfiel die Fabrikation mehr und mehr: im 19. Jahrhundert fertigte

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Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-22T15:09:30Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-22T15:09:30Z)
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Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/12>, abgerufen am 21.11.2024.