die ihm zunächst zu wissen nötig sind, auf eine strenge Terminologie und eine klare Darlegung des Formenwesens unter Berücksichtigung der im Laufe der Zeit eintretenden Formenwandlungen und deren Veranlassung. Was die Terminologie betrifft, so hat der Verfasser in allen Sprachen sich nach den hervorragendsten Fachautoren ge- richtet. So in der deutschen Sprache nach Quirin v. Leitner und M. Thierbach, in der französischen nach Viollet-le-Duc, in der eng- lischen nach Meyrick und Planche, endlich in der italienischen nach A. Angelucci.
Weiterhin war der Verfasser bemüht, die Wege zur Kennerschaft zu weisen und über die Mittel zur Beurteilung der Echtheit eines Waffenstückes zu belehren.
Manches, das der Verfasser noch in dem Buche hätte niederlegen können, hat er zurückhalten müssen, um den für ein Handbuch ge- botenen Umfang nicht zu überschreiten; er hofft aber, in dem eng- begrenzten Rahmen allen nicht zu weit gehenden Ansprüchen gerecht geworden zu sein, insofern er auch auf die Gesichtspunkte der Kriegs- wissenschaft neben den für die Technik, die Kulturgeschichte und die Kunst massgebenden Rücksicht genommen hat.
Ist die Kenntnis der Form und der Wirksamkeit einer Waffe einerseits zur richtigen Würdigung einer Kriegsthat erforderlich, so bietet sie andererseits die Mittel, die äusserliche Physiognomie einer bestimmten Zeitperiode deutlicher hervortreten zu lassen und befähigt uns, "mit klarem Auge in die Vergangenheit zu sehen". Heutzutage geht aber das Studium weit über das rein fachtechnische Gebiet hin- aus, die Kunstwissenschaft hat die Waffe ebenso wie alle durch die Kunst geadelten Erzeugnisse des Handwerks längst in ihren Beobach- tungskreis einbezogen. Mit diesem wachsenden Interesse an der schönen Form hängt auch die Zunahme der Sammler und Liebhaber zusammen, von denen viele nur das schönheitliche Moment oder dieses doch vorzugsweise ins Auge fassen. So war es für den Ver- fasser geboten, auch nach dieser Seite hin dem Bedürfnis entgegen- zukommen.
Unter Berücksichtigung dieser Umstände hat der Verfasser davon Abstand genommen, für seine Arbeit die in mancher Hinsicht prak- tische lexikalische Anordnung zu wählen, wie es Viollet-le-Duc, Planche und Gay gethan haben. Er hätte auf diese Weise seinen Stoff ver- zettelt und auf eine systematische Behandlung verzichten müssen.
Vorwort.
die ihm zunächst zu wissen nötig sind, auf eine strenge Terminologie und eine klare Darlegung des Formenwesens unter Berücksichtigung der im Laufe der Zeit eintretenden Formenwandlungen und deren Veranlassung. Was die Terminologie betrifft, so hat der Verfasser in allen Sprachen sich nach den hervorragendsten Fachautoren ge- richtet. So in der deutschen Sprache nach Quirin v. Leitner und M. Thierbach, in der französischen nach Viollet-le-Duc, in der eng- lischen nach Meyrick und Planché, endlich in der italienischen nach A. Angelucci.
Weiterhin war der Verfasser bemüht, die Wege zur Kennerschaft zu weisen und über die Mittel zur Beurteilung der Echtheit eines Waffenstückes zu belehren.
Manches, das der Verfasser noch in dem Buche hätte niederlegen können, hat er zurückhalten müssen, um den für ein Handbuch ge- botenen Umfang nicht zu überschreiten; er hofft aber, in dem eng- begrenzten Rahmen allen nicht zu weit gehenden Ansprüchen gerecht geworden zu sein, insofern er auch auf die Gesichtspunkte der Kriegs- wissenschaft neben den für die Technik, die Kulturgeschichte und die Kunst maſsgebenden Rücksicht genommen hat.
