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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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Der Harnisch für den Mann in seiner Gesamtheit.
chen verstärkt, die vermutlich aufgenietet sind. Bei Vornehmen sind
dieselben entweder vergoldet oder aus Bronze gebildet. Auf der
Brust zeigt sich ein viereckiges Blatt, in den Ecken auf den Harnisch
befestigt, das wahrscheinlich eine Verdoppelung der Brustpartie dar-
stellt. Nur Vornehmere haben auch die Unterschenkel in gleicher
Weise geschützt (Fig. 135), bei den übrigen sind die Beine nur mit
engen Strümpfen bekleidet. Das Gewicht eines solchen Harnisches
mag nicht gering gewesen sein; auf der Tapete in der Darstellung
der Landung Wilhelms in England tragen zwei Knechte einen solchen
Harnisch auf einer starken Stange. (Fig. 136.)

Bei den Normanen war das Ritterwesen vollends ausgebildet;
man erkennt dieses deutlich in der minderen Bedeutung, die dem
Fussstreiter zu teil wird. In der Tapete von Bayeux sind nebst den
Reitern nur die Spiessträger geharnischt (Fig. 137.), in anderen Körpern,
wie bei den Bogenschützen, erscheint der Mann nur vereinzelt im

[Abbildung] Fig 136.

Kriegsknechte, einen Harnischtragend, aus der
Tapete von Bayeux. Ende des 11. Jahrhunderts.

Harnisch, und das Kleid der übrigen ähnelt jenen der Krieger des
8. Jahrhunderts in ihrer spätrömischen Tracht. (Fig. 138.)

Dass uns die Tapete die Tracht einer etwas späteren Zeit als
die dargestellte Eroberung Englands durch die Normanen wiedergibt,
zeigt das Reitersiegel Wilhelms des Eroberers vom Hotel Soubise in
Paris. Hier trägt der Herzog einen kugelförmigen, grossen Helm,
einen Haubert, mit sechseckigen Eisenplättchen belegt, ganz in der
Art einer Tunika geschnitten, mit kurzen Ärmeln, die Beine sind
unbewehrt. (Fig. 139.) Das Reitersiegel Wilhelms II. aber zeigt diesen
bereits im spitzen Helme mit Naseneisen, und ist genau aus der Zeit
der Fertigung der Tapete.

Vom Beginne des 12. Jahrhunderts machen sich vorzüglich an
den Hauberts Änderungen im Schnitte merklich. Zunächst erscheint

Der Harnisch für den Mann in seiner Gesamtheit.
chen verstärkt, die vermutlich aufgenietet sind. Bei Vornehmen sind
dieselben entweder vergoldet oder aus Bronze gebildet. Auf der
Brust zeigt sich ein viereckiges Blatt, in den Ecken auf den Harnisch
befestigt, das wahrscheinlich eine Verdoppelung der Brustpartie dar-
stellt. Nur Vornehmere haben auch die Unterschenkel in gleicher
Weise geschützt (Fig. 135), bei den übrigen sind die Beine nur mit
engen Strümpfen bekleidet. Das Gewicht eines solchen Harnisches
mag nicht gering gewesen sein; auf der Tapete in der Darstellung
der Landung Wilhelms in England tragen zwei Knechte einen solchen
Harnisch auf einer starken Stange. (Fig. 136.)

Bei den Normanen war das Ritterwesen vollends ausgebildet;
man erkennt dieses deutlich in der minderen Bedeutung, die dem
Fuſsstreiter zu teil wird. In der Tapete von Bayeux sind nebst den
Reitern nur die Spieſsträger geharnischt (Fig. 137.), in anderen Körpern,
wie bei den Bogenschützen, erscheint der Mann nur vereinzelt im

[Abbildung] Fig 136.

Kriegsknechte, einen Harnischtragend, aus der
Tapete von Bayeux. Ende des 11. Jahrhunderts.

Harnisch, und das Kleid der übrigen ähnelt jenen der Krieger des
8. Jahrhunderts in ihrer spätrömischen Tracht. (Fig. 138.)

Daſs uns die Tapete die Tracht einer etwas späteren Zeit als
die dargestellte Eroberung Englands durch die Normanen wiedergibt,
zeigt das Reitersiegel Wilhelms des Eroberers vom Hôtel Soubise in
Paris. Hier trägt der Herzog einen kugelförmigen, groſsen Helm,
einen Haubert, mit sechseckigen Eisenplättchen belegt, ganz in der
Art einer Tunika geschnitten, mit kurzen Ärmeln, die Beine sind
unbewehrt. (Fig. 139.) Das Reitersiegel Wilhelms II. aber zeigt diesen
bereits im spitzen Helme mit Naseneisen, und ist genau aus der Zeit
der Fertigung der Tapete.

Vom Beginne des 12. Jahrhunderts machen sich vorzüglich an
den Hauberts Änderungen im Schnitte merklich. Zunächst erscheint

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[127/0145] Der Harnisch für den Mann in seiner Gesamtheit. chen verstärkt, die vermutlich aufgenietet sind. Bei Vornehmen sind dieselben entweder vergoldet oder aus Bronze gebildet. Auf der Brust zeigt sich ein viereckiges Blatt, in den Ecken auf den Harnisch befestigt, das wahrscheinlich eine Verdoppelung der Brustpartie dar- stellt. Nur Vornehmere haben auch die Unterschenkel in gleicher Weise geschützt (Fig. 135), bei den übrigen sind die Beine nur mit engen Strümpfen bekleidet. Das Gewicht eines solchen Harnisches mag nicht gering gewesen sein; auf der Tapete in der Darstellung der Landung Wilhelms in England tragen zwei Knechte einen solchen Harnisch auf einer starken Stange. (Fig. 136.) Bei den Normanen war das Ritterwesen vollends ausgebildet; man erkennt dieses deutlich in der minderen Bedeutung, die dem Fuſsstreiter zu teil wird. In der Tapete von Bayeux sind nebst den Reitern nur die Spieſsträger geharnischt (Fig. 137.), in anderen Körpern, wie bei den Bogenschützen, erscheint der Mann nur vereinzelt im [Abbildung Fig 136. Kriegsknechte, einen Harnischtragend, aus der Tapete von Bayeux. Ende des 11. Jahrhunderts.] Harnisch, und das Kleid der übrigen ähnelt jenen der Krieger des 8. Jahrhunderts in ihrer spätrömischen Tracht. (Fig. 138.) Daſs uns die Tapete die Tracht einer etwas späteren Zeit als die dargestellte Eroberung Englands durch die Normanen wiedergibt, zeigt das Reitersiegel Wilhelms des Eroberers vom Hôtel Soubise in Paris. Hier trägt der Herzog einen kugelförmigen, groſsen Helm, einen Haubert, mit sechseckigen Eisenplättchen belegt, ganz in der Art einer Tunika geschnitten, mit kurzen Ärmeln, die Beine sind unbewehrt. (Fig. 139.) Das Reitersiegel Wilhelms II. aber zeigt diesen bereits im spitzen Helme mit Naseneisen, und ist genau aus der Zeit der Fertigung der Tapete. Vom Beginne des 12. Jahrhunderts machen sich vorzüglich an den Hauberts Änderungen im Schnitte merklich. Zunächst erscheint

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/145>, abgerufen am 23.11.2024.