Ist die Kenntnis der Form und der Wirksamkeit einer Waffe einerseits zur richtigen Würdigung einer Kriegsthat erforderlich, so bietet sie andererseits die Mittel, die äuſserliche Physiognomie einer bestimmten Zeitperiode deutlicher hervortreten zu lassen und befähigt uns, „mit klarem Auge in die Vergangenheit zu sehen“. Heutzutage geht aber das Studium weit über das rein fachtechnische Gebiet hin- aus, die Kunstwissenschaft hat die Waffe ebenso wie alle durch die Kunst geadelten Erzeugnisse des Handwerks längst in ihren Beobach- tungskreis einbezogen. Mit diesem wachsenden Interesse an der schönen Form hängt auch die Zunahme der Sammler und Liebhaber zusammen, von denen viele nur das schönheitliche Moment oder dieses doch vorzugsweise ins Auge fassen. So war es für den Ver- fasser geboten, auch nach dieser Seite hin dem Bedürfnis entgegen- zukommen.
Unter Berücksichtigung dieser Umstände hat der Verfasser davon Abstand genommen, für seine Arbeit die in mancher Hinsicht prak- tische lexikalische Anordnung zu wählen, wie es Viollet-le-Duc, Planché und Gay gethan haben. Er hätte auf diese Weise seinen Stoff ver- zettelt und auf eine systematische Behandlung verzichten müssen.
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[IV/0014]
Vorwort.
die ihm zunächst zu wissen nötig sind, auf eine strenge Terminologie
und eine klare Darlegung des Formenwesens unter Berücksichtigung
der im Laufe der Zeit eintretenden Formenwandlungen und deren
Veranlassung. Was die Terminologie betrifft, so hat der Verfasser
in allen Sprachen sich nach den hervorragendsten Fachautoren ge-
richtet. So in der deutschen Sprache nach Quirin v. Leitner und
M. Thierbach, in der französischen nach Viollet-le-Duc, in der eng-
lischen nach Meyrick und Planché, endlich in der italienischen nach
A. Angelucci.
Weiterhin war der Verfasser bemüht, die Wege zur Kennerschaft
zu weisen und über die Mittel zur Beurteilung der Echtheit eines
Waffenstückes zu belehren.
Manches, das der Verfasser noch in dem Buche hätte niederlegen
können, hat er zurückhalten müssen, um den für ein Handbuch ge-
botenen Umfang nicht zu überschreiten; er hofft aber, in dem eng-
begrenzten Rahmen allen nicht zu weit gehenden Ansprüchen gerecht
geworden zu sein, insofern er auch auf die Gesichtspunkte der Kriegs-
wissenschaft neben den für die Technik, die Kulturgeschichte und
die Kunst maſsgebenden Rücksicht genommen hat.
Ist die Kenntnis der Form und der Wirksamkeit einer Waffe
einerseits zur richtigen Würdigung einer Kriegsthat erforderlich, so
bietet sie andererseits die Mittel, die äuſserliche Physiognomie einer
bestimmten Zeitperiode deutlicher hervortreten zu lassen und befähigt
uns, „mit klarem Auge in die Vergangenheit zu sehen“. Heutzutage
geht aber das Studium weit über das rein fachtechnische Gebiet hin-
aus, die Kunstwissenschaft hat die Waffe ebenso wie alle durch die
Kunst geadelten Erzeugnisse des Handwerks längst in ihren Beobach-
tungskreis einbezogen. Mit diesem wachsenden Interesse an der
schönen Form hängt auch die Zunahme der Sammler und Liebhaber
zusammen, von denen viele nur das schönheitliche Moment oder
dieses doch vorzugsweise ins Auge fassen. So war es für den Ver-
fasser geboten, auch nach dieser Seite hin dem Bedürfnis entgegen-
zukommen.
Unter Berücksichtigung dieser Umstände hat der Verfasser davon
Abstand genommen, für seine Arbeit die in mancher Hinsicht prak-
tische lexikalische Anordnung zu wählen, wie es Viollet-le-Duc, Planché
und Gay gethan haben. Er hätte auf diese Weise seinen Stoff ver-
zettelt und auf eine systematische Behandlung verzichten müssen.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/14>, abgerufen am 03.12.2024.
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